Die Migros bewegt sich zügig rückwärts und schliesst neben Fachmärkten auch Restaurants. Kunden verlieren ein Stück Heimat.
Im Migros-Restaurant ist der Kaffee billig, das Essen gut, die Ambiance stimmt. Schön. Aber das ist nur ein Teil Ihrer Qualitäten. Die Lokale sind Treffpunkte. Hier begegnen sich alt und jung, Familien, Einsame, Studis, Lehrlinge, Büezer und Manager. Sie sind ein sozialer Magnet.
Ïn der Region Bern sind ein halbes Dutzend Gaststätten bereits geschlossen oder gehen nächstens zu. In der Gegend von Luzern sind drei Lokale betroffen. Vermutlich sind auch anderswo Schliessungen zu befürchten. Die Migros knausert mit Informationen. Sie beteuert, dass kein Konzept dahinterstecke. Und versichert, dass Lokale nur dann eingestellt würden, wenn sie zuwenig rentieren.
Imbissecke fürs schnelle Brötchen
Ihre ersten Gastronomie-Versuche in den Fünfzigerjahren bezeichnete die Migros als Imbiss-Ecken. Manche Seniorweb-Leserinnen und -Leser werden sich daran erinnern. Schon damals waren die Lokale bei der älteren Kundschaft beliebt. Heute verliert diese mit den Schliessungen soziale Treffpunkte und ein grosses Angebot. Die Selbstbedienung ermöglicht, genau das in jener Menge zu konsumieren, die man gerade braucht.
In manchen konventionellen Restaurants gibts Seniorenteller, kleinere Portionen, womöglich mit mehr Gemüse − alles zu einem bloss minimal verringerten Preis. Der Seniorenteller ist bei der Kabarett-Szene als Klischee beliebt. Wohl auch weil er ungewollt komisch an den Kinderteller erinnert. Poulet-Nuggets mit Frites für die Kleinen. Kartoffelstock mit Bratwurst für die Alten.
Grosseltern, Eltern und Kinder beim Zmörgele
Die Lokale haben eine vielfältige Kundschaft. Da ist die Familie, die sich jeweils am Samstagvormittag zu einem erweiterten Frühstück trifft, Grosseltern, Eltern, Kinder. In einem konventionellen Gastrobetrieb wäre eine solche Sechspersonentafel unerschwinglich. Da ist die Verkäuferin der Strassenzeitschrift Surprise, die lange vor ihrem Cafe Crème und der Crèmeschnitte sitzt.
Verschwommene Zukunft: Gastrobetriebe wissen nicht, ob und wies weitergeht. Bild zvg/pst
Der grosse orange Riese magert ab. Das Mutterunternehmen verstösst einen Teil seiner Töchter aus der Familie. Der Hotelplan verreist. Melectronic hat keinen Pfuus mehr. SportX wird vom Spielfeld verwiesen. Die Kosmetikfirma Mibelle bekommt Mitesser. Der Möbelgruppe Micasa wird der Teppich weggezogen. Beim grünen Bioladen Alnatura stehen die Zeichen auf gelb oder sogar rot.,
Mitten in einem turbulenten Rausverkauf
Seit den Fünfzigerjahren begleiteten uns die Migros-Restaurants. Wenn wir nach einem so langen Miteinander vom Tisch verwiesen werden, ist das wie eine kleine Scheidung. Und man fragt sich besorgt, ob bei einem derart turbulenten Rausverkauf beim Mutterkonzern noch sehr viel grössere Probleme anstehen. Wirft die Migros Rettungsringe aus, weil sie in ihrer Existenz bedroht ist?
Bin einverstanden! Trotzdem ein Hinweis: wenn ich in Bern ins Tibits gehe, kostet mich der Teller 13.00 plus Kaffee. Aber ich habe dort genug gegessen, denn ich lade nur eine Portion gemäss meinem Bedurfnis auf den Teller.
Das Migros Restaurant im Freudenberg, gleich bei der Autobahnausfahrt Ostring, welches existiert seit ich denken kann scheints mir, ist auch geschlossen. Es gibt eine einzige Beiz in der Nähe. Das Restaurant war immer sehr gut frequentiert, wollte man am Mittag essen gehen, musste man mit langen Wartezeiten in der Warteschlange rechnen, da Berufsleute anstanden fürs essen. Arbeiter können sich in der Regel kein Tibits leisten (für 13.- hat man kaum den Appetit angeregt, wenn man den ganzen Morgen hart gearbeitet hat!) und auch der Weg dorthin wäre wohl bei einer 1-stündigen Mittagspause zu weit. Dass das Restaurant nicht rentiert hat, soll die Migros irgendwem erzählen. Das ist eine faule Ausrede. Es gab sehr viele Stammgäste im Migros-Resti, Treffpunkt für ältere, für Familien mit Kindern, Einsame…. Aber was kümmert das heutzutage eine Migros? Aus dem fehlenden Migros-Resti hat man jetzt den Kassenbereich gestaltet, das Sortiment ein wenig grosszügiger aufgestellt, aber mehr gibt es trotzdem nicht. Es ging auch vorher sehr gut! Schade, das alles… sparen, sparen, sparen, nur nicht in den oberen Etagen.
Es ist das neue Management, das alles «besser» machen will und dafür mit dem Reissbesen wütet.
Alles was vor dem Wechsel existierte im Sortiment wurde aussortiert und weg rationalisiert. Die neue Strategie überzeugt nicht, ist auch teuer.
Ich bin ein sehr langjähriger Kunde, für mich war Migros immer erste Wahl, gute Qualität. Das ist nicht mehr so. Wer profitiert von diesen Veränderungen? Der große Rivale Coop.