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Was ist Gesundheit im Alter?

Wenn wir krank sind, gehen wir zum Arzt. Wenn wir gesund sind, tun wir, was uns und anderen Freude macht. Wie können wir möglichst lange gesund bleiben? Wie geht «Gesundheitsförderung»?

In unserer Kultur haben wir in den letzten 70 Jahren einiges geschafft: Wir werden älter und bleiben oft lange gesund! Und wir wissen wie: sich genügend bewegen, gesund essen, erfüllende soziale Beziehungen pflegen, was Sinnvolles tun, Stress managen, Krisen zu Chancen umdeuten.

Ganzheitlicher Gesundheitsbegriff

Das Gesundheitswesen wächst, die einen zahlen mehr und die andern verdienen mehr. Es hat zu wenig Ärzte, zu wenig Pflegende, zu viele Kranke. Und wir wissen auch: Gesund ist nicht nur, wer nicht krank ist.  Einige neigen seit der wegweisenden Gesundheitsdefinition der WHO von 1946 zu einem ganzheitlichen Gesundheitsbegriff: «Gesundheit ist ein Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen.»

Eine naturwissenschaftlich orientierte Medizin ist zuständig dafür, Krankheiten des Körpers zu diagnostizieren und Therapien zum körperlichen Wohlbefinden vorzuschlagen. Gerade im operativen Bereich hat man in letzter Zeit enorme Fortschritte erreicht. Viele Krebsdiagnosen sind keine Todesurteile mehr.

Schwieriger wird es bei psychischen Krankheiten. Die Antipsychiatrie hat spätestens seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts Definitionen des «Wahnsinns» oder des «Irreseins» in Frage gestellt. Behandlungen in Irrenanstalten (heute psychiatrische Kliniken genannt) wurden und werden kritisiert, etwa Zwangsbehandlungen, neurochirurgische Eingriffe, Stigmatisierung von «Abnormalen», problematischer Einsatz von Psychopharmaka. Nichtmedikamentöse Therapien mit der Unterstützung von Psychologen, Sozialarbeitern, von An- und Zugehörigen rücken immer mehr in den Vordergrund.

Viele ältere Personen streben nach einer Verlängerung der Lebensspanne. Dabei ist empfehlenswert, nicht einem Gesundheitswahn zu verfallen und sich nur noch um seine Gesundheit zu kümmern mit extremen Diäten, mit übermässig viel Sport, mit Nahrungsergänzungsmitteln, mit ständigem Messen von Gesundheitsmarkern und einer fortlaufenden Selbstoptimierung. Mit einem Waschbrettbauch ins Grab zu sinken, kann kein Ziel sein, vor allem weil man heute nach dem Tod grossmehrheitlich eingeäschert und nicht irgendwann leiblich von den Toten zum ewigen Leben auferstehen wird.

Mann mit Waschbrettbauch und einer gut ausgebildeten Muskulatur allüberall. Fitness im Alter zeigt sich anders. (Foto StockSnap von pixabay)

Ein Paar geniesst das Seilhüpfen im Freien. Das Plaudern zwischendurch erhöht die Lebensqualität (Foto von freepik)

Früher war die Ansicht verbreitet, dass mit dem Altern auch Beschwerden, Schmerzen, Krankheiten auftauchen können, mit denen man schlicht und einfach zu leben habe, weil es zum Altern gehöre. Trotz altersbedingten Einschränkungen gehe es im Wesentlichen darum, noch einen schönen Lebensabend im Kreise seiner Lieben zu verbringen oder Freude in einer sinnvollen Beschäftigung zu finden. Heute nimmt eine multimorbide ältere Person nicht selten viele Medikamente ein, und der Besuch von Fachärzten wird zu einer Hauptbeschäftigung. Es besteht die Gefahr der Übermedikation und der Futilität, also der wirkungs- und/oder aussichtslosen medizinischen Behandlung. Um diese Gefahr zu vermindern, sind immer wieder ganzheitliche Perspektiven und eine bessere Koordination der Handlungsweisen von medizinischen Spezialisten einzufordern.

Viele kennen ältere, stark beeinträchtigte Personen, die es schaffen, trotz altersbedingter Einschränkungen freudvoll zu leben und diese Freude sogar ausstrahlen. Sie lassen sich nicht durch schulmedizinische Diagnosen stigmatisieren. Haben sie vielleicht einen weiteren Gesundheitsbegriff, einen weiteren Begriff von Lebensqualität? Ist in gewissen Fällen ein seelisches und soziales Wohlbefinden möglich, auch wenn man täglich von körperlichen Beschwerden heimgesucht wird?

Wie ernähre ich mich gesund und wie messe ich meine Gesundheitsdaten? Naja! Aber vor allem: Wo ertappe ich mich beim freudigen und sinnvollen Tun? (Foto von freepik)

Gesundheitsförderung

Die Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung von 1986 hat das Ziel einer «Gesundheit für alle» im Sinne eines umfassenden körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens umschrieben. Danach ist Gesundheit kein bloss individuelles Ziel, sondern «ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens» und die Verantwortung für Gesundheitsförderung «liegt deshalb nicht nur bei dem Gesundheitssektor, sondern bei allen Politikbereichen.»

Was versteht die «Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung» wohl unter «Unbegrenzt langes gesundes Leben für alle»? (Foto von Wikimedia commons)

Voraussetzungen für die Gesundheit sind gemäss Ottawa-Charta «Frieden, angemessene Wohnbedingungen, Bildung, Ernährung, Einkommen, ein stabiles Öko-System, eine sorgfältige Verwendung vorhandener Naturressourcen, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit.»

So gesehen ist die «Schulmedizin» nur ein Handlungsfeld der Gesundheitspoltik. Eine Gesundheitspolitik, die auch Gesundheitsförderung im Blick hat, kümmert sich auch um ökonomische, soziale und ökologische gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen von der lokalen bis zur globalen Ebene.

Titelbild: Ein junggebliebener Alter geniesst das Runtersausen auf der Wasserrutsche (Foto von freepik)

Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung, 1986

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1 Kommentar

  1. Die Alten sind genauso divers wie die Jungen. Also bei der Gesundheitsforschung für das Alter nicht alle über einen Kamm scheren. Frau – Mann differenziert betrachten (besonders in der Medizin). Nicht jede neue Errungenschaft taugt auch etwas oder ist nötig; kritisches Hinterfragen ist immer angebracht. Die Marktwirtschaft hat die Senior:innen längst als lukratives Segment entdeckt und boomt.

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