Wer will das nicht? Ein langes, gesundes Leben ohne körperliche Einschränkungen und dann später, viel später, in biblischem Alter, einen sanften Tod. Wer will das nicht. Ich! Ich möchte jetzt geniessen, mich weder mit Kalorientabellen noch mit Alkoholverboten herumschlagen, Sport treiben, weil es Spass macht und nicht, weil ich heute noch keine 10000 Schritte absolviert habe – und einfach ab und zu unvernünftig sein.
Eben habe ich Nachrichten gehört. Der Alkoholverbrauch pro Kopf in der Schweiz ist, gemessen an früheren Jahren, deutlich gesunken. Eine gute Nachricht! Natürlich nicht für die Weinbauern. Aber für die ganze vernunftbegabte Bevölkerung, die endlich eingesehen hat, dass Genuss – und zwar jeglicher Art – ungesund, lebensfeindlich und enorm schädlich ist. Dass der Verzicht auf fast alles, was Spass macht, ein langes, gutes Leben verspricht. Und ich frage mich: Will ich das?
Ein kühles Bier, ein Glas Rosé
Um beim Alkohol zu bleiben: Natürlich gibt es die Masslosen, die Fettleber-Kandidierenden, die Alkoholkranken. Aber der Grossteil der Bevölkerung geht mit diesem «Nervengift» – das ist die Definition der WHO – doch recht vernünftig um. Nach einer langen Wanderung oder anstrengenden Stunden im Garten ein kühles Bier geniessen, ein Glas des kaltgestellten Rosé – das ist einfach nur Entspannung, Genuss. Ja, ich weiss, geniessen geht auch ohne Alkohol, aber bitte: Ein Glas Eistee ist für viele einfach nicht dasselbe.
Alkohol ist nicht nur Nervengift, Krank- und Abhängigmacher. Er ist auch ein Genussmittel, ein soziales Bindeglied.
Dass Alkohol keine gute Wahl für diejenigen ist, die mit dem Auto unterwegs sind, versteht sich von selbst. Da macht man dann auch die Erfahrung, dass geselliges Zusammensitzen nicht vom Alkoholpegel abhängig ist. Aber deswegen ganz auf dieses Genussmittel verzichten?
Sonne ist gesund!
Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir in einer genussfeindlichen und auch etwas unlogischen Welt leben. Die Sonne geniessen, ohne von oben bis unten mit Sonnenschutzfaktor 50 oder mehr eingeschmiert zu sein? Sehr gefährlich! Allerdings leiden viele, vor allem Ältere, an einem Vitamin D3-Mangel. Natürlich gibt es in der Apotheke substituierende Pillen und Tropfen, aber, und das wird immer wieder betont, der Aufenthalt im Freien, an der Sonne, ist viel effizienter. Also was jetzt? Hautkrebs oder brüchige Knochen?
Fleisch vom Grill – ein Genuss oder ein Krankmacher?
Auch der Fleischkonsum der Bevölkerung nimmt ab, in einer Zeit, wo man, wenigstens bei uns, eine unendlich grosse Auswahl hat. Ich behaupte mal, dass es früher, als höchstens am Sonntag ein Stück Fleisch auf den Tisch kam, viel weniger vegetarisch oder vegan Lebende gab. Ja, Fleisch ist, regelmässig und in grossen Portionen genossen, ungesund, aber ohne Fleisch fehlen die lebensnotwendigen Vitamine des B-Komplexes, die für viele Funktionen im Körper unverzichtbar sind. Also was jetzt?
Oder Kaffee: Ein Genussmittel, das immer wieder mal in Verruf gerät. Im Moment ist Kaffee zwar auf der «guten Seite», aber es gibt auch jetzt noch Läden, die Kaffeeersatz aus irgendetwas anbieten. Wie im Krieg, als Kaffee ein rares und teures Gut war. Und so ein «Muckefuck» nur in Ermangelung eines Besseren getrunken wurde.
Bitte nicht hinschauen! Auf dem Bild ist alles ungesund.
Es gäbe noch viele Beispiele anzuführen zum Thema grassierende Genussfeindlichkeit. Schokolade zum Beispiel: Zucker! Fett! Dass Schokolade auch einfach mal nur Trost, eine süsse Umarmung sein kann, wird vergessen. Und dass vor allem dunkle Schokolade, dank Polyphenolen und Flavonoiden auch entzündungshemmende Eigenschaften hat, sich positiv auf Herz-Kreislauf, Cholesterinspiegel und Darmgesundheit auswirken kann. Dazu kommt, dass Schokolade eine Aminosäure zur Bildung von Serotonin enthält, die durchaus als ganz leichtes Schlafmittel und Stimmungsaufheller wirkt.
Gesundheit kontra Lebensqualität
Warum nur wird heute viel mehr über Gesundheit und so viel weniger über Lebensqualität diskutiert. Ist denn ein 100jähriges Leben voller Verzicht und Einschränkungen so viel erstrebenswerter als etwas weniger, aber glückliche, genussvolle und ja, lebensvolle Jahre? Irgendwo habe ich mal gelesen, dass eine Sterbebegleiterin erzählt habe, keine und keiner der Sterbenden habe in seinen letzten Minuten bereut, nicht noch etwas mehr gearbeitet und geleistet zu haben. Aber die genussvollen Zeiten mit seinen Lieben, die sozialen Kontakte, von denen hätte man mehr haben sollen. Ob wohl jemand jemals bereut, beim Geniessen, beim Feiern, beim gemütlichen Zusammensein zu viel Zeit verbracht, statt vernünftiger gelebt zu haben?


Danke für diesen gutem Bericht
Wie wahr, wie wahr… Und Sie haben Wandern erwähnt! Das war heute mein wunderschöner Tag. Also genieße ich doch noch mein feines, 25 cl “Blonde!” 😉🌼
Dieser Bericht ist super!
Ich hatte mal einen Wein aus Arbois (F), auf dessen Etikett stand „ Plus on en boit plus on va droit“, und meine mit 99 verstorbene Tante pflegte zu sagen: Entweder es ist gesund oder es schmeckt.
Dass Allohol ein Nervengift ist, ist eine Tatsache und keine Definition (der WHO).
Wie wahr, was da geschrieben steht! Wie privilegiert wir sind, ein genussvolles Leben führen zu können und uns im Dschungel des Überangebotes sicher (d.h. mit conaissance)und freudvoll zu bewegen! Denn vergessen wir nicht: Leben ist lebensgefährlich, also geniessen und weniger Prvilegierte nicht vergessen.
Alles eine Frage des Masses! Wie gut tut es, einmal die ganze Gesundheits-Beterei links liegen zu lassen! Das sind Momente, die guttun, können lustig in Gemeinschaft sein und wir erleben die Leichtigkeit für kurze Zeit, die uns vor lauter „ richtig oder falsch“ abhanden zu kommen scheint! „ prosit, meine Lieben“! Zu deutsch; „es möge nützen“!
…Natürlich der Gesundheit!
Traue weder den Vernünftigen, noch den Massvollen, auch nicht den Demütigen und schon gar nicht den Sendungsbewussten. Sind alles Feiglinge. Das richtige Mass für Dich bestimmst Du selbst. Lebe!
so richtig und treffend! danke!