Man sieht ihn auf der Bühne, im Film, Fernsehen und amüsierte sich über seine gespielten Figuren: Emil Steinberger. Doch wie und wo er lebt, weiss fast niemand. Seniorweb besuchte das lustige Ehepaar.
In Basel in einem Aussenquartier an einem Samstag. Emil und Niccel haben ihr Atelier im Erdgeschoss eines Geschäftshauses. Wenn man die hohen Räumlichkeiten betritt, wird man beinahe von Fröhlichkeit umgarnt. Überall hängen Bilder von Niccel. Auf den Tischen liegen unzählige Fotos von Emil, die er für den Film «Typisch Emil» aussuchen musste.

Auch seine privaten Fotos hat er in Bücher verewigt
Was er speziell mache, um mit 92 Jahren noch so fit zu sein, lacht Emil und sagt mit seinem verschmitzten Lächeln: «Ich arbeite. Wenn ich neue Ideen habe, dann beschäftigt mich das so sehr, dass ich daran arbeiten muss. Die Ideen kommen immer noch. Ich kann fast nicht ruhig sitzen. Dazu ist meine Frau Niccel auch kreativ, die gerne mitarbeitet.»

Kein Tag ist wie der andere. Emil reist mit dem Auto oder mit der Bahn quer durch die Schweiz an Lesungen, Aufführungen und Auftritte. Er treibe kein Sport, nehme wenig Medikamente, erklärt er auf eine diesbezügliche Frage. Niccel malt im Nebenraum und verfolgt unser Gespräch sehr genau. Ab und zu korrigiert sie die Ausführungen ihres Mannes. Grund, sie zu fragen wie es ist, mit Emil zu leben, welchen Einfluss sie auf ihn hat.

Emil als Kunstturner in den Anfangszeiten in Luzern
Emil antwortet: «Sie hat einen sehr grossen Einfluss auf mich, immer wieder. Sie malt und macht das sehr gerne und auch ich habe als gelernter Grafiker immer wieder Bilder gemalt.»
Emil und Niccel vor der Fotoauswahl, die für den Film ausgewählt wurden
Niccel findet das Leben mit Emil sehr aufregend. Es sei immer etwas los, es gebe keine Pausen, Sie habe sich nach dreissig Jahren inzwischen daran gewöhnt. Auf die Frage, wer zu Hause kocht, sagt Niccel: « Natürlich Emil. Wenn er nicht kochen würde, würden wir verhungern. Er wäre ein sehr guter Koch geworden. Er studiert nicht Kochbücher, sondern er kocht aus dem Bauch heraus.»

Emil schaut Niccel über die Schulter, wenn sie malt
Emil sitzt daneben und lächelt. Während 20 Jahren haben die beiden wöchentlich abwechselnd ein Bild gemalt. Die Bilder wurden ein grosser Erfolg und konnten sehr gut verkauft werden. Wieviele Auftritte hatten sie? Emil: «Im Moment habe ich keinen Auftritt, weil wir am Film gearbeitet haben, den wir noch pflegen wollen. Das Echo ist gewaltig.» Und auf die Frage, wieviele Sketches er geschrieben habe, sagte Emil: «Ich habe sie noch nie gezählt, es könnten etwa hundert gewesen sein.»
20 Jahre erstellten die beiden jede Woche gemeinsam eine Zeichnung
Emil Steinberger hat in verschiedenen Filmen mitgewirkt oder diese mitgestaltet, darunter «Emil auf der Post»,»Die plötzliche Einsamkeit des Konrad Steiner», «Die Schweizermacher», «Messidor» und «Typisch Emil – Vom Loslassen und Neuanfangen». Der Dokumentarfilm «Typisch Emil», der sein Lebenswerk beleuchtet, wurde von Phil Meyer inszeniert, in enger Zusammenarbeit mit Emil und seiner Frau Niccel.

Ab hier bitte lächeln. Die Puppe, von Niccel erstellt, gefällt Emil.
Die Reaktionen auf den Film «Typisch Emil» sind emotionsgeladen. Emil: «Wenn die Zuschauenden aus der Vorführung kommen, haben sie Tränen in den Augen. Andere wollen meine Hand lange drücken oder mich umarmen. Wir hatten beim Erstellen des Films keinen missionarischen Gedanken. Im Film kommt auch die Geschichte meiner Eltern vor, die mich nie unterstützt haben.»

Emil und seine Frau Niccel
Auf die Frage, welche die erfolgreichste Nummer war, sagt Emil: «Die Leute sagen, Polizeihauptwachmeister Schnyder oder Oktern, der Blutspender, ds. Chileli vo Wasse, die Zugfahrt Richtung Gotthard, es ist so verschieden, ist breit gestreut. Man kann nicht sagen, eine Nummer sei die Beste.» Er schreibe noch an einer Biografie und werde dann weiter planen. Das Alter sei für ihn kein Thema und nach dem Tod sei es sowieso fertig, sagt er zum Schluss.
Fotos: Josef Ritler


Emil Steinberger sehe ich als Ausnahme-Erscheinung. Vor Jahren war er nicht zwäg, hat zB die Feier in der Aula der Univ.ZH abgesagt, in der er hätte erscheinen sollen, was auch per zoom nicht möglich war. Offenbar ist er jetzt wieder stark auf den Beinen?
In einem Interview in der NZZ hat Niccel sich jüngst beklagt, stets Dienerin der Majestät gewesen zu sein und nie ihre eigenen Projekte, als Clownin, habe verwirklichen können.
Dieser Artikel wirkt wie PR. Selten werden Männer so alt und bleiben aktiv. Das ist höchst erfreulich, aber doch sehr selten. Ich erlebe viele Abbau-Prozesse bei Männern, noch jünger als er.