Putin (73) will sein Reich mit allen Mitteln bis an den Atlantik ausdehnen. Xi Jinping (71) will China zur wirtschaftlichen Weltmacht Nummer eins führen. Und Trump (79), immer noch militärisch und wirtschaftlich der Mächtigste der Drei, sieht sich als weltweiten Friedensstifter und will eines: den Friedens-Nobelpreis, den er schon längst hätte erhalten sollen, so seine Gewissheit. Putin und Xi Jinping sind Autokraten. Trump gebärdet sich zusehends wie einer, könnte, müsste aber den andern beiden Einhalt gebieten.
Für Putin ist „der Zerfall der Sowjetunion die grösste geopolitische Katastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts», wie er immer wieder unmissverständlich klarstellt. Nicht erstaunlich deshalb, dass er dem Sowjetreich nachtrauert, es wieder herstellen will. Nach der Ukraine sieht er auf dem Weg an den Atlantik zuerst Polen, dann die ehemalige DDR und damit Berlin vor seinen Augen. Und die Schweiz wäre nur noch durch Westdeutschland vom Putins erträumten, wiederentstandenen neu «Gross-Russland» statt Sowjetreich getrennt. Er hätte die USA definitiv aus Europa vertrieben.
Frankreich, Grossbritannien, Deutschland und die nordischen Staaten finden sich – zwar zögerlich und mühsam – doch noch zur tatkräftigen Gruppe der Willigen, die Putins hegemoniales Machtstreben zu verhindern trachten. Weit mehr: Sie müssen es zwingend verhindern. Sie sind endlich zur Gewissheit gelangt, dass Putin seinen Angriffskrieg in die Ukraine ohne Wenn und Aber gewinnen will und wohl muss. Und Trumps USA sind zu unsicheren Verbündeten geworden. Putin will seine Mission erfüllen, sein Versprechen gegenüber seiner duldsamen, leiderfahrenen Bevölkerung einlösen, um sie und uns in eine bessere, in eine russisch-orthodox geprägte Zukunft zu führen. Er will sie vor dem dekadenten Lebensstil des Westens schützen. Uns will er aus dem westlich, vermeintlich freien, demokratischen Irrweg befreien. Und es gibt im Westen nicht wenige, gar Parteien wie die deutsche AfD, wie Exponenten der SVP, die sich «als Russland-Versteher» gebärden, aber zu wenig von Russland und Russisch schon gar nicht verstehen“, wie dies Karl Schlögel (77), der Friedenpreisträger 2025 des deutschen Buchhandels, in seiner Dankesrede formulierte.
Es ist sein neuestes Buch «Entscheidung in Kiew»*, das zum Verstehen beiträgt. Und es ist die tiefgreifende, umfassende Recherche vom Journalisten-Ehepaar Katja Gloger (65) und Georg Mascolo (61), die uns weiterhilft, zu verstehen, wie und warum Putin zum Kriegsherrn mutierte. Wie er 2001 im deutschen Bundestag noch «ein friedliches Europa mit Russland» beschwor, stehende Ovationen hervorrief und jetzt gnadenlos die Ukraine mit Flugmarschkörpern, Granaten, Drohnen-Schwärmen und starken Artillerie-, Panzern- und Infanterieverbänden in die Knie zwingen will. Als erste Etappe in seinem Feldzug an den Atlantik. Drei Jahre haben Gloger und Mascolo an ihrem Buch «Das Versagen»** gearbeitet. Haben Dutzende Akteure befragt, Dokumente zusammengetragen, geheime Unterlagen gesichtet. Sie sind auf Menschen gestossen, die eine enge Beziehung zu Putin hatten und haben. Wie Putin im KGP-Team gegen eine Stasi-Mannschaft Fussball spielte. Wie er als Oberstleutnant des Geheimdienstes 5 Jahre in Dresden lebte. Wie er sein Deutsch perfektionierte, sich aneignete, Menschen zu umgarnen, sie in seinen Bann zu ziehen. Wie er sich in den Petersburger Stadtbehörden hochdiente, sein Geheimdienst-Umfeld weiter umsichtig pflegte. Und als er von Boris Jelzins Gnaden zuerst Ministerpräsident und danach Staatspräsident wurde, liess er sich von zwei hochrangigen Deutschen Impulse für seine Bundestagsrede geben. Bundeskanzler Schröder und seine damalige Frau lud er zu einer weihnächtlichen Schlittenfahrt ein, zog ihn in seinen Bann und liess ihn nie mehr von der Angel.
Ein Schicksals-Jahr war 2007. An der Münchner Sicherheits-Konferenz liess Putin seine deutschfreundliche Maske zum Schrecken insbesondere der deutschen Teilnehmenden fallen. Schon jetzt würden 5’000 US-Soldaten an der Grenze zu Russland stehen, weitere würden dazukommen, Raketenstellungen ebenso. Putin machte klar, dass er ein Europa ohne die USA wolle, dass die Nato nichts an der Grenze Russlands zu suchen habe. Gloger und Mascolo weisen akribisch nach, dass die deutsche Bundesregierung immer wieder gewarnt worden sei, nie aber die notwendigen Konsequenzen aus den Erkenntnissen gezogen habe. Einmal habe die Regierung eine Analyse in Auftrag gegeben und interessanterweise habe sie aus den drei vorgeschlagenen möglichen Szenarien das als «das unwahrscheinlichste» beurteilt, welches heute Realität sei. Das Versagen der deutschen Regierung sei derart offensichtlich, weshalb sie ihrem Recherche-Buch den Titel «Versagen» gegeben hätten.
Und wir? Wir sollten es einfach lesen, uns kundig machen. Es lohnt sich. Vor allem auch deshalb, weil der Ernst der Lage in der Schweiz noch nicht genug zur Kenntnis genommen wird. Insbesondere in Bundesbern. In der Politik.
*»Entscheidung in Kiew*, erschienen im Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-27657
**«Das Versagen» , erschienen im Ullstein-Verlag, ISBN: 978-3-550-20437-2


Herr Schaller hatte bisher viele vernünftige Beiträge. Nun sträuben sich mir die Nackenhaare. Die geopolitischen Spielchen der USA bei der NATO-Osterweiterung werden nicht neutral recherchiert. Schon Galileo Galilei wusste:» Zwei Wahrheiten können sich nicht widersprechen». Heute ist die «Wahrheit» ein Geschäftsgeheimnis. Die entfachte Kriegshysterie gegen Russland hat Methode. Die europäische Geschichte ist der beste Lehrmeister mit den unaufmerksamsten Schülern! Krieg ist der beste Kaufmann. Er macht aus Eisen Gold (frei nach Friedrich Schiller) !Ein ehem. Zwickauer Bergmann lässt grüßen-Glück auf!
Herr Schachtziegenverbandspräsident, was genau wollen Sie uns mit ihren «Zitaten» mitteilen? Ich verstehe nur Bahnhof……
Wir haben aus der Geschichte nichts gelernt! Geschichte ist auch ein Frühwarnsystem!
Mir hat der Artikel Schaller sehr zugesagt und ich bin ganz einverstanden. Den Leserbrief Rucks kann ich nicht verstehen. – Mit besten Grüssen an Anton Schaller, ich freue mich auf seine nächsten Beiträge.
Dass Seniorenweb sich beteiligt. Ab jetzt keine News!
Das westliche Narrativ zeichnet Wladimir Putin als unersättlichen, mit Hitler vergleichbaren Expansionisten, der grundlos in die Ukraine eindrang, um Land einzunehmen. Eine falsche Darstellung. In Wirklich tragen die USA und NATO erhebliche Verantwortung für die Ukraine-Krise.
JETZT: Das Ansinnen unserer Politiker für einen teils korrupten ukr. Staat die eigenen dt. SÖHNE/TÖCHTER zu rekrutieren? – unglaublich. Man denke zum möglichen getötet werden, während ukr. SÖHNE/TÖCHTER mit Bürgergeld auf Steuerzahlerkosten unbeschadet in D leben??
Haben die ALten keine Aufgabe, dass sie ungleich Kriegshetze u. Armut für die Jungen betreiben?
Früher waren Oma’s und Opa’s weise und hütende Wesen!
Was meinen Sie mit «früher»? Vor, während oder nach den beiden Weltkriegen, um nur die grössten zu nennen? Die Oma’s sollten Sie besser aussen vor lassen. Die Frauen, die Kinder und die Alten sind es doch, die am meisten unter der Gewalt und Zerstörung zu leiden haben und hatten. Kriege werden seit Menschengedenken immer von Opa’s resp. den jeweils herrschenden Männern angezettelt und durch Soldaten grausam in die Tat umgesetzt. Von wegen «weise und hütende Wesen». Unsere Welt wird seit Jahrtausenden von Männern beherrscht und es sieht auch 2025 nicht so aus, als ob sich daran etwas ändern wird.
Vielleicht sollten sich Herr Schaller und Herr Ruck einmal in die Lage von Putin und seinem
Russland versetze, bevor sie ungefiltert die westlichen Weisheiten nachbeten. Wer hat an Putin Friedensversprechen abgegeben mit der Absicht, durch die Hintertür den Westen und die Ukraine aufzurüsten? Putin? Nein, der hinterhältige Westen wars zusammen mit der korrupten Ukraine! Und jetzt, da sich Putin nicht mehr anders zu wehren wusste als Nägel mit Köpfen zu machen, wird er zum Kriegstreiber hochgeschwatzt und – geschrieben.
Und was ist mit den USA? Die reiben sich die Hände wegen ihrer bestens laufenden Rüstungsindustrie und schauen grinsend zu, wie sich Europa für sie an einem Krieg beteiligen will, den die USA via NATO intrigiert haben. Und die ganzen Flüchtlinge aus der Ukraine nehmen auch nicht die USA auf sondern wer? Genau. Die naive, hinterhältige und kriegstreibende EU. Deutsche Frauen und Männer an die Front und die ukrainischen «Flüchtlinge» und Kriegsverweigerer in der EU durchfüttern… Auch eine Art von Völkerverständigung.
Mit Ihren hasserfüllten Sätzen erreichen Sie nur noch mehr Teilung und Einseitigkeit des Denkens; hilfreiche und mutmachende Aufforderung zum Frieden schon gar nicht. Sie sollten sich seriöser informieren. Sorry, meine Meinung.
Ergänzend zur Kolumne und den Buchtipps von Anton Schaller: Bei der freien Enzyklopädie Wikipedia finden sich viele gute und seriöse Informationen über Russland und Putin. Auch in den Mediatheken von ARD und ZDF findet man gut recherchierte Dokumentationen zu diesen Themen.