Was ist das für ein Leben! Am Morgen setzt man Eistee an, aus verschiedenen Minzesorten, Zitronenmelisse, Borretsch und den gelben Blütenblättern der Ringelblumen und sieht dann man Garten zu, wie alles wächst und gedeiht. Die Schnecken haben sich unter die grossen Blätter des Rhabarber zurückgezogen und werden dort hoffentlich alle vom Igel aufgespürt, der beim Einbruch der Dunkelheit eifrig über den Sitzplatz beinelt.
Wir aber sitzen bis nach Mitternacht draussen, plaudern, trinken ein Glas oder zwei und essen Wassermelonenstücke aus einer grossen Glasschale – und geniessen den Sommer. «Man merkt bereits, dass die Tage wieder kürzer werden», sagt einer mit Blick auf die Uhr.
Vorsorgen für nächstes Jahr
Und diese Bermerkung kommt mir am nächsten Tag in den Sinn. Bald ist es Zeit, an den Herbst, ja sogar an den nächsten Sommer zu denken. Diesmal will ich Fingerhut und Rittersporn so zeitig aussäen, dass ich Ende September kräftige Jungpflanzen an die Plätze setzen kann, wo sie im nächsten Jahr blühen sollen. Und vom Lavendel muss ich auch wieder Stecklinge schneiden, damit ich, ebenfalls im nächsten Sommer, einige der überalterten und stark verholzten Stöcke ersetzen kann.
Meine Freundin steckt sogar die Triebe der kleinen Fairy-Röschen, die im Staudenbeet einen anmutigen Teppich weben, in kleine Töpfe und hat meist Erfolg damit. Was sie nicht selber braucht, verschenkt sie als immer gerne gesehenes Mitbringsel.
«Selbstgemachter» Weinberg
Vielfach wird ja empfohlen, im Frühling, zu Beginn der Vegetationsperiode, Pflanzen zu vermehren. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass Lavendeltriebe, die nicht mehr so weich sind, sich besser in die Erde stecken lassen und eigentlich gut anwachsen. Wie gut, das ist dann eine Sache des Wetters. Aber vom Wetter wollen wir jetzt nicht reden, das war in diesem Frühjahr lange genug Thema Nummer eins unter Gartenfreunden.
Kürzlich stand ich in unserem Schrebergartenareal vor einer Parzelle, die rundum eingefasst war mit mannshohen Rebstöcken, die alle reichlich Früchte angesetzt haben. Der Besitzer der kleinen Weinbauanlage, ein Portugiese, zeigte mir, wie er Seitenschosse an älteren Rebstöcken zum Boden leitet und ein Jahr darauf einen neuen Weinstock pflanzen kann.
Das habe er in Portugal so gelernt und es funktioniert ganz offensichtlich auch in unserem Klima. 60 Liter Wein habe er letztes Jahr gekeltert, erzählt er stolz. Hoffentlich bekamen die «selbstgemachten» Rebstöcke etwas vom Feuer und der Begeisterung des Gärtners mit. Dann ist der Wein vielleicht sogar trinkbar.
Mischkultur
Ich begnüge mich damit, die abgeernteten Spinatreihen mit Setzlingen vom Lauch und Endivie zu füllen. Bis der Salat grösser ist und mehr Platz braucht, werden die Fenchel und Kohlräbli daneben längst auf unseren Tellern gelandet sein. Und der Lauch wächst ja vor allem in die Höhe – also eine ideale und platzsparende Mischkultur.
Im Übrigen aber sollte in diesen so lange ersehnten und so vergänglichen Sommertage das wichtigste «Gartengerät» der Liegestuhl sein. Ja, und natürlich die Giesskanne. Jetzt wässert man die Pflanzen mit Vorteil am Abend. Sie können sich dann über Nacht erholen und stehen am Morgen stramm und in voller Pracht wieder da.
Sobald es kühler wird, muss der Giessplan aber angepasst werden. Dann bekommen die Pflanzen am Morgen Wasser, damit ihre Blätter im Laufe des Tages abtrocknen können. Sonst drohen Pilze und Schimmel. Aber so weit ist es zum Glück noch nicht.