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Demontage eines Politikers

Der Churer Krimiautor Robert Vieli äussert sich zu zu seinem Schreiben und zu seinem neusten Kriminalroman «Demontage eines Politikers».

Der Zeit seines Lebens rastlose Mediziner, mein ehemaliger Hausarzt, Dr. med. Robert Vieli aus Chur, hat seinen Beruf schon seit Jahren an den Nagel gehängt und ist endgültig in seine zweite Passion, das Schreiben, umgestiegen. Schon als Gymnasiast hat er Gedichte und Theaterstücke verfasst, später Glossen über seinen Beruf und seine Kollegen geschrieben. Seit seiner Pensionierung hat er Freude am Kriminalroman gefunden, nicht an billigen Reissern, sondern gesellschaftskritischen und humorvollen Charakterzeichnungen, in denen er der hohen Obrigkeit, seiner Berufsgilde, manchmal auch seinen Patienten einen Spiegel vorhält. Keinen Vexierspiegel, sondern einen, der verblüffende Ähnlichkeiten mit lebenden und verstorbenen Personen aufweist, was der Autor selbstverständlich vehement bestreitet.

Sein neuester Bündner Kriminalroman

Wir haben den 1935 geborenen Robert Vieli kürzlich im Arcas, in der Stadtbibliothek in Chur, aus seinem neuen Krimi „Demontage eines Politikers“ vor einem stattlichen und interessierten Publikum lesen hören. Darin geht es um Isidor Eichhorn, den „ersten parteiunabhängigen Nationalrat Graubündens“, einen Macher und Tourismus-Vermarkter, der aber im Parlament in Bern zum enfant terrible mutiert.

Wir haben Robert Vieli vor der Lesung einige Fragen gestellt, weil uns nach drei Rezensionen über seine früheren Bücher, einmal interessierte, was Vieli selber zu seinen Kriminalromanen zu sagen hat.

Herr Dr. Robert Vieli, nun ist Ihr dritter offizieller Krimi erschienen. Oder dürfen wir auch „Das Sterben eines Zynikers“ dieser Literaturgattung zuweisen?

Robert Vieli:  Nein! „Das Sterben eines Zynikers“ würde ich nicht als einen Krimi bezeichnen, sondern als eine Charakterstudie, der eine alte Erinnerung aus Spitalarztzeiten zugrunde liegt.

Scheint es nur so, oder stimmt der Eindruck, dass Sie sich im Kriminalroman wohlfühlen, weil Sie da auf die Pauke hauen und einige mehr oder weniger liebenswürdige Zeitgenossen durch den Kakao ziehen können?

Ihr Eindruck täuscht Sie nicht ganz, doch würze ich den Kakao mit Ironie und etwas Skurrilität. Zutaten, die in den gängigen Kriminalromanen oft zu kurz kommen.

In diesen Krimis von Robert Vieli steht viel Spitzbübisches. Mit feinem Humor und manchmal stichelnder Ironie baut der Erzähler einen Plot auf, der eigentlich überall spielen könnte, durch genaue Orts- und atmosphärische Schilderungen aber doch sehr bündnerisch wirkt. Die Welt wird zu Rätien, die Stadt zu Chur, die Personen im Roman zu Menschen, die uns in der Reichsgasse oder auf dem Arcas tagtäglich begegnen könnten. Ist es die Heimatliebe, die Sie zum Bündner stempelt?

Selbstverständlich! Doch meine Heimatliebe, wie Sie es nennen, artet zuweilen etwas aus, wie es gerade mein letzter Krimi „Die Demontage eines Politikers“ recht deutlich zum Ausdruck bringt. Zudem halte ich Heimatliebe für einen zu pathetischen Begriff.

Zuerst, noch im „Zyniker“ verzichteten Sie auf einen polizeilichen Ermittler.im „Duft des Verbrechens“ ermittelt ein griesgrämiger Polizist namens Hafen, doch in „Hinter der Mauer“ und jetzt auch in der „Demontage eines Politikers“ fahndet ein bereits pensionierter Kommissar Fürbass. Wie kam es zu dieser Neubesetzung?

Eigentlich habe ich mir schon lange vorgenommen, eine Reihe von Krimis mit gleichbleibendem Personal zu schreiben. Eine Serie von „Fürbasskrimis“ schwebt mir vor. Und schriebe ich den „Duft des Verbrechens“ neu, hiesse auch dort der Kommissar Jonas Fürbass. Jedenfalls stehen bereits mehrere Fürbasskrimis zum Druck bereit.

Sie, Dr. Vieli, stammen aus einem „politischen“ Haus, ihre Sippe gehört seit Jahrhunderten zu den regimentsfähigen Familien. Hatten Sie in der Jugend auch politische Bedürfnisse, die Sie damals wegen Ihres Berufs nicht stillen konnten. Jetzt aber holen Sie nach. Oder nicht?

In der Tat beginnt die politische Vergangenheit meiner Familie bei meinem Ururgrossvater und setzte sich in jeder Generation bis zu meinem Vater und meinem Bruder fort. Trotzdem verspürte ich nie einen Drang, mich selbst politisch zu betätigen. Ich lebe lieber meinen Hang zur Kritik an der Politik aus.

Ihre Kriminalgeschichten zeugen von einem eminenten Geschichtswissen und –bewusstsein. Sie greifen immer mal wieder in die rätische Geschichte und die Bündner Wirren zurück. Fasziniert Sie die Geschichte oder mehr die Geschichten, die dahinter stehen?

Meine Kenntnisse der Bündner Geschichte halten sich in Grenzen. Ich recherchiere nur, wenn ich muss. Und für meinen neuen Krimi brauchte ich nicht in den Geschichtsbüchern zu blättern, da die Geschichte keinen historisch belegten Sachverhalt wiedergibt, sondern eine reine Utopie. Geschichte fasziniert mich, Geschichten noch viel mehr, insbesondere wenn sie nicht stattgefunden haben.

Haben Sie unter den gegenwärtigen oder früheren Kommissaren der weltweiten Kriminalroman-Literatur irgend welche Vorbilder für Hafen oder Fürbass?

Eigentlich nicht! Vorbilder halte ich für die Saboteure an der Eigenständigkeit.

Kriminalromane schreibt man zur eigenen Ergötzung, zur Bewältigung privater Schwierigkeiten mit andern in Schwierigkeiten versinkenden Zeitgenossen, als Menetekel oder als Unterhaltung? Können Sie uns etwas über Ihre Motive verraten?

Jeder Autor schreibt zunächst für sich selbst. Je länger er es aber tut, desto stärker wird sein Verlangen, auch gelesen zu werden und anderen seine Gedanken aufdrängen zu wollen. Motive sind nun einmal nicht so erhaben, wie viele glauben.

Können Sie sich vorstellen, dass eines Ihrer Werke einmal für Fernsehen oder Kinoleinwand verfilmt wird? Oder als Hörspiel im Radio gesendet wird?

Eine verführerische Vorstellung, gegen die ich gar nichts einzuwenden hätte. Gerade meine Vorliebe für Dialoge könnte ein Drehbuch begünstigen.

Dr. Robert Vieli, ich danke Ihnen für dieses Gespräch und viel Erfolg mit „Demontage eines Politikers».

Robert Vieli, «Demontage eines Politikers», Kriminalroman, Südostschweiz-Buchverlag ISBN:  978-3-906064-20-8

 

 

 

 

 

 

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