StartseiteMagazinKolumnenS-Bahn-Stühle und heisse Kartoffeln

S-Bahn-Stühle und heisse Kartoffeln

Sprache kann so schön sein. So farbig, bildhaft und lautmalerisch. Manchmal allerdings schleichen sich falsche Bilder ein. In einem Fall wird es richtig eklig.

Aber zuerst die heisse Kartoffel. Der Flugplatz Dübendorf soll so eine sein. Eine recht grosse wohl – oder ist damit wohl gemeint, das Areal eigne sich nur noch als Kartoffelacker? Weder noch. Es ist nur ein falsches Bild. Der Flugplatz ist zu einem Zankapfel geworden, nicht zu einer heissen Kartoffel. Denn letztere lässt man umgangssprachlich fallen. Wenn etwas zu brenzlig, jemand untragbar geworden ist. Wer schon mal eine heisse Kartoffel direkt aus der Pfanne in die Hand genommen hat, begreift dies sofort.

Sprachbilder lockern zwar einen Text auf, sind aber heikel und sollten genau überlegt werden. So kann keiner sagen, der Gewinn einer Firma sei ein Kind mitsamt einer Badewanne. Obwohl man beides ausschütten kann. Oder der «Klassiker»: «Er schlug den Weg nach Hause und zwei Fensterscheiben ein.» Zeichne!

En Guete!

Heiterer Schlusspunkt der Kunstausstellung Manifesta in Zürich: Das Fäkalkunstwerk von Mike Bouchet – 80 Tonnen stinkender Klärschlamm, zu einer grossen Platte gepresst und wochenlang die Umgebung verpestend – diese zu Kunst erhobene Scheisse werde wohl, ist zu lesen, am Ende der Ausstellung wieder dort landen, wo sie hergekommen ist, in der Kläranlage. Man suche zwar noch einen Käufer, «aber bisher hat noch keiner angebissen».Wen wunderts.

Braucht ein Stuhl Beine?

In der S-Bahn wurde ein Stuhl beschädigt. Seit wann hat es in einem Bahnwaggon Stühle? Das sind doch Sitze. Stühle – das sind die mit, in der Regel, vier Beinen – stehen am Tisch, in der Beiz, im Büro. In der Schule auch, aber dort sind sie mit den Pulten zu Schulbänken verbunden – früher real, heute nur noch im Sprachgebrauch. In der Kirche hat es Kirchenbänke und, sofern katholisch, Beichtsitze – äh, -stühle.

Handmade

Ein Produkt, ein Kleid etwa, kann von Hand gemacht oder manuell gefertigt sein, vielleicht auch handwerklich schön verarbeitet. Nur händisch ist es nicht, obwohl das immer wieder geschrieben wird. So wie es auch nicht füssisch heisst, wenn man irgendwohin zu Fuss hingehen muss. Hündisch würde es geben, was allerdings nicht heisst, das etwas von einem Hund gemacht ist, sondern ein Synonym ist für kriecherisch, unterwürfig. Sprache ist doch immer wieder ein Abenteuer!

Man muss schon routiniert sein, wenn man allen falschen Sprachbildern und sonstigen Fallen ausweichen will. Wenn man allerdings einen Fehler entdeckt, bei einem routinierten Check, ist man schon wieder gestolpert. Also sprachlich. Denn Fehler werden nicht bei routinierten Checks gefunden, sondern bei Routinechecks. Also, wenn man regelmässig, stündlich, täglich, wöchentlich etwas überprüft. Es kann ein routinierter Prüfer sein, aber seine regelmässige Abfrage sind leider schlicht – Routine.

Der Wurm wundert sich nicht

Ja, solche Fehler können einen wurmen. «Es wurmt mich, wie man das besser machen kann»ist allerdings schon wieder falsch. «Es fragt sich», heisst das, oder noch besser «ich frage mich». Und ich wurme mich nun weg, in den Feierabend. Obwohl das auch falsch ist. Schlangen schlängeln zwar, aber Würmer wurmen nicht. Schnecken auch nicht.

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