StartseiteMagazinKulturRippergames – mörderisch turbulent

Rippergames – mörderisch turbulent

Amandas Suche – Einem virtuellen Internet-Spiel von Jugendlichen stehen reale Mordfälle in San Francisco gegenüber.

Amanda ist die Tochter von Indiana, die eine Praxis als Heilerin hat, und Bob Martin, dem Leiter der Homicide Division, dem Morddezernat von San Francisco. Die Eltern sind geschieden. Während der Woche lebt Amanda in einem Internat. Ihr Lebensmittelpunkt und Lebenshalt ist ihr Grossvater Blake. Er ist Apotheker von Beruf. So weit das Personal der Familie in Amandas Suche, dem neuen Roman von Isabel Allende.

Isabel Allende. Foto © Lori Barra

Amanda ist Spielleiterin eines virtuellen Kriminalspiels mit Videokonferenzen, genannt: The Ripper. Die Teilnehmenden sind über die ganze Welt verteilt und alle irgendwie beschädigt: ein querschnittsgelähmter Junge, einer mit einer Angstneurose, ein hochbegabter Waisenjunge und ein magersüchtiges Mädchen. Mehr und mehr werden die Ripper-Spieler in eine Mordserie einbezogen, die Amandas Tante, eine anerkannte Astrologin, vorausgesagt hat.

Mit von der Partie sind Mutter Indianas Liebhaber, Allan Keller und der ehemalige Navy Seal Ryan Miller, also ein Afghanistanveteran. Die Mordopfer tragen alle unerklärliche Merkmale am Körper. Zwischen ihnen ist zuerst kein Zusammenhang ersichtlich. Da verschwindet Indiana spurlos – und das Ripperspiel wird blutiger Ernst.

Mit Amandas Suche legt die gut siebzigjährige chilenische Autorin Isabel Allende, der 1982 mit ihrem Debütroman Das Geisterhaus ein internationaler Welterfolg gelang, ihren ersten Kriminalroman vor. Die Handlung ist in ihrer neuen Wahlheimat Kalifornien angesiedelt. Die Nichte des mithilfe des amerikanischen Geheimdienstes ermordeten Premiers von Chile, Salvador Allende, lebt seit 1988 in Kalifornien. Seit sie achtzehn war, arbeitete sie als Journalistin und TV-Moderatorin. 1975 musste sie wegen des Umsturzes und der Diktatur von Augusto Pinochet ins Exil, zunächst nach Venezuela.

Krimileserinnen und -leser werden enttäuscht sein. Dominant in der Handlung sind die Mitglieder der Familie Martin. Das Buch ist ein Mix aus Krimi und Familiensaga, Gesellschaftsstudie, Medienkritik und Jugendporträt. Und doch fehlt es nicht an Spannung – Verwicklungen zwischen den einzelnen Personen und der schrittweise Aufbau der Rahmenhandlung können schon sehr fesseln. Die Figuren sind genau charakterisiert, mit Stärken und Schwächen versehen, und jede Figur entfaltet ein Eigenleben. Die Mordfälle und Ermittlungsarbeiten sind aber durch das ganze Buch eher Nebensache. Ebenso gibt es viel unglaubwürdiges Verhalten, Ungereimtheiten und vor allem viele Klischees, die teilweise recht unrealistisch und unglaubwürdig sind.

Alles in allem: ein holpriger Krimi. Das Buch wirkt zerrissen und die verschiedenen Genres passen nicht wirklich zusammen. Lesenswert ist es, weil es kurzweilig und originell unterhält.

Isabel Allende: Amandas Suche. Berlin, Suhrkamp Verlag, 2014
Übersetzung: Svenja Becker

Titelfoto: Blick auf San Francisco © Creative Commons

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