Im Buch „Sternenkind“ schreibt Brigitte Trümpy-Birkeland, wie die Familie ihren Enkel Till durch Krankheit in den Tod begleitet und wie die Liebe die Trauer überflutet.
Im begrenzten Glück liege ein Schatz begraben. Freiwillig sucht niemand diesen Schatz, aber wer sich auf die Suche mache, der könne ihn finden, schreibt Brigitte Trümpy in ihrem Buch „Sternenkind“. In 30 kurzen Kapiteln erzählt sie, wie Till, ihr erster Enkel, wie eine Sternschnuppe vom Himmel in ihr Leben gefallen ist und wie nach sechs Jahren die Diagnose Hirntumor sein Leben und das Leben der Familie für immer verändert hat. Die Grossmutter beschreibt die Tränen, die Wut, den Verlauf der Krankheit und wie viel man lernen kann von Kindern, die ihr Schicksal angenommen haben und in der Gegenwart leben.
„Wir schaffen das nicht allein. Wir brauchen eure Hilfe“
Till hat einen Hirntumor. Die Eltern nehmen das Schicksal an. Nach der Diagnose schickt die Mutter des kranken Kindes eine SMS an ihr gesamtes Adressverzeichnis, informiert ihre Freunde und Bekannten und bittet um Hilfe. Später verschickt sie regelmässig Till-Mails, damit sie mit den Menschen vor der Haustüre nicht über die Krankheit sprechen muss. In den Mails schreibt sie, was sie brauchen kann, und was nicht. Die vielfältige Unterstützung, welche die Familie während vier Jahren bekommen hat, grenze an ein Märchen, bewundert die Grossmutter: Essen kochen, über 70 Fahrten ins Bestrahlungszentrum, fantasievoll gestaltete Bastel- und Spielnachmittage für Till und seine Freunde, Begegnungen mit den bewunderten Liedermachern Andrew Bond, Bruno Hächler und Linard Bardill, eine Einladung zu einem Fussballspiel des FC Bayern in München und viele weitere Anteilnahmen.
Im Boot auf die „Reise der Hoffnung“
Die Mutter erfindet Bilder und Metaphern, um den Kindern die Krankheit zu erklären: der Tumor und die Stücklein von Metastasen, gegen die man nun den Kampf aufnehmen müsse, das Boot, in dem die Familie nun gemeinsam sitze, der Planet Onko. Wie der Vater im Film „La vita è bella“ im KZ für seinen Sohn, baut sie für Till und für seine Schwester Malin eine Parallelwelt, „um die Kinderseelen zu beschützen“. Das Leben der Kleinen soll so unbeschwert, so fröhlich und so bunt wie möglich bleiben.
Till muss ins Kinderspital, zu Operationen ins Universitätsspital, in die Onkologie, ins Bestrahlungszentrum. Er bittet darum, im Spital nie alleine übernachten zu müssen. Die Mutter wehrt sich für seine Bedürfnisse: Eltern und Grosseltern wechseln sich ab in der Begleitung rund um die Uhr, auch dann noch, als das unüblich und eigentlich unmöglich erscheint. Später sorgt die Mutter dafür, dass es in Tills Isolationszimmer Internet gibt, „damit die Welt zu ihm hinein darf, wenn er sie doch nicht selbst erobern kann“.
Auf dem Planeten Onko
„Das ist dort, wo die vom lieben Gott vergessenen Kinder sind,“ schreibt der Bruder der Autorin nach seinem ersten Besuch im Kinderspital Zürich. Brigitte Trümpy erzählt, wie sie während ihrer ersten Nacht auf dem Klappbett neben ihrem Enkel das Grauen und die Wut gepackt haben: die prekären Platzverhältnisse, kein Raum für ein Elternpaar, kein Spielzimmer, kein gemütlicher Aufenthaltsraum, das Besuchszimmer teilen sich Eltern und Personal. Erwachsene können ihr Spital aussuchen, Kinder haben keine Wahl. Dennoch nimmt Malin, die Schwester von Till, die Onkologiestation als zweites Zuhause an, begleitet den Bruder und verbindet ihn mit dem normalen Kinderleben, auch auf dem Weg zu den 70 Bestrahlungen, die Till im Bestrahlungszentrum im Keller des Universitätsspitals Zürich bekommt.
Wenn Flügel wachsen
Nach jeder Behandlung im Spital wächst die Hoffnung, die Krankheit sei besiegt. Jeder Rückkehr nach Hause folgt eine immer anspruchsvollere Pflege rund um die Uhr. Dazwischen werden fantasievolle Pläne geschmiedet, um Till noch Wünsche zu erfüllen und den Kindern Freude in ihren Alltag zu bringen und um die pflegenden Angehörigen zu entlasten.
Vier Jahre ist die Familie im Boot unterwegs. Boatpeople nennt die Mutter ihre Truppe. Wie viel Glück haben wir doch, erklärt Till, als er in Zürich im Rollstuhl auf ein Tram wartet und eine Cobra mit Niederflureinstieg kommt. Die Kinder leben ihren Alltag selbstverständlich und lösen Probleme nach ihren eigenen Vorstellungen und werden den Erwachsenen dadurch zum Vorbild.
Die Chemotherapie belastet den Jungen immer mehr. Till würden Flügel wachsen, er spüre, dass er gehen müsse, schreibt die Mutter der Grossmutter. Till gehe auf seine eigene Art voraus, im eigenen Tempo. Er entscheide, was er brauche, und die Eltern werden ihn auf jedem Weg begleiten.
Eindrücklich beschreibt die Grossmutter das letzte Wegstück zu Hause, die sachlichen Lösungen, medizinisch mit den Ärzten besprochen, den Alltag mit der Fröhlichkeit und den Liedern der Kinder, die Begleitung durch die Theologin, die Verständnis aufbringt für die Gefühle der kirchenfernen Familie und den kindergerechten Abschied mit Hilfe der Fährfrauen.
Aus ihrer grossen Trauer hat Brigitte Trümpy-Birkeland ein tröstliches Buch geschrieben, das Mut macht für den Umgang mit Krankheit und mit den Menschen, die davon betroffen sind.
Mit weiteren Projekten will Brigitte Trümpy-Birkeland Kontakte unter Grosseltern und Hilfe für Familien in Notlagen vermitteln:
www.sternenkinder-grosseltern.ch
Bild Lead: Brigitte Trümpy-Birkeland, Foto Luisa Noser
Das Buch
Sternenkind. Wie Till seinen Himmel fand.
Brigitte Trümpy-Birkeland
2014, Wörterseh-Verlag
192 Seiten
gebunden mit Schutzumschlag
Format 13,5 x 21,2 cm
ISBN 978-3-03763-044-0
CHF 36.90/Euro 36.90
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