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Inszenierte Erinnerungen

Was vom Menschen bleibt: Rimini Protokoll gastiert mit «Nachlass – Pièces sans personnes» in der Schiffbau-Box des Schauspielhauses Zürich.

Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel arbeiten in unterschiedlichen Konstellationen unter dem Label «Rimini Protokoll». Sie gelten als die «Protagonisten und Begründer eines neuen Reality Trends auf den Bühnen» (Theater der Zeit), der die junge Theaterszene geprägt hat. Die Arbeiten finden in der bunten Zone zwischen Realität und Fiktion statt und haben international Aufmerksamkeit erregt. Seit 2000 entwickeln sie auf der Bühne und im Stadtraum ihr Experten-Theater, das nicht Laien, sondern Experten des Alltags ins Zentrum stellt.

Ein Spiel ohne Protagonisten

Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Weiterentwicklung der Mittel des Theaters, um ungewöhnliche Sichtweisen auf unsere Wirklichkeit zu ermöglichen. Den Proben zu den Stücken gehen umfangreiche Recherche-, Casting- und Konzeptionsprozesse voraus, die ca. zwei Drittel des Arbeitsprozesses ausmachen. Im von Stefan Kaegi und Dominic Huber konzipierten Stück «Nachlass – Pièces sans personnes», das in Lausanne unlängst uraufgeführt wurde und gegenwärtig in der Zürcher Schiffbau-Box gastiert, geht es um die Fragen «Was bleibt von einem Menschen?» und «Wie lässt sich Erinnerung inszenieren?».

Was bleibt: Fotos für die nächste Generation. (Fotos: Samuel Rubico)

Der Besucher betritt eine dunkle Rauminstallation mit acht engen Kojen, die man nach einem bestimmten Zeitplan nacheinander besucht. In diesen unterschiedlich eingerichteten Kojen berichten acht Menschen aus mehreren Nationen darüber, was von ihnen bleiben soll, wenn sie nicht mehr da sind. Die Protagonisten selbst sind abwesend, ihre Schilderungen und Überlegungen nur über Lautsprecher zu hören. Dabei helfen  ausgestellte Objekte (Schachteln, Base-Jumper-Anzug, Möbel, Bühne), Bilder, Fotos und Videoinstallationen, das Gehörte im O-Ton richtig einzuordnen.

Grosse Bandbreite an Antworten

Die Bandbreite der gezeigten Protagonisten ist gross: Eine EU-Botschafterin ohne Nachkommen steckt ihr Erspartes in eine Stiftung, um ihre Arbeit in Afrika nach ihrem Ableben fortzusetzen, ein Zürcher Muslim probt live die Rückführung seines Leichnams in seine Heimatstadt Istanbul, ein deutscher Banker und seine Frau erzählen vom Aufstieg nach dem Weltkrieg und rechtfertigen ihre Position im Nationalsozialismus, ein junger Base-Jumper erzählt auf dem Weg zum Absprung von den Gefahren und seiner Familie, die er im Falle seines Todes finanziell abgesichert hat, eine fotografierende ältere Angestellte fragt sich, was die vorhandenen Fotos von ihrem Leben erzählen werden, ein polnischer Wissenschaftler reflektiert in einem Spiegelkabinett über den Alterungsprozess und darüber, wann der Mensch noch Mensch ist. Auch die begleitete Sterbehilfe wird in zwei Porträts zum Thema gemacht.

Nicht alle inszenierten Erinnerungen beeindrucken und überzeugen gleichermassen. Doch insgesamt wird eine bedenkenswerte Vielfalt an Antworten geboten, was das Lebensende bedeutet und was der Nachwelt erhalten werden soll.

Weitere Spieldaten: 8., 9., 10., 11., 12. November, Einlass alle Viertelstunde ab 18 – 21.45 Uhr.

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