StartseiteMagazinKolumnenUnd die Schweiz mitten drin

Und die Schweiz mitten drin

Wie wird sich Europa entwickeln? 

Drei Entwicklungstendenzen sind in und um Europa zu erkennen. Grossbritannien will Europa, koste es was es wolle, verlassen. Eigenständigkeit vor gemeinsamem Markt. Staaten auf dem Balkan dagegen sehen ihre Zukunft in Europa, in einem Europa, das bleiben soll, was es ist: Eine Vereinigung, eine Union der Demokratie, der Meinungsfreiheit, der Rechtstaatlichkeit, des freien Marktes.

Anders Ungarn und Polen, die beiden EU-Mitglieder und ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten, wollen beides. Sie steuern, wie zu Sowjetzeiten, einer autokraten Regierungsform entgegen, ignorieren die Werte Europas, freuen sich dagegen ungeniert am Geldsegen Europas, foutieren sich aber immer mehr um die Meinungsfreiheit und die Rechtstaatlichkeit. Europa von Fall zu Fall, je nach Lust und Laune.

Im Kerneuropa machen sich zunehmend populistische Bewegungen bemerkbar, die eines wollen: Zurück zum Nationalismus, weg vom Euro hin zur eigenen Währung. Dem gegenüber schliessen sich immer mehr Europäerinnen und Europäer zusammen, die Sonntag für Sonntag in den Städten Europas für die EU auf die Strasse gehen. Sie nehmen damit auf, was die grossen Europäer Schumann, Adenauer, später Kohl und Mitterand immer wieder beschworen haben: Ein Friedensprojekt mit dem sehnlichsten Wunsch: nie wieder Krieg.

Von einem historischen Tag war die Rede, als Teresa May im britischen Unterhaus verkündigte, dass Grossbritannien das Austrittschreiben in Brüssel überreicht habe. Gleichzeitig erreichte sie die Nachricht, dass das schottische Parlament entschieden hat, noch einmal darüber abzustimmen, ob die Schotten nicht doch aus dem vereinigten Königreich aussteigen und nach einem Ja in der Europäischen Union verbleiben wollen. Und im Parlament musste sie sich Horrorszenarien anhören: Die Spaltung Grossbritanniens mache nicht Halt an der Grenze zu Schottland, auch in Nordirland wachse der Wunsch immer stärker, sich mit dem EU-Land Irland zu vereinigen. Und in Grosslondon, dem Herzen Grossbritanniens, wo die Menschen grossmehrheitlich für den Verbleib in der EU gestimmt hatten, gehe die Angst um, dass tausende, abertausende Arbeitsplätze an Kontinentaleuropa verloren gingen, in der starken, in der gar stärksten Finanzbranche Europas und im Dienstleitungsgewerbe.

Das ficht die britische Premierministerin, die ehemalige Gegnerin des Brexit, nicht an. Im Gegenteil: Sie ist wild entschlossen, Europa den Rücken zu kehren, neue Allianzen im ehemaligen Herrschaftsbereich der Briten zu schmieden, vor allem in Asien und mit den Commonwealth-Staaten.

60 Milliarden EUR soll Grossbritannien der Ausstritt kosten. Und die EU will erst dann über einen zukünftigen Freihandels-Vertrag mit dem Vereinigten Königreich verhandeln, wenn die finanzielle Frage geklärt ist. Wie die NZZ schreibt, sitzt jetzt nicht mehr Grossbritannien am Steuer, sondern die EU. Die Briten reiben sich bereits die Augen, und viele fragen sich: was haben wir uns da eingebrockt. Und die rund 3,2 Millionen Europäer, die in Grossbritannien leben, sind verunsichert, fragen sich, ob sie in England bleiben können. Und die 1,2 Millionen Briten in den EU-Staaten sorgen sich um ihre Zukunft und fragen ebenso: können wir bleiben und zu welchen Bedingungen?

Sorgen machen sich auch die Menschen auf dem Balkan. Noch sechs Länder in dieser Region im Südosten des Kontinents erhofften sich ein Zurück nach Europa: Albanien, Kosovo, Mazedonien, Serbien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina. Länder, die lange unter türkischer Herrschaft standen, warten vor den Toren Europas. Die Länder haben auch einiges zu bieten: Europa soll von der leidvollen jüngsten Geschichte des Balkan lernen, wo der Nationalismus, ethnische Auseinandersetzungen zwischen 1991 und 1995 zu einem brutalen Krieg und zu Vertreibungen führten, meint Alida Bremer, eine in Split geborene Publizistin. Der Nationalismus müsse überwunden werden. Schon jetzt aber würden die orthodoxen Christen nach Moskau schielen, die Muslime nach Istanbul, die Katholiken zwar nicht mehr nach Wien, sondern nach Berlin. Europa dürfe nicht mehr zu lange warten, resümiert Alida Bremer.

Allen drei Entwicklungstendenzen ist eines gemeinsam: ein ausgeprägter Wunsch nach Unabhängigkeit. Besonders ausgeprägt ist dieser Wunsch auch in der Schweiz. Und dies obwohl alle eigentlich wissen, dass nur ein gemeinsames Europa, das demokratisch verfasst ist, in dem die Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist, in dem die Rechtstaatlichkeit gilt, wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Das Kerneuropa hat es seit dem letzten Weltkrieg bewiesen: Aus der Asche, aus den Zerstörungen, auf den Gräbern von Millionen Toten ist nach 1945 ein Europa erwachsen, das nach wie vor wie ein Magnet wirkt: auf die Wirtschaft in der ganzen Welt, auf Flüchtlinge, selbst auf die Schweiz, die ohne die Europäische Union nicht so von den Segnungen der freien, der sozialen Marktwirtschaft profitieren könnte.

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