StartseiteMagazinKolumnenWortwahl aus der Wühlkiste

Wortwahl aus der Wühlkiste

Ein falsches Wort – und schon wird gemeckert. Meist ist das ein Beziehungsproblem. Geht es aber um die falsche Wortwahl bei Journalisten, also bei Profis – dann ist das Gemecker angebracht.

Da verfasst eine Zeitung extra auf die Ballsaison hin einen Stilratgeber. Und schreibt was? Weingläser werden am Stil angefasst – so beweist man Stilgefühl. Da kommt der Verdacht auf, da habe sich jemand schon vor dem Schreiben ein paar Gläser stilvoll hinter die Binde gegossen und dann das Glas – mit Stiel – grad noch an das Korrektorat weitergereicht. Vielleicht sollte diese Benimmregel haften bleiben: Gläser hält man mit Stil am Stiel. Oder umgekehrt?

Eigenwillige Wurstfabrikation

«Der Kutter beginnt zu rotieren», heisst es in einem Bericht über – Wurstherstellung. Also nichts mit Schifffahrt und zum Glück auch nichts mit tückischen Wasserstrudeln. Nein, hier mischt der Kutter Fleisch mit Eis und weiteren Zutaten für die Wurstfüllung. Wohl nicht mit seinem Aussenbordmotor. Eher mit scharfen Messern. Auch wenn vieles aus dem englischen Sprachraum eingedeutscht werden kann, der Cutter gehört nicht dazu. Denn «unser» Kutter ist ein Schiff und keine Wurstmaschine.

Es geht noch weiter in dieser Reportage: «Die Essenz für die Schüblige ist fertig.» Die Essenz? Also ein konzentrierter Auszug von irgendwas. Essenzen werden in der Parfümherstellung oder in der Apotheke verwendet, oder beim Kochen, wenn eine Sauce, eine Zutat wie Essig oder Zitronensaft, so stark konzentriert, also eingekocht wird, dass später wenige Tropfen zum Verfeinern gebraucht werden. Aber Schüblige, tropfenweise genossen?

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Es geht noch weiter in dieser Reportage: «Mit Hilfe einer Dülle wird die Essenz in die Wursthaut gepresst.» Bäcker brauchen dieses Gerät auch, zum Verzieren von Torten. Dort heisst es Tülle. Beim Metzger wahrscheinlich auch. So steht es im Duden. Ob wohl bei diesem Journalisten oder wenigstens im Korrektorat ein solches Buch irgendwo herumsteht?

Ein «r» macht aus grossen Schritten ganz kleine. «Die Geisha tippelt ihren Gästen entgegen.»Sie ist also ein Tippelbruder, ein Handwerksbursche, der mit weitausholenden Schritten durch die Landschaft zieht. Er braucht das «r» ganz sicher nicht. Die Geisha mit ihren kleinen Schrittchen aber schon.

Lammburger auf vier Beinen

Schafe werden jetzt im Frühling geschoren. Das ist die Schafschur. Schafe werden nicht geschärt, auch wenn das in einer Reportage so steht. Dann wäre es nämlich die Schafschar. Da macht das eine oder andere Schaf zwar Scherereien, aber keine Schärereien oder Schurereien. Dafür laufen einem laut Bericht die Lammburger, die am Grill gebraten werden, nicht jeden Tag über den Weg. Ausser bei der Schafschur. Oder Schär. Oder Schererei.

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