Der Dresscode

Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!

Seit sich die Höhlenmenschen und später die Pfahlbauer in die Felle erbeuteter Tiere hüllten, spielen die Kleider im Leben des Homo sapiens eine zentrale Rolle. Einerseits, um den Einflüssen des Wetters zu begegnen, anderseits um die Standesunterschiede zu markieren und um zu gefallen – vor allem die Weibchen den Männchen. Und die gängige Mode (ein anderer Ausdruck für Geldausgeben) ändert sich in rasendem Tempo.

Während im prüden viktorianischen Zeitalter schon mal die Beine eines Konzertflügels verhüllt wurden, damit das Publikum an dessen «Nacktheit» keinen Anstoss nehmen konnte, «vergessen» heute an den Badestränden viele Damen den einen Teil ihrer Bekleidung. Und von den Bundesräten, die noch vor ein paar Dutzend Jahren in Frack und Zylinder Staatsgäste empfingen, zum joggenden Bundespräsidenten oder zur Bundesrätin in bunter Sonntagstracht war ein grosser Schritt. Im Schauspielhaus trifft man auf Zuschauer im Rollkragenpulli, und in renommierten Konzerthäusern sind Krawatten bald zur Rarität geworden.

Kurz und gut: Man trägt, wozu man Lust hat.

Sollte man jedenfalls meinen. Denn unlängst war im Programm eines Kulturspektakels unter freiem Himmel tatsächlich vermerkt: «Dresscode: smart casual». Dresscode? Da dürften wohl viele der VIP-Eingeladenen im Laufschritt das Internet aufgesucht und nachgeschaut haben. Und staunend zur Kenntnis genommen haben, dass es sich um ein «legereres Business Outfit» handelt. «Das heißt, der Herr trägt den Tagesanzug, kann aber die Krawatte weg lassen. Die Damen tragen Kostüm oder Hosenanzug. Sie können dazu anstelle der obligatorischen Bluse ein T-Shirt kombinieren.» Also nicht etwa «casual wear» oder «casual friday» – und schon gar nicht «black tie» oder «semi formal»…

Der Zufall wollte es, dass uns kurz danach ein privates «Aufgebot» zu einem Buffet «in rustikalem Ambiente» ins Haus flatterte, mit dem Vermerk «Garderobe: festlich-bequem». Angesichts dieses ziemlich widersprüchlichen Befehls studierten wir uns das Gehirn wund – Wikipedia konnte uns überhaupt nicht weiter-helfen, wie es sich da zu gewanden galt. Schliesslich entschlossen wir uns, «bequem» eine Spur höher zu gewichten als «festlich», was sich als üble Fehleinschätzung entpuppen sollte. Denn wir stiessen auf eine Gesellschaft älterer bis ganz alter Leute, die «bequem» diametral gegensätzlich interpretiert hatten als wir. Männer im Smoking, mit Fliege und blitzblank polierten Schuhen, Champagnergläser schwingend. Die Frauen hatten offensichtlich die Modeläden leergeräumt, sämtliche Coiffeursalons zu Überzeit gezwungen, ihre Tresors und Schatullen geräumt und alles, was sich an Klunkern finden liess, an Hälsen, Gelenken und auf Roben befestigt, wo sich ein freies Plätzchen gefunden hatte. Die Gastgeberin trug einen Fetzen, mit dem sie vermutlich eine Boutique für ein Jahr finanziell saniert hatte.

Man trägt heutzutage, wozu man Lust hat? Ha, ha, ha! Dresscode? Ha, ha,ha!

Ich habe gelernt, und sollte ich jemals wieder eine Gesellschaft einladen (müssen), steht ganz am Schluss des Schreibens auf edlem handgeschöpftem Büttenpapier: «Garderobe: Bitte wenn möglich angezogen».

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