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Der Ober-Fluglärmgegner

Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!

Manche meinten, es sei ein neuer Krieg ausgebrochen, als damals – vor mehr als 15 Jahren – frühmorgens unverhofft Flugzeuglärm die Stille durchbrach und man meinen konnte, es seien Bomber unterwegs wie weiland die Fliegenden Festungen der Amerikaner. Aber es waren «bloss» zivile Passagierflugzeuge, die auf einer neuen, von der Politik husch-husch abgesegneten Anflugroute in der Dunkelheit ihren Weg nach dem Zürcher Flughafen suchten.

Seither herrscht Kriegszustand. Nein, nicht am Himmel und in Luftkämpfen, sondern quasi bei den Bodentruppen, unter verschiedensten Bevölkerungsgruppen, die unter dem Fluglärm leiden. Die im Norden finden, jene im Osten seien genau die Richtigen, über die man anfliegen soll. Jene im Osten wollen partout dem Süden auch etwas vom «Geschenk» zuschieben, derweil der Süden findet, die Aargauer im Westen könnten den «Gekröpften» wohl übernehmen. Und im Aargau ist man freundeidgenössisch der Ansicht, das alles sei selbstverständlich ausschliesslich eine Angelegenheit des Nachbarkantons. Die Zürcher Regierung hat ganz zahme Differenzen mit dem Bundesrat – und sie alle, alle liegen im verbalen Streit mit dem nördlichen Nachbarland, das den ganzen Salat angerichtet hat. Wobei im Schwabenländle, dessen Wirtschaft und Bevölkerung ganz kräftig von «Kloten» profitieren, über den dort geringen Fluglärm derart laut gezetert wird, dass man die Flieger über dem Schwarzwald fast gar nicht mehr hören kann…

Eine verflogene – äh: verfahrene Situation. Das sagte sich auch ein sich zu höheren Aufgaben berufen fühlender Lokalpolitiker. Er wollte Nägel mit Köpfen machen und gründete flugs das «Vereinigte Fluglärmforum Nord-Ost-Süd-West» (VFLFNOSW), das inskünftig die Kräfte bündeln soll.

An einer Medienkonferenz begründete der selbsternannte Präsident die Ziele seines Vereins und dessen Vorgehen. «Jetzt ist Schluss mit reden, reden, reden! Das Übel muss bei den Wurzeln gepackt werden, bei den Flugzeugen und beim Flughafen!» Mit drohendem Unterton sprach er von ausrangierten Fliegerabwehrkanonen, die man von der Armee kaufen könnte, von mit schwerem Gerät zu zerstörenden Landbahnen und von der Möglichkeit, die für den Luftverkehr zuständige Bundesrätin als Geisel zu nehmen.

Kein Wunder, hatte die Journalistenschar angesichts des starken Tobaks viele, viele Fragen. Und die Medienkonferenz zog sich hin, derweil der präsidiale Ober-Fluglärmgegner immer häufiger verstohlen auf seine Uhr schaute. Bis – ja bis sich die Saaltür einen Spalt weit öffnete und eine Frauenstimme fragte: «Heiri, kommst du endlich?» Hastig räumte der Mann seine Unterlagen zusammen und stand auf. Er müsse jetzt, sonst erwische er den Flieger nicht mehr rechtzeitig, der warte nicht. «Nach dem Stress der letzten Woche mit der Gründung des FVLVNOSW habe ich ein paar Tage auf Bali doch schon verdient, oder nicht?» – und entschwand.

Und die Moral von der Geschicht‘? Eben.

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