StartseiteMagazinKolumnenWas ist, ist, was schon war

Was ist, ist, was schon war

Die Geschichte holt uns immer wieder ein.

Ist Jacob Burckhardts Feststellung über den Patriotismus, die er im vorletzten Jahrhundert notiert hatte, aktuell? „Der Patriotismus, den wir … zu entwickeln glauben, ist oft nur ein Hochmut gegenüber anderen Völkern und schon deshalb ausserhalb des Pfades der Wahrheit, oft aber gar nur eine Art Parteisucht innerhalb des eigenen vaterländischen Kreises, ja er besteht oft nur im Wehetun gegen Andere. Die Geschichte dieser Art ist Publizistik.“ Dies schreibt Jacob Burckhardt (1818-1892) in den „Weltgeschichtlichen Betrachtungen“. Als er diese Feststellung notierte, bereiteten Deutschland und Frankreich von langer Hand den Ersten Weltkrieg vor. Die Deutschen hassten die Franzosen und umgekehrt. In der Türkei, in Polen und Ungarn ist der Patriotismus überhöht als Nationalismus ein Schlüssel zur Macht politischer Parteien. 

Nach Burckhardt waren es oft Theokratien, die diese Politik begünstigten: „Das Christentum … verlangt seit dem 4. Jahrhundert, Seele und Gewissen des Einzelnen für sich selbst allein zu besitzen und nimmt …den weltlichen Arm in Anspruch, als verstände sich dies von selber…“ Was einmal war, ist heute wieder. Man denke an die Religionskriege im Nahen Osten, wo Länder verlangen, dass sich Bürgerinnen und Bürger mit Leib und Seele dem Regime verpflichten. Wer dies nicht tut, wird „aussortiert“, ist ein Verräter!

Diese Art der Herrschaft über das Volk hat stets gravierende Folgen. In Ägypten erlöschten nach dem Bau der Pyramiden die schöpferischen Kräfte, denn eine Hierarchie regierte nun das Land und liess nur zu, was ihr heilig war. Burckhardt schreibt: „Ägypten… hat die Schritte zum Individuellen nie machen dürfen und ist unfähig geworden, überhaupt in ein Neues auszumünden und überzugehen.“ Was interessiert uns heute an Ägypten? Die Pyramiden! Wo das Individuum der „Staatsräson“ des Herrschers unterworfen bleibt, stagniert das Land. Theokratien ersticken am Ende die Freiheit und damit die Initiative des Menschen. Dies geschieht vor unseren Augen in Russland und in der Türkei und in vielen anderen Staaten.

Athen war zur Zeit von Perikles eine Demokratie. Sie war den umliegenden Völkern weit überlegen. Diese wurden Barbaren genannt, weil sie Hinterwäldler waren. Griechenland huldigte dem Polytheismus und brachte in dieser Zeit grosse Philosophen, Tragödien- und Komödien-Dichter und Künstler hervor. Das vorchristliche Rom baute für alle Kultformen und Religionen das Pantheon. Diese Toleranz brachte grosse Denker wie Seneca und Cicero und Dichter wie Horaz, Ovid, Lukrez hervor. Als im 4. Jahrhundert das Christentum Staatsreligion wurde, verstummten die schöpferischen Stimmen. Erst als Papst und Kaiser im Mittelalter einen Machtkampf ausfochten, öffneten sich Nischen der Freiheit. Der Humanismus entstand, dem die unglaublich erfinderische Renaissance folgte. Im Osten Europas, wo Zar und Patriarch gemeinsam die Seelen in Besitz genommen hatten, blieb die Entwicklung aus.

Mit Burckhardts Augen lassen sich Prognosen für die Zukunft stellen. Man kann voraussagen, dass überall, wo Tyrannei herrscht, irgendwann die Mauer fällt. Die Menschen fliehen aus dem Gefängnis und stehen vor individuellen Problemen, die sie lösen müssen. Die individuelle Kultur blüht auf. Die Wissenschaft treibt den Fortschritt voran. Autoritär geführte Staaten sind bis heute auf das Know how der freien Welt angewiesen, denn der Fortschritt hängt an der Freiheit. Es gibt darum nichts zu flirten mit starken Führern, sie bringen, was immer war: Stillstand.

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