StartseiteMagazinKolumnenDas Grinsen der Schurnis

Das Grinsen der Schurnis

Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!

Ob das Deutsch im babylonischen Gewirr der Sprachen rund um den Erdball zu den wohlklingenden gehört oder aber eher unter «hölzern» einzustufen ist, bleibe dahin gestellt. Für uns jedenfalls ist sie jene, in der wir uns mitteilen können, die wir im Schlaf verstehen.

Wobei sie natürlich weit mehr bietet als den gegenseitigen sprachlichen Austausch. «Ihr müsst die Sprache richtig anwenden, sie ausreizen, alle Möglichkeiten ausprobieren!», erklärte uns einst in der Schule der Deutschlehrer, der von der Schönheit und der Vielfalt geradezu besessen zu sein schien. Simple Ausdrücke waren geächtet, Verben wie «tun, sagen, machen, sein» in Aufsätzen verboten – die Quittung kam dann per Note.

Das hat sich zünftig verändert, und vor allem in den Zeitungen (auch in manchen Büchern) ist die Schreibe (auch so ein Wort…) derart einfach, klar und nüchtern, dass sie kaum auszuhalten ist. Vor allem wird dem Medien-Nachwuchs in den Ausbildungsstätten eingebläut, wenn sich jemand verbal äussere, heisse das schlicht und einfach «sagen». Und so wird von Rednern oder Interviewpartnern gesagt und gesagt und gesagt.

Wobei es doch so viele Ausdrücke gäbe, um Farbe in das Geschriebene zu bringen: betonen, ausführen, erklären, darauf hinweisen, erwähnen, zusammenfassen, daran erinnern, rekapitulieren usw. Aber nein: Das langweilige «sagte» scheint obligatorisch geworden zu sein.

Wenn wir schon beim Lästern sind: Seit einiger Zeit hat sich ein anderes Unwort etabliert, das von den Journalisten (oder eben: Schurnis, wie sie in der Branche heissen) anscheinend heiss geliebt wird, meinen Puls indessen jeweils in ungeahnte Höhen schnellen lässt: das «Grinsen». Nicht etwa lächeln, schmunzeln, lachen, augenzwinkernd – nein, grinsen. So las ich kürzlich in einer Gazette im Bericht über eine Parlamentssitzung: «Stadtrat und Referent XY blieb sitzen und grinste säuerlich», derweil sich sein Kontrahent «mit leicht süffisantem Gesichtsausdruck» ans Mikrofon stellte.

Das hat mit farbiger Ausdrucksweise rein gar nichts zu tun, sondern ist schlicht respektlos und frech. Denn wie wird «grinsen» schon wieder definiert? «Das Grinsen ist eine starke, provokante Form des Lächelns. Man grinst jemand anderen zumeist an, um sein Gegenüber bewusst herauszufordern, zu provozieren oder sogar abzuwerten.»

Ich weiss, ich weiss: Die Schurnis von heute werden über diese Standpauke eines Journalisten-Gruftis bloss grinsen. Möglicherweise säuerlich.

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