Im Nidwaldner Museum in Stans erinnern zurzeit neunzig Bilder des Fotografen Leonard von Matt an frühere Zeiten. Die Ausstellung dauert bis 14. Oktober 2018.
Schon die auf dem Cover abgebildete Katharina Josepha Angelika Lussi (s’Ängelini) verleitet zum Schmunzeln. Damals rauchten die Frauen noch würzige Brissago. Oder das Bild mit Vater Mathis vom „Gerbi“ ob Wolfenschiessen, der seine Frau und seine elf Kinder für den Fotografen vor seiner Haustüre platzierte, eine Augenweide.
Vater Mathis organisierte seine Familie für den Fotografen
Zu sehen sind unter anderem Bilder vom damaligen reichen Brauchtum, von der Chilbi auf dem Dorfplatz Stans, von der inzwischen abgeschafften Landsgemeinde, von Bauernhäusern und Scheunen; von Mädchen mit langen Zöpfen, von seiner Ehefrau Brigitte, die ihn ermutigte, seinen Wunschtraum, ein Leben als Fotograf, umzusetzen.
Leonard von Matt war von 1950 bis Mitte der 1970er Jahre einer der erfolgreichsten und angesehensten Schweizer Fotografen des 20. Jahrhunderts. Heute ist er vor allem noch für seine grossen Bildbände über die Kunst der Antike bekannt. Seine Werke wurden verschiedentlich ausgezeichnet.
Die erste grosse Einzelausstellung widmet sich nun seinem zwischen 1936 und 1946 entstandenen Frühwerk. Die hier geschaffenen Fotografien demonstrieren sein grosses Können, den Alltag ins Bild umzusetzen. Seine Aufnahmen legen Zeugnis ab von der damaligen Zeit und der Nidwaldner Volkskultur vor und während dem Umbruch in eine moderne Gesellschaft. So gelten seine Fotografien als fesselnde Dokumentation einer längst untergegangenen und schon fast vergessenen Welt.
Neffe Peter von Matt stöbert im Buch über seinen Onkel
An der Vernissage am 15. Juni im Winkelriedhaus in Stans fand der Neffe von Leonard, der bekannte Germanist und Schriftsteller Peter von Matt, nur lobende Worte über seinen Onkel. „Er war einer der freisten Menschen, die ich je gekannt habe“.
Die Freiheit, die seinen Onkel und dessen Frau umgab, war für Peter von Matt und seine Geschwister eine wohltuende Abwechslung zum streng reglementierten Leben in Stans und erinnerte ihn an die Besuche auf dem «Änerbärg» bei Onkel Leonard und Tante Bobi.
Das vom Limmat Verlag herausgegebene Buch.
ISBN 978-3-85791-852-0
Fotos: PD und Josef Ritler