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Die Alten und das Inserat

Gedankensplitter: Für einmal nicht zum Schmunzeln…

Wir leben in einer fortschrittlichen Zeit. Und in einer fortschrittlichen Zeit haben sich auch unsere Gesetze modernisierend anzupassen. So beispielsweise das seit Anfang Jahr gültige neue Gemeindegesetz des Kantons Zürich. Neben viel anderem Progressivem erlaubt es den Gemeinden ausdrücklich, für ihre amtlichen Anzeigen das Internet (die gemeindeeigene Website) zu verwenden und diese nicht mehr in gedruckter Form publizieren zu müssen.

Das bleibt nicht unbemerkt. Unterland auf und Oberland ab stürzen sich die Stadt- und Gemeinderäte auf diesen Knochen, verspricht er doch Einsparungen von einigen tausend oder gar zehntausend Franken im Jahr. Dass dieses Geld den sonst schon finanziell darbenden Lokalzeitungen entzogen wird, ist nicht nur den Exekutiven schnuppe, sondern auch dem Souverän – Hauptsache sparen, sparen. Daneben wird von der Zeitung aber durchaus erwartet, dass sie jederzeit herbei zitiert werden kann, auf dass möglichst qualifizierte «Schreiberlinge» über jeden behördlichen Furz und über jede Hundsverlochete berichten.

Das ist indessen bloss die eine Seite der Medaille. Die andere: Es gibt halt noch immer diese alten, sehr alten Alten, die über keinen Internetzugang verfügen – eine zwar immer seltener werdende, aber halt doch noch vorhandene Spezies. Diese oft sehr interessierten Menschen werden vom amtlichen Informationsfluss abgeschnitten. Da erscheint der öffentliche Aushang der Mitteilungen im Anschlagkasten doch ziemlich alibihaft. Ich stelle mir vor, wie die Senioren am Stock, mit dem Rollator oder gar im Rollstuhl regelmässig ins Dorf pilgern, um nachzuschauen, ob es etwas neues Amtliches gibt…

In Uster, der drittgrössten Stadt des Kantons, regt sich jetzt Widerstand. Der örtliche Seniorenrat hat sich mit einem Brief an Stadträte und Parlamentarier gewandt und sein Missfallen über die ausschliesslich digitale Informationsvermittlung zum Ausdruck gebracht. «Das ist Diskriminierung!» spricht der Seniorenratspräsident Klartext.

Recht hat er! Uns älteren Semestern, die sich schwer tun, mit der rasenden digitalen Entwicklung Schritt zu halten, wird das Leben nicht gerade leicht gemacht. Zwar haben die Banken den letzten Schalter noch nicht geschlossen, aber für Bargeschäfte wird der Kunde dezidiert an den Bankomaten verwiesen. Das Poststellennetz wird laufend ausgedünnt, im Quartierlädeli lassen sich nicht mehr alle Postgeschäfte abwickeln. Das Bahnbillett ist gefälligst am Automaten zu lösen, und vermutlich bald wird die Fahrkarte bloss noch digital zu lösen sein. Das gute alte SBB-Kursbuch gehört längst ebenso der Vergangenheit an wie das Telefonbuch aus richtigem Papier. Wir Alten als «Quantité négligeable»? Fast macht es diesen Eindruck.

Wenn einst das letzte Inserat verschwunden ist und mit ihm die Zeitung, wird das kaum jemand mehr bemerken. Ich werde es (zum Glück!) wohl nicht mehr erleben müssen.

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