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Von Menschen und Blumen

Zu seinem 150. Geburtstag widmet das Kunstmuseum Solothurn dem Maler Cuno Amiet eine reichhaltige Schau mit dem Titel «Freundschaft und Verwurzelung».

In Solothurn wurde Cuno Amiet geboren, dort lebte er vorwiegend, abgesehen von Studienreisen, bis er sich als Maler auf der Oschwand oberhalb von Herzogenbuchsee niederliess. Auch von dort aus blieb er seiner Heimatstadt verbunden, wirkte später beim Aufbau des Kunstmuseums mit und fand bei den Solothurner Kunstsammlern Interesse für seine Bilder. So gehört es sich geradezu, dass die Stadt bzw. das Museum dem grossen Sohn und Unterstützer zum 150. Geburtstag eine umfangreiche Ausstellung widmet.

Solothurn, 1948 Öl auf Leinwand, 54 × 65 cm Kunstmuseum Solothurn, Leihgabe der Robert Bosch GmbH, 2005

Wer die Treppe hinaufsteigt, wird neben einem Foto der Oschwand gleichsam von Amiets Frau empfangen, so als träten die Besucherinnen und Besucher in die privaten Räume des Malers ein. Sonnenflecken zeigt Anna Amiet unter einem Baum in ihrem Garten, ein kontrastreiches Bild voller Licht und Schatten, während die Fotografie des Wohnsitzes der Familie zeitgemäss schwarzweiss bleibt.

Sonnenflecken, 1904 Öl auf Leinwand, 95 × 61 cm Kunstmuseum Solothurn, Leihgabe aus Privatbesitz, 2003

Die Absicht des Kuratorinnenteams um Museumsdirektor Christoph Vögele bestand nämlich genau darin, den in späteren Jahren berühmten und weit vernetzten Maler in seiner ländlichen Wahlheimat zu zeigen, umgeben von seiner Frau und Freunden. Das Konzept folgt deshalb auch weitgehend chronologisch den Lebensabschnitten des Malers. Durch viele persönliche Dokumente, Fotografien, selbst gestaltete Postkarten und persönliche Briefe erkennen wir, wie eng Arbeit, Freundschaften und Familie in Amiets Leben verbunden waren und wie wichtig ihm Solothurn stets geblieben ist. – Freundschaft und Verwurzelung, der Titel der Ausstellung drückt dies aus.

Der Portraitmaler

Beim Gang durch die Säle fällt auf, wie viele Portraits Amiet geschaffen hat, besonders Bilder von seiner Frau. Sie gefiel ihm wohl, kaum dass er sie kennengelernt hatte; immer wieder malte er sie, zuweilen allein oder mit einem grünen Hut oder – auf einem grossflächigen, repräsentativen Gemälde – zusammen mit Trachtenfrauen (Richesse du soir). Besonders humorvoll ist ein Doppelportrait: Amiet malt seine Frau vor einem Spiegel, in dem er selbst zu sehen ist, als ob er hinter ihr stünde. Berührend sind die letzten Portraits: Auf beiden sitzt Anna im Sessel vor einem Fenster, im ersten Bild liest sie, das zweite Bild zeigt sie drei Wochen vor ihrem Tod: Sie sitzt ganz in sich zusammengesunken, als wäre sie schon am Verschwinden.

Selbstbildnis mit Apfel, 1901/02 Öl auf Leinwand, 64 × 54 cm Kunstmuseum Solothurn, Leihgabe aus Privatbesitz, 2002

Ebenso aufschlussreich ist es, wie sich Cuno Amiet selbst darstellt – mit dem ersten Selbstportrait als 22-Jährigem beginnt die eigentliche Ausstellung. In den Jahren 1901/2 entstand das Selbstbildnis mit Apfel. Die Kuratoren hängen es in eine Sequenz von Bildern mit symbolistischen Inhalten. Der Apfel als Symbol der fruchtbringenden Zukunft. In jeder Lebensphase entstehen Selbstportraits, aber auch Portraits von Freunden oder Künstlerkollegen.

Zwischen zwei Entwürfen für nicht ausgeführte Wandgemälde in Solothurn, die den jugendlichen Elan des Künstlers dokumentieren, hängt das Bildnis Ferdinand Hodler vor seinem Marignano-Bild, ein Werk, das im Auftrag eines Förderers entstanden ist. Bemerkenswert ist ein Portrait des Solothurner Künstlers Max Leu, geschaffen 1898, das den Maler kurz vor seinem Tod zeigt. Amiet benutzt hier den breiten Holzrahmen, um das eigentliche Bild zu erweitern, entfernt sich von der konventionellen Vorstellung, ein Rahmen müsse das Bild nur halten oder gar eingrenzen.

Malerfreundschaften

Zwar lebte Amiet mit seiner Frau seit 1898 auf der Oschwand, aber als Rückzug ist das nicht verstehen. Seine Freundschaften pflegte Amiet stets, mit Giovanni Giacometti war er seit seinen Münchner Studienjahren eng befreundet, später wurde er Taufpate von Alberto. Als Amiet zum zweiten Mal nach Frankreich reiste, befreundete er sich in Pont-Aven mit Künstlern aus der Schule von Paul Gauguin.

1906 erhielt er das Angebot, der Dresdner Künstlergruppe der Brücke beizutreten – eine durchaus ehrenhafte Einladung. Ausser Amiets wichtigstem Lehrer der früheren Jahre, Frank Buchser, ist in der Ausstellung zwar wenig Konkretes zu sehen, die Einflüsse der modernen Richtungen, des Pointillismus, des Expressionismus oder des schon erwähnten Symbolismus erkennen wir in verschiedenen Werken.

Bauerngarten, um 1907 Öl auf Leinwand, 99 × 91 cm Privatbesitz

Einige Bilder, der Bauerngarten beispielsweise, der stilistisch die Richtung der bretonischen Künstler aufnimmt, verleitet die Betrachterin zu der Phantasie, wie das Gemälde aussehen würde, wenn der Maler die Abstraktion noch weitergetrieben hätte.

Der Garten – offen für Begegnungen

Seit sich Anna und Cuno Amiet ihr eigenes Wohnhaus hatten bauen lassen, wurde der Garten ein zentraler Ort. Die ausgestellten Rechnungen zeigen, dass das Ehepaar grossen Wert legte auf einen sorgfältig angelegten Garten und dieser folglich oft genug Gegenstand der Malerei wurde. Amiet war mit dieser Leidenschaft nicht allein. Wir kennen die Gärten von Claude Monet, Emil Nolde, Max Liebermann und anderen Künstlern.

Zinnienbeet, 1912 Öl auf Leinwand, 91,5 × 98,5 cm Privatbesitz

Amiets Blumen- und Gartendarstellungen sind vielfältig und stets eine Augenfreude. Nebst dem Atelier im Nebengebäude wird der Garten auch Begegnungsort. Schon seit 1906 gibt Amiet Malunterricht. Seine Schülerinnen und Schüler werden oft auch seine Freunde. Eine Gruppe seiner gut gekleideten Malschülerinnen stellt Amiet im Garten dar.

Den Abschluss dieser Ausstellung bildet das letzte Selbstbildnis des Künstlers: Cuno Amiet malt sich in Grün vor einem Hintergrund voller Grün. So vermischen sich gleichsam Mensch und Natur, nur das Gesicht des alten Malers und seine Hände treten hervor – ein beeindruckendes Werk.

Freundschaft und Verwurzelung: Cuno Amiet zwischen Solothurn und der Oschwand. Zum 150. Geburtstag des Künstlers.
bis 6. Januar 2019 im Kunstmuseum Solothurn

Vortrag am 6. November 2018, 19 Uhr im Kunstmuseum Solothurn:
Das Rütli der Schweizer Kunst. Cuno Amiets Oschwand

Copyright aller Bilder: © D. Thalmann, Aarau.

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