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Wenn die Waage lügt und lügt

Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!

Ich hasse sie. Ich hasse dieses Ding von ganzem Herzen. Stählern, gläsern duckt sie sich – auf den ersten Blick völlig harmlos und unscheinbar – in eine Ecke des Badezimmers, als könnte sie kein Wässerchen trüben.

Kaum wird ihre spiegelglatte Oberfläche aber mit dem Fuss leicht angetippt, wird meine Waage zur Megäre. Blendend grün, richtig giftig, leuchten die Zahlen im Display auf, lauter Nullen zwar, aber sie fordern mich unmissverständlich auf: «Komm nur, komm!»

Doch sobald ich meinen Body auf die Maschine gestellt habe, wirbeln die Ziffern wie ein Taifun durcheinander, bleiben schliesslich stehen, und ich konstatiere grimmig einmal mehr, dass die Maschine lügt. Nein, sie ist nicht etwa defekt oder falsch eingestellt: sie lügt. Denn nie und nimmer kann die Zahl stimmen, die mir da untergejubelt werden soll, mit einem höhnischen Grinsen geradezu. Ein schneller Tritt von der Waage, und schwer atmend warte ich, bis das Display wieder dunkel ist.

Wie schwer ich wirklich bin, weiss ich anschliessend nicht, einfach leichter als annonciert. Eine Wiederholung der Prozedur bringt nichts. Lüge, Lüge. Ich ignoriere das Gerät, mache einen grossen Bogen darum herum. Aber wie ein Magnet zieht es mich an, unwiderstehlich. Einmal konnte ich nicht mehr anders. Ich beschloss, mit der Waage Frieden zu schliessen und sie ganz unvoreingenommen zu benützen. Ein Fehler! Kaum war ich drauf, hörte ich sie ganz deutlich stöhnen: «Geh runter, du tust mir jedes Mal mehr weh!»

Nein, ich hatte es mir nicht eingebildet (vielleicht doch?) – auf jeden Fall hatte ich genug, der Bruch zwischen uns war endgültig. So lebte ich in Unkenntnis meines Körpergewichts vor mich hin, die Waage war tabu. Neulich allerdings, bei der ärztlichen Untersuchung, kam ich nicht mehr um das Wägen herum. Die Praxisassistentin verglich den Wert mit jenem vom Vorjahr, runzelte die Stirn und schüttelte missbilligend den Kopf. «Ja, ja, mit den Kleidern natürlich!» tröstete ich mich subito. Allerdings: Stand ich vor einem Jahr beim Arzt nicht auch samt Kleidern auf dem Gewichtsmesser?

Wieder zu Hause, musste ich es wissen. Ich umkreiste meine Intimfeindin zwei-, dreimal, um mich dann auf die Glasfläche zu stellen – ganz vorsichtig. Ein kurzes Aufflackern des Displays – und ohne einen Mucks stieg das Gerät aus. «Dieses Biest! Die reinste Demonstration, als habe ich sie mit meinem Gewicht endgültig zerstört!», dachte ich ergrimmt. Gut, vielleicht war ja bloss die Batterie im Eimer, aber klar denken in dieser Situation… Und so verwarf ich auch den absurden Geistesblitz, der jeweils angezeigte Wert könnte eventuell vielleicht unter Umständen ganz entfernt etwas mit meinem …anzen zu tun haben.

Wie auch immer. Tags darauf kaufte ich eine neue Waage, die hoffentlich respektvoller und ehrlicher mit mir umgehen würde. Sie duckt sich jetzt stählern, gläsern – auf den ersten Blick völlig harmlos und unscheinbar – in eine Ecke des Badezimmers, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Nein, benutzt habe ich sie noch nie: Ich umkreise sie gelegentlich ganz vorsichtig. Aber eines Tages…

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