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Würfel der Wahrheit

Schwarzgekleidete Menschen mit weissen Masken bilden einen «Würfel der Wahrheit», tragen Guckkästen mit Videos über Schlachthäuser und Tiertransporte.

 

Am letzten Samstag begegnete ich in Luzern am Kornmarkt und auf der Pilatusstrasse entsprechenden Gruppen. Vermutlich traten sie noch an anderen Standorten auf. Denn das Fazit der Organisation lautete, dass etwa 130 Teilnehmende aus der ganzen Schweiz nach Luzern gereist seien. Ein Abschlussfoto zeigte eine eindrückliche Anzahl Menschen, versammelt auf dem Kornmarkt, vor dem Rathaus.
Gemäss Internet ist der «Würfel der Wahrheit», auch «Cube of Truth» genannt, als friedliche Demonstration gedacht, die fast einer künstlerischen Darbietung gleicht.
Jedenfalls sind diese Gruppen, auch wenn sie nur aus wenigen Beteiligten bestehen, immer sehr einprägsam. In meinem Umfeld hatten die verschiedensten Bekannten «sie» schon gesehen: die Schwarzen mit den weissen Masken. Meine Freundin aus dem Zürcher Oberland war ihnen am Wohnort einmal zwischen Migros und Coop begegnet. Bekannte, welche einen Wochenendausflug nach Nürnberg gemacht hatten, bestätigten sofort, auch dort seien sie einer solchen Gruppe begegnet.

 

Was wollen diese Gruppen? Das hingegen war den wenigsten meiner Bekannten klar. Dafür hätten sie sich von sich aus der Gruppe gegenüber gesprächsbereit zeigen müssen. Denn aufgedrängt wird nichts!

 

Ich wusste das zum voraus. Deshalb schaute ich mir die Bilder in den Guckkästen interessiert an. Keine schönen Bilder, solche über industrielle Fleischproduktion und über Schlachthäuser. Bald hatte ich einen jungen Mann an meiner Seite. Es ergab sich ein interessantes Gespräch. Die Demonstrierenden setzen sich ein für das Recht der Tiere auf Leben, auf ein gutes Leben. Und in der Konsequenz davon für eine Ernährung und Lebenshaltung der Menschen ohne tierische Produkte, für eine vegane Lebensweise.

 

Hoch interessant fand ich den Ablauf unseres Gesprächs. Mir sei das Ganze sympathisch, sagte ich ihm. Meine Haltung sei, möglichst wenig tierische Produkte zu konsumieren. Mit «möglichst wenig» war er nicht so ganz zufrieden. «Wenn ich meinen Hund schlagen würde», fragte er mich, «würden Sie mich dann nicht zurecht weisen?» – «Doch», meinte ich. «Aber ich könnte keinen Deal mit Ihnen machen, dass ich meinen Hund nur noch zwei Mal pro Woche schlage, statt täglich, also sieben Mal», insistiere er.  Das war mir natürlich klar. Aber ich musste trotzdem etwas länger über den Zusammenhang mit meiner Bemerkung «möglichst wenig» nachdenken.

 

Weil er merkte, dass ich für seine Gedankengänge offen war, schlug er mir eine «challenge» vor. Das hätte bedeutet, dreissig Tage vegan zu leben, mit Unterstützung hinsichtlich der auf dem Markt vorhandenen Produkte. Und am Schluss entscheiden aufgrund der gemachten Erfahrung. Darauf wollte ich mich nicht einlassen.

 

Aber ich bringe den Gedanken nicht aus dem Kopf, dass dies eine interessante Neuerung für die Fastenzeit der katholischen Kirche zwischen Aschermittwoch und Ostern wäre. Die Anforderungen der aktuellen Fastenzeit sind ja längst nicht mehr das, was sie in meiner Kindheit waren. Der Zeitgeist hat auch da gewirkt. Aber welcher Theologe könnte etwas dagegen haben, in dieser Zeit eine «vegane challenge» anzubieten, zum Nutzen der Tiere und zum Nutzen unseres Planeten?

 

Eine Frage blieb offen, die ich dann durch eigene Recherchen klärte. Diese weissen Masken, die im «Würfel der Wahrheit» getragen werden und die sich sofort ins Gedächtnis einbrennen, was hatte es mit ihnen auf sich?

Sie gehen zurück auf Guy Fawkes (1570-1606),  gemäss Wikipedia ein englischer katholischer Offizier, der am 5. November 1605 in London ein Sprengstoffattentat auf König Jakob I. und das englische Parlament versuchte. Sein Plan scheiterte. Im Januar 1606 wurde er samt seinen Mitverschwörern hingerichtet. Das Gedenken an das Ereignis wird in England durch viele Traditionen jeweils am 5. November wach gehalten.

 

Guy Fawkes war natürlich von Anfang an, je nach Standpunkt, entweder ein Terrorist oder ein Freiheitsheld. Wilhelm Tell lässt grüssen. Im Verlaufe der Zeit scheinen sich Guy Fawkes und seine Maske aber zu einem Symbol des friedlichen Widerstands entwickelt zu haben. Protestierende für alle möglichen Anliegen tragen die Maske, wie ich im Internet feststellen konnte. Die wenigsten werden die Hintergründe des Gesichtes kennen, das sie sich aufsetzen.

 

Für mich jedenfalls ist die Maske identisch mit einem überzeugenden Einsatz für die Rechte der Tiere und den Fortbestand unseres Planeten. Und, es sind vorwiegend jüngere Menschen, die uns mit gutem Beispiel vorangehen!

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