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Ich gehe immer an die Urne

Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!

Für mich steht etwas eisern fest: Ich nehme stets an Abstimmungen und Wahlen teil! Fehlte ja noch, zu klemmen – schliesslich haben wir mit unserer quasi unter Heimatschutz stehenden direkten Demokratie die beste Staatsform der Welt und bestimmen noch selber, ob es im Sommer oder im Winter schneien soll.

Und so fiebere ich regelmässig etwa vier-, fünfmal im Jahr dem Briefträger entgegen, der mir das Stimmmaterial bringt. Wobei das Couvert von Mal zu Mal dicker wird, bald nicht mehr in den Briefkastenschlitz passt und wohl nächstens vom Paketpöstler herangekarrt und in den Paketkasten gelegt wird.

So auch vor ein paar Wochen. Mit zitternden Fingern und gierig glänzenden Augen sortierte ich die Unterlagen auf dem grossen Stubentisch und erschrak dann doch ein bisschen ob der Fülle des Papiers. Vorsichtig tastete ich mich an die eidgenössischen Vorlagen heran: Schnell hatte ich mich gegen den beantragten Kredit für eine vierspurige Autobahn unter dem Matterhorn hindurch entschieden, und auch die Frage, ob in Zukunft in den SBB-Wagen noch Toilettenpapier zur Verfügung gestellt werden soll oder ob dieses von den Passagieren mitzubringen sei, bereitete keine grundsätzliche Probleme.

Die Initiative «Auslandferien vors Volk!» hingegen sorgte für mehr Kopfzerbrechen. Logisch kann es nicht mehr angehen, dass Herr und Frau Schweizer einfach so und ohne zu fragen ausserhalb unseres Landes Urlaub machen – schliesslich ist uns (fast) alles jenseits der Grenzen unserer guten, alten Eidgenossenschaft ziemlich suspekt. Aber die Varianten «Bewilligungspflicht nur bei Ferien in Übersee?» oder aber «auch bei Ferien in Europa?» brachten den Stimmenden ins Schwitzen.

Dann die Kantonalen! «Sollen sämtliche Spitäler im Kanton aus wirtschaftlichen Gründen aufgehoben werden, zugunsten eines Neubaus auf einem stillgelegten Flugplatz?» Mit drei Stichfragen: a) wollte wissen, ob das Monsterspital mit Pflegepersonal bestückt werden soll, oder ob b) die Patienten von ihren Angehörigen zu pflegen seien, und ob c) bei Annahme der Variante B das Spital eine Küche erhalten oder ob ein Kurierdienst von McDonalds für das Essen sorgen soll.

Beim neuen Verkehrsabgabegesetz (massgebend soll inskünftig der Bauchumfang des Lenkers, allenfalls die Haarfarbe der Lenkerin werden) machte ich noch tapfer mit, und auch bei der «Renaturierung des Gebiets zwischen Üetliberg und Pfannenstiel durch Trockenlegung des Zürichsees» war die Meinung relativ rasch gebildet. Aber die Gemeindeabstimmung brachte mich allmählich an den Rand der Kräfte. Es ging um die Initiative aus dem Elternrat über die Saumlänge der Röcke bei den Mittelstufenlehrerinnen samt Alternativmöglichkeit, auch die Lehrer hätten künftig unisono Röcke zu tragen…

Ich gehe immer stimmen und wählen, da bin ich eisern, auch in Zukunft. Und so warf ich schliesslich am Wahltag meine Stimmunterlagen schwungvoll in die runde Urne. Eine runde Abstimmungsurne? Vielleicht möglicherweise eventuell war es doch eher mein Papierkorb gewesen…

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