In Woodstock hat sich dem Mythos nach vor 50 Jahren das Lebensgefühl einer ganzen Generation geäussert. Das Theater Rigiblick in Zürich lässt den unglaublichen Nachhall des Festivals mit der Inszenierung «Tribute to Woodstock» neu aufleben.
Das New Yorker Woodstock-Festival war der Höhepunkt im «Sommer der Liebe» 1969. Halbnackte Hippies, behangen mit Blumenkränzen, feierten ihr Woodstock-Festival. Es wurde damit zum Symbol für Gewaltfreiheit und freie Liebe. «Make love, not war» – das war das Motto damals, gegen den Vietnamkrieg und die Konsumkultur. Die Veranstaltung startete am 15. August und entwickelte sich zur Mega-Wahnsinns-Partie – sie endete am frühen Morgen des 18. August. Insgesamt präsentierten sich 32 Bands und Solisten vor rund 400 000 „Blumenkindern“.
Woodstock war ein Desaster
Mit «Tribute to Woodstock» bietet das Theater Rigiblick einen vergnüglich-heiteren Musik-Theater-Abend, der das Mega-Ereignis vor 50 Jahren wieder aufleben lässt. Die beiden Schauspieler Daniel Rohr (verantwortlich auch für die Regie) und Alexander Pelichet agieren als betroffene Erzähler, lassen in An- und Durchsagen die wechselvolle Geschichte des Festivals als sogenannte ehemalige Beteiligte Revue passieren. Ursprünglich war ein Festival für 60 000 Besucher geplant, doch es kamen mehr als eine halbe Million Menschen. Die Strassen rund um Woodstock waren verstopft, ein Unwetter am Samstag sorgte für ein schlammiges Gelände, die Stars und die Verpflegung mussten mit Helikoptern eingeflogen werden. Das Festival wurde für die Veranstalter zum Mega-Misserfolg.
Schön aufgereiht: die Musiker, Sänger und Schauspieler.
Die Bühne ist vollgepackt mit Instrumenten, Scheinwerfern und Lautsprecherboxen. Zehn Musiker und zwei Sängerinnen und zwei Sänger warten auf ihren Einsatz. Häppchenweise und auf humorvolle Art schildern die beiden Schauspieler den chaotischen Ablauf des Festivals mit passenden Bildern auf der Grossleinwand im Hintergrund (meist Schwarz-Weiss-Fotos). Mit im Spiel: LSD in allen Farben, vor deren Einnahme in Durchsagen immer wieder gewarnt wird. Beim Unwetter rieselt echtes Wasser auf die beiden Erzähler.
Grossartiges Cello-Solo nach Jimi Hendrix
Natürlich stehen die Woodstock-Musikstars im Zentrum des Abends: Richie Havens, Carlos Santana, The Who, Ravi Shankar, Janis Joplin, Joe Cocker, Jimi Hendrix, Stills, Nash and Young und andere mehr. Die Musiker und Sänger auf der Bühne lassen es krachen, intonieren hinreissende Interpretationen der Popklassiker. Grossartig das legendäre Gitarrensolo von Jimi Hendrix, gespielt auf dem Cello, auf dem sich ebenfalls meisterlich rocken lässt. Grossartig auch die vier Sänger (Bruno Amstad, Shirley Grimes, Adrian Kübler, Freda Goodlett), die mitreissende Soli liefern und den alten Hits neues Leben einhauchen. Unvergesslich, wie Bruno Amstad die Reibeisen-Stimme von Joe Cocker gekonnt rockig imitiert.
Imitiert Joe Cocker: Sänger Bruno Amstad. Fotos: Toni Suter / T+T Fotografie
Mit «Tribute to Woodstock» bietet das Kleintheater auf dem Zürichberg nach bewährter Manier einen musikalischen Hochgenuss. Das ist vorab das Verdienst der professionellen Musiker und Sänger, die unter der Leitung von Tobias Schwab den Mythos Woodstock, wo sich das Lebensgefühl einer ganzen Generation manifestierte, mit seinen weltberühmten Songs auf originelle und virtuose Art neu aufleben lassen. Dafür gabs am Premierenabend tosenden Beifall und Standing Ovations.
Weitere Spieldaten: 30. Mai, 12., 13., 21., 22. Juni. Am 27. und 28. September gastiert das Rocktheater «Tribute to Woodstock» im Theater 11 in Zürich.