Natur pur erlebten Hunderte von Besuchern am Sonntag, 26. Mai, beim Erlebnisrundgang in der Wauwiler Ebene. Zu Fuss, mit dem Velo oder auf einer Kutschenfahrt bewältigten die Naturliebhaber den acht Kilometer langen Parcours und erlebten spannende und unerwartete Einblicke in die artenreiche Kulturlandschaft.
Im Bio-Hof der Justizvollzugsanstalt (JVA), wo sich zurzeit 60 Gefängnisinsassen aufhalten, wurden die offiziellen Gäste von herumfliegenden Störchen begrüsst. Die offizielle Grussbotschaft verkündete Regierungsrat Robert Küng, Vorsteher des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements des Kantons Luzern. Er wies darauf hin, dass die Wauwiler Ebene eine besondere Bedeutung habe, dass wir uns alle mit der Klimaveränderung ernsthaft auseinandersetzen und der nächsten Generation eine intakte Landschaft übergeben sollten.
Die Besichtigung war auch mit einem Kutschengespann möglich
Eingeladen hatten verschiedene Organisationen, unter anderen die Vogelwarte Sempach, pro natura, der WWF, das Naturmuseum Luzern sowie verschiedene Verbände. Die Nutzer und Schützen gestalteten gemeinsam nach einer Vorbereitungszeit von über einem Jahr den Geo-Tag der Natur – und den Moostag Wauwiler Ebene.
Und so machten sich über 4000 Personen von 10 bis 16 Uhr auf den Weg, um die Natur zu geniessen. «Es war überwältigend, ein Bilderbuchtag», erklärte Werner Stirnimann von der Koordinationsstelle zu Seniorweb. Rund um den 8 Kilometer langen Wanderweg wurden die Wanderer und Velofahrer an verschiedenen Ständen über unsere Tierwelt, die Flora und den Naturschutz orientiert.
Beim Biberstand erfuhr man, dass das niedliche Tier ein eigentlicher Allrounder im Wasser und auf dem Land ist. Er ist Spitzentaucher, Bauherr, Landschaftsarchitekt und Holzfäller. Entlang unserer Bäche und Flüsse zeugen Nagespuren an Baumstämmen von Bibern. Einen Baum von bis zu 40 cm Stammdurchmesser fällt ein Biber ohne weiteres in einer Nacht.
Bei einem anderen Posten erfuhr man vieles über Pilzarten oder über den Bio-Apfel und das Bio-Gemüse. Die Dienststelle Landwirtschaft orientierte über die Fledermäuse auf der Jagd. Andere weihten die Besucher über die Geheimnisse der Eulen, die nächtlichen Jäger, ein.
Von einem Aussichtsturm hatte man einen Überblick über die Landschaft
Von einem Aussichtsturm aus hat man einen Überblick über die Moorebene des Wauwilermooses, das auf dem Gebiet der Luzerner Gemeinden Egolzwil, Mauensee, Schötz und Wauwil liegt. Durch die Trockenlegung des Wauwilesees und später des Wauwilermoooses für den Torfabbau kamen grosse landwirtschaftliche Nutzflächen dazu. Die Bauern zeigten am Sonntag, mit welchen modernen Geräten heute auf dem Feld gearbeitet wird.
Viel Interesse zeigten die Besucher bei den auf einem Steinhügel ausgestellten Marder. Der Baummarder ist häufig am Tag zu beobachten, einzig im Winter ist er rein nachtaktiv. Schlechtes Wetter und Kälte beeindrucken ihn wenig, er bleibt nur bei heftigem Schneefall «zu Hause». Er fühlt sich in hohlen Baumstümpfen wohl.
Die Iltisse sind nachtaktiv und beginnen die Nahrungssuche in der Dämmerung. Tagsüber ziehen sie sich in selbstgegrabene Baue, Felsspalten, hohle Baumstämme, verlassene Baue anderer Tiere, auch in Gebäude und Mauernischen zurück. Sie markieren ihr Revier mit dem Sekret ihrer Analdrüse. Dieses übelriechenden Sekret wird auch zur Verteidigung eingesetzt.
Das Hermelin ist ein flinker Mäusejäger. Oft wird es aber vom Jäger zum Gejagten. Dann ist eine deckungsreiche Landschaft überlebenswichtig. Das Hermelin bewohnt abwechslungsweise offene Landschaften. Den Wald meidet es. Er frisst Fleisch und ist in der Schweiz auf Wühlmäuse spezialisiert. Hermeline leben einzelgängerisch oder in Mutterfamilien. Sie sind reviertreu.
Die Zauneidechsenn werden bis zu 22 cm lang. Sie haben im Vergleich zu anderen einheimischen Eidechsen einen eher kürzeren Schwanz. Die Männchen sind in der Paarungszeit sehr auffällig gefärbt.
Die Fahrt mit der Kutsche, gezogen von den Pferden Buonita und Agil, führte vorbei an grosstämmigen Bäumen, hinter denen sich eine Herde Hochlandrinder im Schatten tummelte. Beim nächste Pfosten erklärten Angler, welche Arten von Fischen in unseren Gewässern leben.
Jung und alt genossen die Fahrt mit der Kutsche
Auch die Kinder kamen nicht zu kurz. Entweder suchten sie durch die von der Vogelwarte Sempach zur Verfügung gestellten Feldstecher nach Vögeln oder sie lernten, wie man sich schminkt und wie man bastelt, alles musikalisch begleitet von einer Band.
Bauern zeigten die Geräte, die in der Landwirtschaft benutzt werden
Kulinarisch wurde man in die Geheimnisse der Urdinkel eingeweiht und genoss die Leckereien einer Dorfbäckerei.
Dreissig Gefangene der Justizvollzugsanstalt arbeiten in der Landwirtschaft des Gefängnisses. Und sie verkaufen in ihrem Hofladen einige einheimische Produkte wie Holzspielsachen aus der eigenen Schreinerei, wie Holzställe, Puppenhäuser, Schaukelpferde, Leiterwagen, Gartenbänke und Gartentische sowie Kleintierställe für Hasen oder Hühner auf Bestellung.
Der Erlebnisrundgang fand schon einmal im Jahre 2007 statt. Der Wanderweg ist aber jederzeit zu Fuss oder mit dem Velo benutzbar ab Wauwil und Ettiswil.
Bilder: Josef Ritler
http://www.naturlehrgebiet.ch/nlg/
http://www.biodiversia.ch/index.htm