StartseiteMagazinKulturSchauspielhaus Zürich sucht den Dialog

Schauspielhaus Zürich sucht den Dialog

«Theater besteht darin, Gegensätze zu denken»: Die neuen Co-Intendanten des Schauspielhaus Zürich, Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg, verstehen Theater als kollektive Kunstform. Mit einem verjüngten Regieensemble starten sie ab September in ihre erste Spielsaison.

Acht Hausregisseurinnen und Hausregisseure prägen den ersten Spielplan der neuen Intendanten Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann und bringen unterschiedliche Hintergründe, Perspektiven auf die Welt und Geschichten über die Welt mit nach Zürich. Neben Stemann selbst sind dies Leonie Böhm, Alexander Giesche, Suna Gürler, der Choreograf Trajal Harrell, Yana Ross, Christopher Rüping, dessen Antikenadaption «Dionysos Stadt» der Höhepunkt des diesjährigen Theatertreffens war, sowie die international gefeierte Performancekünstlerin und Filmemacherin Wu Tsang.

Generationenwechsel und Vielfalt

Die Intendanz von Stemann und von Blomberg verspricht einen Generationenwechsel (fünf der acht sind in den 1980er Jahren geboren) und betont die Vielfalt: Es reicht vom traditionellen Sprechtheater bis zu Formaten, die bislang im Film und in der Bildenden Kunst zu Hause waren, von zeitgenössischem Tanz bis zu Theater für und mit Jugendlichen.

Die neuen Schauspielhaus-Intendanten Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann. (Foto: PD)

Neu ist die Verpflichtung einer so grossen und heterogenen Gruppe von Hausregisseurinnen und Hausregisseuren, die nicht bloss für einzelne Inszenierungen am Haus sein werden, sondern sich alle für drei Jahre an Zürich gebunden haben. «Sie werden in Zürich leben, Nachbarn sein, den Alltag der Stadt kennenlernen und mit ihr in Interaktion treten», betont von Blomberg die Besonderheit.

Es ist aber auch ein Gesellschaftsprojekt, derart unterschiedliche Hintergründe und Ästhetiken aufeinander treffen zu lassen: «Theater, so wie wir es verstehen, besteht darin, Gegensätze zu denken», sagen Stemann und von Blomberg. Und weiter: «In Zeiten, in denen die Debatten sich polarisieren und alle sich in ihren jeweiligen Gruppen verschanzen, soll Theater ein Ort sein, an dem Dialog und gemeinsames Denken und Erleben wieder möglich wird».

Neu wurde auch das Ensemble vergrössert und umfasst nun 35 Schauspielerinnen und Schauspieler, Tänzerinnen und  Tänzer, Musikerinnen und Musiker: vom bisherigen Ensemble bleiben Gottfried Breitfuss, Henni Jörissen, Michael Neuenschwander, Matthias Neukirch und Lena Schwarz dem Schauspielhaus erhalten, Karin Pfammatter kehrt nach Zürich zurück ,ebenso Sebastian Rudolph, Daniel Lommatzsch, Thomas Wodianka und Alica Aumüller.

11. – 15. September: Eröffnungsfestival

Einen ersten Einblick in die unterschiedlichen Ästhetiken und Themen der acht Hausregisseurinnen und Hausregisseure bietet das Eröffnungsfestival: Jede und jeder von ihnen zeigt vom 11. bis 15. September eine Arbeit, die so prägend und persönlich ist, dass sie sich für eine erste Begegnung mit Zürich besonders eignet. Es sind dies:

  •  Das Internet von Alexander Giesch
  • Flex von Suna Gürler
  •  Franz Xaver Kroetz’ Wunschkonzert von Yana Ross
  • Miranda Julys Der erste fiese Typ von Christopher Rüping
  •  Sudden Rise von Wu Tsangs Gruppe Moved by the Motion
  •  Johann Wolfgang von Goethes Faust & (Faustmarathon) von Nicolas Stemann
  •  Ödön von Horváths Kasimir und Karoline von Leonie Böhm
  •  In the Mood for Frankie von Trajal Harrell

Alle Inszenierungen des Eröffnungsfestivals werden anschliessend ins Repertoire des Schauspielhaus Zürich übernommen.

Diese Bandbreite zieht sich durch den gesamten Spielplan: So wird sich Nicolas Stemann mit Ayn Rands monumentaler Kapitalismus-Philosophie in Der Streik beschäftigen und Alexander Giesche widmet sich Frischs Der Mensch erscheint im Holozän als Studie über die Orientierungslosigkeit des modernen Menschen. Daneben unternimmt Yana Ross eine Auseinandersetzung mit Tschechows Kirschgarten, Christopher Rüping adpatiert John Steinbecks Jahrhundertoman Früchte des Zorns, Trajal Harrell und seine Kompanie bringen Tanz auf die Schauspielhausbühnen und in die Kunsthalle, Wu Tsang u.a. eine Filminstallation in den Pfauen und Suna Gürler Stücke für und mit jungen Menschen. Aber auch das Format Die Gefahr-Bar™ von Nicolas Stemann und den Musikern Thomas Kürstner und Sebastian Vogel, queere Parties mit DJane Asma Maroof aus Los Angeles oder Sibylle Bergs Salon Alles Meins finden sich in Stemanns und von Blombergs Entwurf von einem Gegenwartstheater für die diverse, heterogene Stadtbevölkerung Zürichs.

Christiane Jatahy, Christoph Marthaler und Milo Rau

Teil des Netzwerks des neuen Schauspielhauses sind darüber hinaus auch die Regisseurin und Regisseure Christiane Jatahy, Christoph Marthaler und Milo Rau, mit deren bestehendem und entstehendem Werk das Schauspielhaus Zürich sich langfristig verknüpfen möchte. Christiane Jatahy wird am Schauspielhaus ihren Einstand mit der vielgestaltigen Tschechow/Shakespeare/Strindberg-Trilogie geben. Mit Das Weinen (Das Wähnen) bringt Christoph Marthaler die Uraufführung seines Abends über Dieter Roth nach Zürich. Und Milo Rau zeigt seine Antikenadaption Orest in Mossul.

Neu ist das Schauspielhaus auch international ausgerichtet und beteiligt sich am neuen Netz von Partnerinstitutionen weltweit. Mit dem Schauspielhaus Bochum werden in den nächsten Jahren je eine Arbeit pro Spielzeit ausgetauscht (den Anfang macht Johan Simons Inszenierung von Houellebecqs Plattform und Unterwerfung); mit dem Theatre de Vidy (Lausanne) gibt es eine Koproduktion.

Junges Publikum Teil des gesamten Schauspielhauses

Neu verabschiedet sich das Schauspielhaus Zürich vom Zusatz «jung» und weitet das Junge Schauspielhaus auf das ganze Haus aus. Junge Menschen sollen auf allen Ebenen selbstverständlicher Teil des gesamten Schauspielhaus Zürich werden. Suna Gürler, deren Karriere am jungen theater basel begann und die heute vor allem auch am Maxim Gorki Theater in Berlin arbeitet, konnte als Leiterin gewonnen werden. Darüber hinaus inszeniert der Intendant Nicolas Stemann Schneewittchen – in einer sehr freien Adaption für jung und alt.

Extras und verbilligte Abos und Eintritte

Die Gründung des Labors für Raum- und Zeitfragen durch die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und dem Schauspielhaus Zürich versucht Raum, Mittel und Zeit für eine langfristige Erprobung innovativer Ästhetiken zu schaffen. Den Anfang macht Alexander Giesche mit Clouds.

Neu zieht auch die L-Literaturreihe ins Schauspielhaus: Unter diesem Namen bringen der Tages-Anzeiger, die Orell Füssli Thalia AG und die Agentur Apollo8 des Kulturmanagers Reto Bühler regelmässig internationale Schriftstellerinnen und Schriftsteller nach Zürich. Nach 17 Jahren und 77 Lesungen zieht die Lesereihe ab 2020 an den Pfauen.

Die Abos 2019/20 sind seit dem 5. Juni an der Theaterkasse erhältlich. Die Intendanten Stemann und von Blomberg haben neu ein «Hallo Zürich»-Abo zusammengestellt, um sich und ihr neues Schauspielhaus vorzustellen. Auch wurden diverse Massnahmen ergriffen, um das Theater tatsächlich für alle zu öffnen: So kann in Zukunft jeder jede Vorstellung für 10 bzw. 20 Franken besuchen, es gibt eine neue Theaterflatrate für Menschen unter 30 (freier Zugang zu jeder Vorstellung für nur 111 Franken pro Saison!) – und einmal im Monat heisst es: «Zahlen Sie, soviel Sie wollen!»

Die Saisonvorschau 2019/20 können Sie unter dem folgenden Link bestellen oder herunterladen: neu.schauspielhaus.ch

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