Da sitze ich im Bus und schaue, weil es draussen Bindfäden regnet, die Werbung an den Fenstern etwas genauer an. Mit «Männerschnupfen statt Partyschuppen» wirbt das Ärztefon für seine Dienste. Und ich komme ins Grübeln. Natürlich weiss ich um die Probleme wegen des generischen Maskulinums. Dass es jetzt immer Leser und Leserinnen, Autofahrer und Autofahrerinnen, Mitglieder und Mitgliederinnen, Hühner und Hühnerinnen und noch mehr heissen soll. Also wenigstens im Stadthaus Zürich. Andernfalls wird die Post dort nicht mehr beantwortet.
Ich weiss auch, dass es Männerkrankheiten und Frauenleiden gibt. Aber Männerschnupfen? Sind die Bazillen und Viren jetzt auch geschlechtsspezifisch unterwegs? Oder will uns die Werbung einfach nur sagen, dass ein Frauenschnupfen mit etwas Lindenblütentee und einem Halstuch kuriert werden kann, ein Männerschnupfen dagegen dringend ärzlicher Hilfe bedarf? Damit die Partyschuppen nicht verwaist sind.
Den schönen Dingen zugetan, das sind wir ja alle mehr oder weniger. Weniger geniessen wäre, so steht es in der Zeitung, wenn man den Annehmlichkeiten abgetan wäre. Ist ein lustiger Umkehrschluss – und ein ziemlich falscher. Abgetan wird in der Schweiz zum Beispiel ein Pferd, das krank ist.
Ab und zu sind ja nicht einfach Gegensätze. So kann man einem Argument oder einer Wahl zustimmen. Oder man kann abstimmen. Was allerdings nicht einfach «nein» heisst. Man kann einen Knopf zumachen, aber wenn ihn abmacht, dann ist er weg. Zuhören ist etwas ganz anderes als abhören … die Liste liesse sich fortsetzen.
Beim Zeitungslesen entstehen Bilder im Kopf. «Ein Paar dreht auf dem See seine Runden» würde wohl jeder mit einem Schiffchen bebildern. Wenn aber auf dem idyllischen Moorsee kein Boot erlaubt ist? Auch keine Schwimmhilfen. Dann wird schnell klar, dass das Paar seine Runden nicht auf dem See, sondern im See dreht. Oder einfacher gesagt: Sie schwimmen.
Wissen Sie, dass es Atmosphäre aus der Sprühdose gibt? An einem Fest wurde eine familiäre Atmosphäre versprüht. Vielleicht gibt es ja künftig noch andere Stimmungen aus der Dose? Dann könnte Alt Bundesrat Adolf Ogi seinen legendären Spruch aktualisieren: Freude sprüht!
Kreativität in der Sprache ist ja gut und schön, aber verstehen sollte man die Sätze schon. «Die Zapfsäulen der Solidarität brauchen Nachschub» steht als Titel über einem Text. Frage: Wo kann Solidarität denn gezapft werden – und wie? Die Auflösung: Es geht ums Blutspenden. Und die Zapfsäulen sind wir. Na ja.
Zum Schluss ein Satz, dessen Sinn sich mir auch nach mehrmaligem Lesen nicht erschliesst: «Die ofenheisse, rustikale Tonform eines Eintopfgerichts sieht aus, als wäre ein Lego-Öltanker auf ihrem Inhalt gekentert.» Das ist mehr als kreativ oder originell – das ist einfach nur inhaltleeres Wortgeklingel. Hoffentlich war das Essen aus diesem Legotanker besser.
Der Artikel ist nicht nur amüsant. Sondern manchmal sogar eine Denksportaufgabe. Freude sprüht!