StartseiteMagazinKolumnenÜber das Alter spricht man (nicht?)

Über das Alter spricht man (nicht?)

Jetzt wissen wir es: Wir älteren Menschen sind schuld daran, dass das Wirtschaftswachstum in der Zukunft zurückgehen, dass die Alterung auf die Wirtschaftsleistung drücken, dass sie zu einem Rückgang der Kapitalinvestitionen führen wird, weil die älteren Arbeitnehmer zwar erfahrener, aber weniger fit seien, weil wir, die wohl noch älteren, weniger sparen würden. Mehr noch: In den drei Studien, die vom Staatsekretariat für Wirtschaft (Secco) durchgeführt und am letzten Freitag präsentiert wurden, wird darauf hingewiesen, dass gar die Produktivität wegen der demografischen Entwicklung zurückgehen wird. Und immer wieder wird die gleiche Feststellung gebetsmühlenartig dargelegt: „1990 entfielen auf einen Einwohner im Rentenalter (65+) über vier im Erwerbsalter (20 bis 64), im Jahr 2045 werden es nur noch zwei sein.“ Der immense Produktionsfortschritt, die anstehende „digitale Revolution“ bleiben dagegen aussen vor, rücken zumindest nicht in die Schlagzeilen vor.

Klar: Die drei Studien fanden den Weg in die Medien, als Highlight in der Tagesschau, wie in Radio-Sendungen. Für den Tagesanzeiger waren sie interessanterweise lediglich eine kleine Meldung wert, der NZZ dagegen einen gross aufgemachten Leiter auf der Wirtschafts-Seite und mit einem Kommentar auf der Meinungsseite unter dem Titel „Über das Alter spricht man nicht“ versehen.

Ist das so? Natürlich nicht. Im Gegenteil: Am Freitag fand sich beispielsweise eine Riesenschar im Schauspielhaus in Zürich ein, um zu hören und um zu verstehen, dass man im Alter gesund sein, dass man „stark sein und stark bleiben“ kann, dass man sich gerade wegen der demografischen Entwicklung vorsehen muss, dass man darüber sprechen, ja gar handeln muss. Natürlich darf man sich eingestehen, dass das Älterwerden kein Zuckerschlecken ist. Im Gegenteil. Donna Leon*, die 77jährige Schriftstellerin, weltbekannt geworden durch Commissario Brunetti, der in ihren Krimis alle Fälle löst, ist Botschafterin für die grosse Untersuchung „Do-Health“, legte im Schauspielhaus an der Tagung des Zentrums für Altersmedizin der Universität Zürich beredtes Zeugnis dafür ab: „Als ich merkte, dass ich viele Tätigkeiten nicht mehr so ohne Weiteres alleine zustande brachte, merkte ich, dass ich Hilfe brauche, dass ich mir gegenüber eine Verpflichtung habe, gesundheitlich sorgsam mit mir umzugehen, Vorsorge zu treffen.

Die grosse, europaweit durchgeführte Untersuchung „Do-Health“, die von der Zürcher Uni-Professorin Heike Bischoff-Ferrari geleitet wird, untersuchte an über 2000 älteren Menschen, wie sich bestimmte Massnahmen auf die Gesundheit auswirken. Sie zeigt auf, dass wir gerade in der Schweiz recht gute Voraussetzungen haben, dass mit einer mediterranen Küche, mit viel Bewegung viel erreicht werden kann. Prävention sei das A und O (Alpha und Omega). Und das nicht nur für Alte. Die Gesundheitskosten könnten nachhaltig gedämpft, damit ein Beitrag an die Gesellschaft geleistet werden, auch von uns Älteren. Die Do-Helath-Studie soll noch in diesem Jahr vollständig publiziert werden.

Alt werden, alt sein ist also ein Thema, das immer mehr und immer offensichtlicher in die öffentliche Diskussion rückt. Statt der älteren Menschen immer wieder mit neuen Studien Angst einzuflössen, sei es über die stets steigenden Gesundheitskosten, über die Vorsorge, bei der Milliarden von den Jungen zu den Alten flössen, sei es über die negative Wirtschaftsentwicklung, verursacht über die immer älter werdende Gesellschaft, wie eben neustens, ist es an der Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. An uns älteren Menschen soll es nicht fehlen. Gerade über seniorweb.ch suchen wir mit engagierten Artikeln, Analysen, Interviews untereinander, miteinander, mit allen ins Gespräch zu kommen.

*Donna Leon lebt heute im Münstertal und in Zürich. Sie hat um das Schweizer Bürgerrecht nachgesucht. „Die Sprachprüfung habe ich bereits bestanden, auf italienisch“, sagte sie in einem grossen Interview mit dem Tagesanzeiger, erschienen am Samstag, 16.11. 2019. Lesenswert.

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