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Hustenkonzert in Dur und Moll

Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!

Ich gebe es ja zu: In Sachen klassischer Musik bin ich nicht gerade ein Experte, eigentlich eher ein Banause. Obwohl mir die Werke der grossen Meister durchaus gefallen, vor den Zeitgenössischen nehme ich hingegen schnell Reissaus. Die Konzertbesuche allerdings sind eine eigentliche Rarität geworden: nicht mehr allzu stabil auf den Beinen, die harten Bänke und Stühle, meist mager geheizte Konzerträume – von den spärlich vorhandenen Parkplätzen, die manche Suchrunde erfordern, ganz zu schweigen. So höre ich mir die Musik lieber auf dem Klassik-Radiosender oder ab CD an.

Kürzlich aber konnte ich nicht widerstehen. «Sie spielen in der Kirche die ‘Vier Jahreszeiten‘, die würden dir sicher gefallen», lockte mich meine Frau hinter dem Ofen hervor, wobei sie ganz genau wusste, dass ich ein Fan dieser Vivaldi-Schlager bin. Also gut, die Eintrittskarten für ein kleines Vermögen geordert, den besten Anzug aus dem Schrank hervorgeholt (erstaunlicherweise war er meinem Bauch gnädig gesinnt), und ab ging es ins Konzert.

Wir waren so rechtzeitig (Sie wissen, dem Suchen nach einem Parkplatz ausweichend!) im Konzertraum, dass wir noch das Stimmen der Instrumente mitbekamen, wobei ich mich einmal mehr fragte, weshalb das die Musiker eigentlich nicht schon zu Hause tun… Nach und nach trafen die Musikliebhaber ein, wobei auffallend war, dass die meisten in warme Kleidung gehüllt waren. Aber es war in den Tagen zuvor auch wirklich arg neblig und ungemütlich kalt gewesen.

Hoffentlich ist niemand erkältet, fuhr es mir durch den Kopf, doch kaum hatten im «Frühling» die Vögel zu ihrem Zwitschern angesetzt, ging es los: Von der Empore erklang unüberhörbar ein Hüsteln, dann ein ausgewachsenes Husten. Ein Niessen vorne links führte zum «Sommer» über, dessen schleppende Akkorde – die grosse Hitze verkörpernd – so gar nicht zu den offenbar allgegenwärtigen Erkältungen passen wollten.

Husten hinten, Schneuzen vorne, heiseres Krächzen oben, Nasenputzen rechts: Das Trinklied im «Herbst» ging in den Soloeinlagen des Publikums beinahe unter, bloss die Schüsse der Jäger setzten sich einigermassen durch. An den noch ausstehenden «Winter» wagte ich bei diesen Gesundheitsstörungen kaum zu denken. Und siehe da: Die allgemeine Unruhe griff auf das Orchester über: Die Erste Geige konnte ein Räuspern nicht mehr unterdrücken, das Cello griff in einer Pause zwischen zwei Takten diskret zum Taschentuch, und der Bass benützte ein Wintersturm-Fortissimo zu einem kurzen trockenen Husten. Der Dirigent entliess das verpfnüselte Publikum mit einer artigen Verbeugung und einem kräftigen «Hatschi!!!»

Ich verwundere mich noch heute, dass ich diesem Bazillen- und Bakterien-Inferno einigermassen unbeschadet entkommen konnte. Jedenfalls habe ich mir geschworen, in Zukunft die feine Musik wieder in der heimeligen Stube am Klassik-Sender oder ab CD zu geniessen. Ohne Husten in Dur und Moll.

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