Spass, Leichtigkeit und ein bisschen verrückt spielen. Dürfen Grosseltern das? Gedanken zum ersten Enkelkind, das voraussichtlich an Weihnachten geboren wird. Und ein besonderer Buchtipp zum Ursprung des Weihnachtsfestes.
Die Vorfreude ist gross. Bald werden meine Frau und ich erstmals Grosseltern. Wird es gar ein Weihnachtskind sein? Nicht ausgeschlossen. Der Geburtstermin spricht dafür, dass es ein Weihnachtskind geben dürfte. Schön und berührend ist die Vorstellung, am Weihnachtstag, inmitten von glitzernden und glimmernden Weihnachtsdekorationen und blinkenden Weihnachtsbäumen, Oma und Opa zu werden. Just an einem Festtag, der fast überall auf der Welt gefeiert wird: die Geburt Jesu.
Doch es muss nicht so sein. Wir freuen uns unabhängig vom Geburtstag riesig über den anstehenden Familienzuwachs und über die Aussicht, das Neugeborene an einzelnen Tagen hüten und betreuen zu dürfen. Endlich können wir im Freundes- und Bekanntenkreis mitreden, uns entschuldigen, wenn der Enkel- oder Enkelintag ansteht. Bislang konnten wir nur kopfnickend die tollen Enkelgeschichten zur Kenntnis nehmen. Auch machen wir uns schon Gedanken, wie unsere Wohnung mit den Bücherregalen kindgerecht gestaltet werden soll, welche Kinderspielplätze wir aufsuchen werden, wie wohlverhalten wir uns geben sollen.
Erste Verhaltensmuster kommen hoch. Dürfen wir als Grosseltern ein bisschen verrückt spielen, auf Konventionen pfeifen, die Fantasie ausleben – zur Riesenfreude des Enkelkindes, aber nicht immer der gewissenhaften Eltern? Oder gilt die Vorstellung, Grosseltern seien altehrwürdig und müssten sich entsprechend würdevoll verhalten, immer noch? «Narretei ist eine sanfte Dauerwaffe gegen Trübsal im Alter», lese ich irgendwo. Und: «Als Grosseltern müssen wir uns nichts mehr beweisen. Das schafft Freiheit. Heute können wir einfach sein, wie wir sind. Und wir entscheiden selbst, was unwürdig ist und was nicht».
Weihnachten als Familienfest: Ausdrucksstarke Illustration von Jutta Bauer im Buch «Das Weihnachtskind» von Rose Lagercrantz.
Humorige Grosseltern, das ist leichter gesagt als getan. Erstrebenswert ist es in jedem Fall, denn schon bei Goethe steht geschrieben: «Wenn man seine Kindheit bei sich hat, wird man nie älter». Glücklicherweise haben wir heute ganz neue Möglichkeiten, unsere Freiheitsliebe fröhlich und heiter auszuleben. Und so hoffen wir, dass wir dereinst mit unserem Enkelkind unbeschwert und gut gelaunt albern und das Gerede vom «Ernst des Lebens» für Momente vergessen können.
Sehnsucht und Hoffnung nach Frieden
Wenn schon vom möglichen Familienzuwachs an Weihnachten die Rede ist, dann möchte ich noch einen passenden Buchtipp loswerden: «Das Weihnachtskind», verfasst von der schwedischen Autorin Rose Lagercrantz und wunderbar illustriert von Jutta Bauer. Erschienen ist es im Moritz Verlag. Die Geschichte, so können wir es uns denken, ist ja wirklich nicht neu. Aber es ist ein ganz besonderes Buch. So schreibt die Autorin am Ende: «Für Lis, die mich ermunterte, diese uralte Geschichte neu aufzuschreiben. Als Kind wusste ich nämlich nicht, warum jedes Jahr Weihnachten gefeiert wird. Bestimmt geht es auch heute manchen Kindern so.» Nach der Lektüre dieses Buches kennen Kinder die Weihnachtsgeschichte. Und nicht nur das, sie wissen auch, was das Fest noch heute so besonders macht.
In ganz einfachen Worten erzählt die Autorin von der Herbergssuche, der Geburt des «Weihnachtskinds» im kleinen Stall, den Engeln und dem Stern am Himmel. Aber auch von Herodes, der Flucht nach Ägypten und dem Streit über die Wahrhaftigkeit des Kindes als Gottes Sohn. Immer wieder wird dabei auf die Gegenwart verwiesen und an Aktuelles angeknüpft – wie der Kriege, der Flüchtlinge und der Hoffnung auf Frieden. Es ist ein in seiner Schlichtheit berührendes Buch über den Ursprung des Weihnachtsfestes. Für Lagercrantz ist Weihnachten, unabhängig von der Religionszugehörigkeit, vor allem ein Fest der Liebe zum Kind. Übrigens: Das Buch ist gleichermassen für Kinder und Erwachsene lesenswert und eignet sich vorzüglich als Weihnachtsgeschenk.
Das Weihnachtskind, Rose Lagercrantz (Text) und Jutta Bauer (Illustrationen), Moritz Verlag, ISBN 978-3-89565-309-4