StartseiteMagazinGesellschaftNicht bis zum Umfallen

Nicht bis zum Umfallen

Sechs von zehn unterstützungsbedürftigen Menschen, die zu Hause leben, werden von ihren Angehörigen gepflegt. Diese Tätigkeit führt oft zu Erschöpfung oder gar Übergriffen. Damit es nicht so weit kommt, ist es notwendig, rechtzeitig fachkundige Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Nicht erst, wenn die Grenze der Belastbarkeit erreicht ist, sollten sich pflegende Angehörige Gedanken über Hilfsangebote machen. Und dennoch geschieht dies oft zu spät. Für die Ehefrauen, Töchter, Schwiegertöchter – sie sind es in der Regel, die sich um den betreuungsbedürftigen älteren Menschen kümmern – beginnt die Betreuung meist wenig belastend, mit der Zeit jedoch erhöht sich der Bedarf, die Pflege wird intensiver und zeitaufwändiger. Und schon steckt man mittendrin. Unerfahren mit betreuender, vor allem aber auch pflegender Tätigkeit und der damit verbundenen neuen Rolle, nimmt auch die Belastung zu. Eine Überforderung stellt sich ein, die man sich selbst gegenüber oft nicht wahrhaben und schon gar nicht mit anderen darüber sprechen möchte.

Unentgeltliche Beratung

Und dennoch gäbe es Hilfe. Zurzeit ist die ‘Unabhängige Beratungsstelle für das Alter’ UBA mit einer Kampagne im Kanton Thurgau unterwegs, um über die Hintergründe von Belastungen in der Pflege von Angehörigen und über entsprechende Unterstützungsangebote zu informieren. Eine solche Veranstaltung fand am vergangenen Freitag in Münchwilen TG statt. Die UBA ist ein politisch und konfessionell unabhängiger Verein und setzt sich für selbstbestimmtes, würdiges Leben im Alter ein. Unentgeltlich arbeitende Fachpersonen aus Medizin, Sozialarbeit, Rechtskunde und weiteren relevanten Bereichen kümmern sich um die Anliegen der sich an die UBA wendenden Personen. Dies sind nicht nur pflegende Angehörige, sondern vermehrt auch ältere Menschen, die mit der Betreuung oder Pflege nicht einverstanden sind, Gewalt erfahren haben oder sich anderweitig ungerecht behandelt fühlen. Ausserdem suchen auch Personen, die in der institutionellen Altersarbeit tätig sind, Beratung bei der UBA.

Erschreckende Misshandlungen

Wie in Münchwilen zu erfahren war, sind die Formen der Misshandlungen gerade auch im häuslichen Bereich erschreckend vielfältig: Grobes Anfassen, Schlagen, Kneifen, Missachtung von Bedürfnissen, Entzug von Lebensmitteln, Drohen, Einsperren, finanzielle Ausnutzung – die Gewalt, die von pflegenden Angehörigen ausgeht, hat viele Facetten und entspringt zumeist einer Überforderung. Kommt hinzu, dass die Angehörigenbetreuung gesellschaftlich kaum Anerkennung erfährt und die Pflegenden sich oftmals allein gelassen fühlen.

Ein erster Schritt zur Abhilfe besteht darin, sich dieser Überbelastung bewusst zu werden. Möglich ist dann sogar eine anonyme telefonische Kontaktnahme mit der UBA. Falls das Anliegen weiter verfolgt werden soll, bittet die Anlaufstelle um die Zustellung von notwendigen Unterlagen, anschliessend kümmern sich die Mitglieder der zuständigen regionalen Fachkommission weiter um den Fall und laden, falls gewünscht, die ratsuchende Person zu einem Gespräch ein, in dem miteinander und unter dem Siegel der Vertraulichkeit eine für alle annehmbare Lösung in die Wege geleitet wird. Diese Dienstleistungen sind dank dem freiwilligen Engagement der Fachkommissionen unentgeltlich.

An der Veranstaltung in Münchwilen stellte sich auch das Tageszentrum ‘Tapetenwechsel’ aus Frauenfeld vor, das ältere Menschen fachkundig betreut und beschäftigt, wodurch die pflegenden Angehörigen eine oftmals nur allzu notwendige Entlastung von ihrer täglichen Arbeit erfahren.

Weitere Informationsveranstaltungen der UBA Thurgau sind im kommenden Jahr in Weinfelden, Romanshorn und Kreuzlingen geplant.

www.uba.ch

www.tapetenwechsel-frauenfeld.ch

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