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Humor: minimal, klerikal, digital

Seit einigen Jahrzehnten gibt es eine «Minimal Art». Bekannt ist auch das geflügelte Wort «reduce to the max», was etwa mit «weniger ist mehr» übersetzt wird.

In ähnlicher Weise gibt es auch den minimalen Humor. Eine Gruppe, die häufig zusammen unterwegs war, hat die Witze, die sie sich jeweils bei der abendlichen Bierrunde erzählte, nummeriert. Dies zwecks Zeitersparnis und Effizienzsteigerung. Eines Abends begab sich folgendes: Einer stieg in das gesellige Treiben ein und rief: «25». Alle schütteten sich aus vor Lachen. Da kam der nächste: «37». Die Runde wollte nicht mehr aufhören mit vergnügtem Kichern. Und der dritte schrie: «63». Totenstille breitete sich aus. «He» wiederholte er: «63», ist doch ein guter Witz. «Ja» meinte sein Nachbar. «Der ist lustig. Man muss ihn aber gut erzählen können!».

Klerikale Witze gibt es, so vermute ich, wie Sand am Meer. Zwei Pfarrherren hatten miteinander abgemacht, dass derjenige, der zuerst sterbe, den anderen im Traum besuche und ihm erzähle, wie es nun wirklich sei im Jenseits. Ob es so sei, wie sie seit Jahren von der Kanzel herab erzählt hatten. Ob es eine Einteilung in Hölle, Fegefeuer und Himmel gebe. Ob das mit dem Personal zutreffe, der Chefteufel unten regiere, Petrus den Empfang oben bediene, der liebe Gott auf dem Thron sitze und die Engelein ihre wunderschönen Gesänge im Chor und als Soli ohne Unterbruch darbieten würden? Und dann sollten auch die zwei wichtigsten Fragen geklärt werden: War es erstrebenswerter unten oder oben zu landen? Und wo, zum Teufel, befand sich dieses Jenseits im Weltall, das sich ja mit Raumstationen, Raketen, abgesprengten glühenden Teilen und anderem Schrott in beängstigender Weise aufzufüllen begann?

Es geschah dann auch, wie versprochen. Der eine der Pfarrherren erlag einer Krankheit und besuchte seinen Freund im Traum. «Taliter, qualiter?» fragte dieser, selbstverständlich lateinisch, denn es ging ja um höhere Sphären. «Ist es so, wie wir immer gesagt haben?» Und bekam die einfache Antwort: «Totaliter aliter»! Zu deutsch: «Es ist ganz anders!»

Hoffnungsfroh machte ich mich auf die Suche nach digitalem Humor. Wir wissen ja, dass die Bevölkerung auf Katastrophen, politische Unterdrückung, ausweglose Situationen mit manchmal sehr schwarzem Humor reagiert.

Während der Zeit des zweiten Weltkrieges (1939-1945) erleichterten uns in der Schweiz das «Cabaret Cornichon» und der «Nebelspalter» mit politischen Anspielungen das Leben. Da gab es doch den Spruch: «Man nimmt einen Stuhl und hockt ufs Muul», vom Zeichner Bö trefflich illustriert. Konnte nur auf eine Weise verstanden werden, so, wie es eben die eigene Obrigkeit wünschte. Die den Wunsch auf Plakaten weit dramatischer formuliert hatte: «Wer nicht schweigen kann, schadet der Heimat». Prägte sich ein!

Ich will die digitale Entwicklung nun nicht gerade mit einer Katastrophe, politischer Unterdrückung oder gar auswegloser Situation vergleichen. Aber hinterfragen sollte man diese Veränderung unseres Lebens, dieses Eindringen in alle Lebensgebiete schon.

Also forschte ich nach digitalem Humor, selbstverständlich im Internet. Grosse Ernte!

Und hatte ganz vergessen, dass ich ja vor Weihnachten eine amüsante Karte vielfach verschickt hatte. Darauf fragt ein kleines Mädchen einen übergrossen Nikolaus mit einem übergrossen Buch: «Woher weisst Du das alles über mich?» Und der Nikolaus antwortet mit wohltönender Stimme, so erscheint es im Bild: «Ich sage nur eines: «Face Book»!

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