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Hilfe in Konflikt- und Gewaltsituationen

Gerade in schwierigen Zeiten wie jetzt, wo die Einschränkung der Bewegungsfreiheit das Leben älterer Menschen erschwert, können Konflikte aufbrechen und Überforderungs- und Gewaltsituationen entstehen. Die Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter UBA ist für ältere Menschen, deren Angehörige und Drittpersonen da. Sie klärt, vermittelt und schlichtet in Konfliktsituationen und bietet Hilfe für von Misshandlung betroffene ältere Menschen.

Ein älterer Herr meldet sich bei der UBA, da ihn seine Frau schlage. Im Einverständnis mit dem Betroffenen wird die Tochter involviert. Sie ist über die Initiative froh. Ihre Eltern hätten schon immer ein gespanntes Verhältnis gehabt. Der Vater sei durch Medikamente vergesslich und verlangsamt, oft auch provokativ, jedoch handlungs- und entscheidungsfähig. Die UBA schlägt der Tochter vor, mit der Mutter das Gespräch bezüglich Überlastung und Befindlichkeit zu suchen. Nach einiger Zeit ist die Mutter zum Gespräch mit der UBA bereit. Das Ehepaar äussert erstmals seine Wünsche: Der Ehemann hätte gerne Frieden und Harmonie. Die Ehefrau wünscht sich das Ende Jahrzehnte dauernder Vorwürfe. Gegenseitige Wertschätzung soll der steten Kritik weichen. Beide wirken im Gespräch tief verletzt.

Die UBA-Fachperson empfiehlt eine externe professionelle Hilfe sowie den Einbezug der Spitex für die Betreuung und Pflege. Der Ehemann besucht einmal wöchentlich ein Tagesheim, um seine zunehmende Isolation zu durchbrechen. Die Ehefrau gewinnt Freiraum. Das Ehepaar will an der Beziehung arbeiten. Die UBA vermittelt Adressen für die externe Begleitung durch eine Fachperson und eine Fachorganisation für die Klärung der Wohn- und Finanzsituation. Drei Monate später berichtet das Ehepaar über die Entspannung der Situation. Nun zieht sich die UBA zurück.

Kostenlose Dienstleistung durch Fachpersonen

Die UBA-Fachpersonen sind freiwillig tätige, pensionierte Expertinnen und Experten aus den Bereichen Medizin, Mediation, Recht, Pflege, Versicherungs-, Gesundheits- und Heimwesen. Sie übernehmen Konflikt- und Gewaltfälle, die von älteren Menschen, deren Angehörige oder auch von Drittpersonen bei der UBA gemeldet werden, zur Bearbeitung.

Im Jahr 2019 steigerte die UBA ihre Fallzahlen noch einmal merklich. 678 Kontakte, 164 mehr als 2018, davon 544 bearbeitete Beschwerdefälle (plus 28 Prozent) war die statistische Bilanz per Ende Jahr. 76 Prozent der Fälle beinhalteten eine Konfliktsituation, 20 Prozent eine Gewaltthematik und in 4 Prozent handelte es sich um Abklärungen oder einfache Beratungen.

In 421 Fällen haben sich betroffene, über 60-jährige Personen und Angehörige bei der UBA gemeldet. Diese beiden Gruppen machten 77 Prozent aller Fallmeldungen aus. 33 Prozent verteilten sich auf Bekannte, Pflegefachpersonen, Spitexverantwortliche, Sozialberatende, Heimleitende, Ärzte, Nachbarn, Freunde, Partnerinnen, Partner und Behörden.

Finanzielle Probleme am häufigsten

Auch im vergangenen Jahr waren finanzielle Probleme die häufigste Ursache für Meldungen. Die psychischen Probleme nahmen um 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Ebenfalls konnte die UBA eine Zunahme von Fällen mit physischen Problemen und Grundrechtsverletzungen feststellen.

Die UBA bearbeitete 109 Fälle mit Gewaltthematik, das sind 39 mehr als noch im Vorjahr. Es handelte sich dabei um 37 Fälle Misshandlung/Missbrauch, 27 aktive, 31 passive und 14 selbstverursachte Vernachlässigungsfälle. Die Zunahme von Fällen passiver Vernachlässigung um das Zweieinhalbfache ist auffallend.

Die nationale Anlaufstelle „Alter ohne Gewalt“ (alter ego Westschweiz, Pro Senectute Ticino e Moesano, UBA Deutschschweiz) hat insgesamt 211 Fälle mit Gewaltthematik entgegengenommen. In diesen Fällen konnte Hilfe geleistet werden. Vieles bleibt jedoch im Verborgenen. Im häuslichen Bereich gehen wir von einem grossen Dunkelfeld aus. Information und Sensibilisierung zum Thema sieht die UBA deshalb als eine dringende Aufgabe.

Kontakt: www.uba.ch, www.aneluege.ch, 058 450 60 60, info@uba.ch

 

 

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