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Der Garten auf dem Balkon

Die vielen Reaktionen auf meinen letzten Gartenbeitrag haben mich nachdenklich gestimmt. In Mails, am Telefon und auch in Kommentaren wurde immer wieder betont, wie schön es sei, frisches Gemüse und Beeren aus dem eigenen Garten zu ernten. Was ich nur unterstreichen kann! Salat, frisch geschnitten, also fast noch lebend auf dem Tisch, das ist ein kulinarisches Sommervergnügen, das eigentlich nicht nur Gartenbesitzern vorbehalten sein dürfte.

Gerade in der jetzigen Zeit, wo viele wohl notgedrungen «Uhu»-Ferien planen («Ums Huus Ume»), könnte so ein kleiner, grüner Balkongarten eine willkommene Abwechslung sein. Der Zeitpunkt ist günstig: Wir sind mitten in den Eisheiligen und wenn am Freitag die kalte Sofie den letzten Wintertrumpf ausgespielt hat, kann die Pflanzzeit so richtig beginnen. Im Garten und auf dem Balkon.

Naschgemüse – ein neuer Begriff

Gemüse selber anbauen liegt ja schon seit einigen Jahren im Trend. Was lange als ewiggestrig und spiessig galt, als Beschäftigungstherapie für Rentnerinnen und Rentner, ist wieder in. Das zeigen die Wartelisten, die fast jede Schrebergartenanlage zu führen gezwungen ist.

Wer eine ganze Familie mit eigenem Gemüse vom Balkon verköstigen will, hat entweder eine riesige Fläche zur Verfügung oder aber (zu) viele Illusionen. Was auf einem Balkon wächst, kann höchstens als Naschgarten durchgehen. Allen guten Ratschlägen zum Trotz, die in Büchern und in den Medien zu finden sind, muss etwas relativiert werden: Die wunderschön prallen Salatköpfe aus dem Balkongarten stammen entweder vom Grossverteiler oder aus einem richtigen Gartenbeet und wurden nur als Illustration in die engen Balkonkistli gesetzt.

Denn eines ist zentral: Gemüse braucht Platz, auch im Wurzelbereich. Was zum zweiten Problem führt: Bevor man Töpfe, Tröge und ganze Säcke voller Anzuchtserde auf den Balkon schleppt, sollte zwingend dessen Tragkraft abgeklärt werden. Denn zur Grundausstattung kommt ja noch Wasser dazu. Und das nicht zu knapp. An heissen Tagen muss mindestens morgens und abends gegossen werden. Viel! Vor einigen Jahren war in meiner Region zu sehen, was ein überlasteter Balkon anzurichten vermag: Er krachte zusammen und mit ihm alle darunter liegenden auch. Ob es an den Salatsetzlingen lag, weiss ich allerdings nicht.

Wer die Wahl hat …

Die knackigen Salatköpfe sind auch aus anderen Gründen keine gute Wahl für einen Balkongarten. Weil sie gerne von Läusen befallen werden. Denn die Wärme, die auf einem Balkon von Mauern und Boden abstrahlt, verbunden mit kalten Luftzügen an Regentagen, stresst die Pflanzen und zieht Schädlinge förmlich an.

Aber Pflücksalat und Rucola sind eine Alternative. Sie können in schmale Blumenkistchen gesät werden und wachsen schnell heran. Zusammen mit selbstgezogenen Radieschen, die ebenfalls eine kurze Kulturzeit haben, ergibt das bereits eine schöne Vorspeise. Die Radieschen bekommen allerdings einen eigenen Topf, denn sie vertragen sich nicht mit Salat im selben Kistchen.

Radieschen wachsen schnell und sind ein typisches «Naschgemüse».

Wer einen Sichtschutz möchte, sät Stangenbohnen. Einmal gekeimt, kann man ihnen beim Wachsen förmlich zuschauen. Und kann sich über mehrere Ernten freuen. Feuerbohnen blühen zudem schön rot. Ihre Bohnen müssen aber jung geerntet werden, sonst werden sie zäh. Andere Sorten sind da pflegeleichter.

Die Wasserversorgung muss stimmen

Auch Gurken klettern gerne. Für den Naschgarten eignen sich kleine Snackgurken, von denen man im Verlaufe des Sommers ganz ordentliche Mengen ernten kann. Für eine Aussaat ist es allerdings zu spät. Man kauft Setzlinge in der Gärtnerei. Ebenso von Tomaten. Es gibt inzwischen eine schöne Auswahl an Sorten mit kleinen Tomätchen – die einzigen, die für einen Balkongarten zu empfehlen sind. Alle andern brauchen viel zu grosse Töpfe. Und vor allem viel zu viel Wasser. Denn das ist ein Problem. Wer das Wasser vom Badezimmer zuerst durch Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer heranschleppen muss, kommt mit Gurken, Auberginen, Chilis und Tomaten schnell an seine Grenzen.

Feuerbohnen klettern rasch und blühen leuchtend rot. Sie müssen jung geerntet werden, sonst sind sie zäh.

Wer allerdings einen Wasseranschluss auf dem Balkon hat, der kann sich je nach Platz richtig austoben. Blumenkohl, Rüebli, Sellerie, Lauch oder Broccoli sind allerdings kein Balkongemüse. Ihre Kulturzeit dauert viel zu lange. So ein Blumenkohl beansprucht über viele Wochen viel Platz – für ein einziges Exemplar!

Aber wer noch Platz hat – und einen Balkon, der nicht in die Knie geht – könnte sich eine Zucchettipflanze überlegen. Die breitet sich zwar auch ziemlich aus, dafür kann man laufend ernten. Und dazu blüht sie sehr schön. Den ganzen Sommer lang. Ein halb geleerter Sack Komposterde, mit einigen kleinen Abzugslöchern versehen und auf eine wasserfeste Unterlage gestellt, ersetzt locker einen Topf.

Kartoffeln im Topf

Ein Kartoffelbeet liegt auf dem Balkon ausserhalb der Möglichkeiten. Aber in Gartencenters werden «Potato Pots» verkauft, Plastiktöpfe mit einem Innentopf mit grossen Aussparungen. Man setzt drei Kartoffeln etwa in halber Höhe auf Gartenerde und füllt immer wieder Erde nach, bis der Topf voll ist und die Kartoffeltriebe schön grün sind. Im Herbst sollte man dann den Innentopf anheben und immer wieder die äussersten Kartoffeln ernten können. Die letzten zwei Jahre hat das bei mir noch nicht so richtig geklappt, aber eine Handvoll Kartoffeln wurden es immerhin. Also amortisiert ist der Pot bei mir noch nicht!

Snackgurken sind ein richtiges Balkongemüse. Sie brauchen aber viel Wasser. (Alle Bilder pixabay)

Dabei kommen wir zum letzten Punkt, dem Düngen. Was da so üppig wächst, braucht auch Nahrung. Wer sich so viel Mühe mit seinem Balkongarten macht, sollte nur Biodünger verwenden. Denn dank Chemie hochgezüchtetes Gemüse kann man viel einfacher im Supermarkt kaufen. Ganz neu gibt es Schafwoll-Pellets zu kaufen. Sie werden aus der ungewaschenen, wertlosen Bauchwolle von Schafen hergestellt, und sollen wahre Düngerwunder sein. Schauen wir mal.

Bei den Kartoffeln verzichte ich auf jegliche Düngung; sie werden so zwar nicht so gross, aber sehr aromatisch. Bei all dem Gemüseanbau auf dem Balkon sollte nicht vergessen werden, ein paar Gewürz- und Duftkräuter einzuplanen und auch den einen oder anderen Topf mit blühenden Pflanzen. Dann gibt es ein richtiges Gartenparadies, das vielleicht die geplatzten Ferienträume etwas ersetzt.

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