Im vorwiegend säkularen Zeitalter des globalen Miteinanders gelten für Politik und Parteien zunehmend gelebte Werte als Leitplanken. Religionen und Politik nehmen ihre Verantwortlichkeit getrennt war. Die Schweiz mit ihren zweifelsohne weitgehend christlichen Wertvorstellungen ist heute Heimat von Menschen mit verschiedenem Religionshintergrund. Die bewährte föderal organisierte Schweiz mit ihren urbanen und ländlichen Strukturen ist sich seit jeher ihrer Offenheit und Akzeptanz einer gelebten religiösen Vielfalt bewusst. Selbst die Landeskirchen der Schweiz nehmen heute lediglich ihre rein kirchlichen Rollen wahr und akzeptieren in politischen Fragestellungen den Parteipluralismus.
Fakt ist, dass die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) wie auch die anderen Landesparteien in differenzierter Form nach wie vor zu ihrem christlich geprägten Fundament stehen. Den «Gläubigen», welcher Religionszugehörigkeit auch immer, steht es dabei im Geiste der eigenen Wertevorstellung frei, irgendeiner Partei zuzugehören oder deren Kandidaten zu wählen. Selbst in den ausgeprägten katholischen Regionen der Schweiz sind heute mehr oder weniger alle im Eidgenössischen Parlament vertretenen Parteien aktiv. Die Freiheit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion wie auch die Wahl einer Partei ist damit gegeben. Die Konfessionszugehörigkeit steht kaum mehr in Kompatibilität mit einer Parteizugehörigkeit.
Es ist somit in jeder Hinsicht nachvollziehbar, dass sich die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) mit der Frage befasst, das «C» mit seiner zentralen Bedeutung nicht mehr in der Parteibezeichnung zu belassen: «Demokratische Volkspartei Schweiz» oder «Centrum Partei Schweiz» sind mögliche Parteinamen, die zeitgemäss die Runde machen.
Das Verhältnis von Politik, Kirchen und Gesellschaft ist komplex
Neutralität in Fragen der Religion und Respekt gegenüber den persönlichen Überzeugungen des Individuums sind in der modernen Welt massgebende Wesenselemente. Miteinander steht man in der Verantwortung. Unsere offene Gesellschaft Schweiz stellt sich in ihrer teilweise säkularen Einstellung keineswegs gegen das Christentum. Religionen, insbesondere das Christentum, sind in der Schweiz seit jeher wichtig und richtig für die Vermittlung von moralischen Vorstellungen und ethischen Normen, die für ein friedliches Miteinander der Menschen unabdingbar sind. Der Religionsdialog und damit die Förderung des Religionsfriedens sind gerade heute wichtiger denn je. User Land spielt in dieser Hinsicht eine zentrale Rolle. Die neutrale Schweiz mit ihrer aktuellen Parteienstruktur ist sich der Herausforderung bewusst. Es geht darum, sich im In- und Ausland gemeinsam und über alle religiösen, partei- und nationalpolitischen Grenzen und Interessen hinweg für den Frieden und das Wohl der Menschen in der globalen Welt einzusetzen.
Dass sich die CVP Schweiz derzeit mit dem Weglassen des «C» in der Parteibezeichnung beschäftigt, ist keine Abkehr von christlichen Werten, sondern sie will mit ihrem Programm bewusst offen sein für alle Bürgerinnen und Bürger, die am «Globalen Tempel der Humanität» im In- und Ausland mitarbeiten wollen. Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Hindus, Agnostiker usw., ohne Unterschied von sozialer Stellung und Wurzeln in anderen Nationen, die unsere Verfassung mit den Werten von Toleranz, Demokratie und Menschenrechte bejahen, muss im 21. Jahrhundert jede Volkspartei Heimat bieten können. Religionen haben einen anderen Auftrag: Sie sind wichtige soziale Institutionen, die ihren Anhängern und Mitgliedern unabhängig einer Parteizugehörigkeit Heilsgewissheit, Zuversicht, Trost und dergleichen bringen. Es soll dem einzelnen Bürger überlassen bleiben, ob er als Parteimitglied, welcher Schweizer Partei auch immer, bei seinem religiösen Verständnis den «Gott» der Katholiken oder Protestanten versteht, oder den «Gott» der Muslime meint oder welcher universellen Gottheit auch immer.
Die «CVP Schweiz», für welchen neuen Namen sie sich in Zukunft auch entscheiden mag, bleibt in jedem Falle auch ohne «C» im Namen ihren bisherigen christlichen Werten verpflichtet. Primär geht es um die Achtung des Menschen, für eine Würde, die allen Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Ethnie, Religion, gesellschaftlichem Status oder Leistungsfähigkeit zukommt. SVP, CVP, FDP, und wie wohl auch das Gros der andern Schweizerparteien, setzen auf die Eigenverantwortung als Grundlage der Freiheit jedes Einzelnen. Diese Grundlage bedeutet ein solidarisches, nachhaltiges und verantwortliches Mitwirken in und an unserer föderalen Schweiz und darüber hinaus an einer friedlichen Weltgemeinschaft.
Roman Weissen war Gemeindepräsident von Unterbäch dem «Rütli der Schweizer Frau», Walliser CVP/CSP-Grossrat, Stabsmitarbeiter bei zwei Generalstabschefs, Info-Beauftragter des damaligen Auslandsgeheimdiensts SND und Info-Chef von Seilbahnen Schweiz.
Das Tatsächliche tönt nicht so
Von Paul Schärer
Viele, die sich über ein friedliches Miteinander Gedanken machen, vergessen die heutigen Grundlagen vieler machthabender Menschen. Ihre wichtigsten sind unterdrückende Weltanschauungen mit einer riesigen Rüstungsindustrie, tödliche Geschosse, die immer weiterfliegen können, schnellere Kampfflugzeuge mit grösserer Reichweite, und so weiter. Ohne eine neue Definition von charakterlichen Eigenschaften, mit denen führende Menschen aller Rassen, Hautfarben und Konfessionen ausgerüstet sein müssen, erreichen wir kaum eine friedliche Zukunft. Hohe fachliche Kompetenz alleine genügt nicht mehr. Weltweit sind bei Führenden neben fachlicher Kompetenz Menschenliebe und Einfühlungsvermögen, das ist Weisheit gefordert.
Der neue Weg, friedenstaugliche Menschen zu finden, hat uns ein genialer Autodidakt mit seiner Ausdruckspsychologie und dem Einblick in individuelle Wirklichkeiten des Seins, Carl Huter, 1861-1912, gezeigt. Seine politisch neutrale Menschenkenntnis (Ausdruckspsychologie), und seine umfassende Weltweisheit greifen leider noch kaum.