StartseiteMagazinKolumnenDie Ehe für alle: alles paletti?

Die Ehe für alle: alles paletti?

Dammbruch im Nationalrat: Mit 132 zu 52 Stimmen und bei 13 Enthaltungen stimmte die grosse Kammer nicht nur für die „Ehe für alle“, sondern auch für die Samenspende für lesbische Paare. Konservative Anliegen werden, vor allem von jüngeren Parlamentarier*innen, als ewiggestrig vom Tisch gewischt und die Champagner-Gläser klingelten schon mal, bevor noch der Ständerat dazu Stellung nehmen konnte.  

Es ist in vielen Kreisen geradezu chic geworden, sich zu anderen sexuellen Orientierungen zu bekennen und den Normalfall schon fast exotisch zu finden. Von einem revolutionären Schritt ist die Rede. Ob das Volk gleicher Meinung ist? Es wird sich weisen. Immerhin hat sich die Rechtskommission des Nationalrats knapp gegen die Samenspende entschieden, weil damit ungeklärte juristische Probleme verknüpft sind. Sie könnten letztlich die Vorlage zum Kippen bringen, und diesen Scherbenhaufen will ja niemand. Auch die zuständige Bundesrätin, Karin Keller-Sutter, will die Samenspende nicht im gleichen Atemzug durchwinken. 

Für die Lesben und Schwulen ist die Salamitaktik bislang nach der Devise „Steter Tropfen höhlt den Stein“ aufgegangen. Ob auch die letzten Dominosteine bis hin zur angestrebten Leihmutterschaft fallen werden, ist ihrer Meinung nach nur eine Frage der Zeit. Doch lauern da noch ein paar Fallstricke, denn die Gesetzgebung muss umstrittene Fragen rund um die Fortpflanzungsmedizin und die Abstammungs-Problematik zuerst einmal klären. 

Was, wenn der Nachwuchs den Wunsch verspürt, seinen biologischen Vater zu kennen? Und was, wenn die lesbische Ehe zerbricht und der Sprössling vater- oder mutterlos nach Orientierung sucht? Das Argument, andere Ehen gingen auch in die Brüche und heute wüchsen bereits Tausende von Kindern in gleichgeschlechtlichen Familien auf, ohne dass sie Schaden nähmen, ist zuerst nicht mehr als eine Schutzbehauptung und eine grobe Simplifizierung.

Natürlich ist der bisherige Gang ins Ausland für eine Eizell- oder Embryonenspende oder eine Leihmutterschaft stossend, doch bei allem Wohlwollen für den verständlichen Kinderwunsch muss es um die zentrale Frage gehen, ob der Eigennutz automaitsch auch im Interesse des Kindes ist. Begonnen hat es mit dem Slogan „Das Recht auf den eigenen Bauch“ von feministischer Seite und endet nun mit „das Recht auf Selbstverwirklichung auf allen Ebenen.“ 

Der Hinweis der Nationalrätin Christa Markwalder, Sprösslinge in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften „würden ebenso liebevoll aufgezogen“, entlarvt sich als durchsichtig. Da ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Es schleckt keine Geiss weg, dass Kinder das Recht auf weibliche wie auf männliche Bezugspersonen haben sollten. Das gilt für das familiäre Umfeld wie für die Schulen. Solange Eigeninteressen überwiegen und ungefragt über die tatsächlichen Bedürfnisse der Kinder hinweggegangen wird, solange braucht es Sachwalter, welche die Schwächeren schützen und ihnen Gehör verschaffen. In der Tat: Die Rechte sind unteilbar und müssen für alle gelten.    

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8 Kommentare

  1. Lieber Josi, das ist Deine Meinung. Ich nehme nicht an, dass die ganze seniorweb Redaktion Deine Meinung teilt.

    • Aber von der breiten Leserschaft von Seniorweb sind sehr viele gleicher Meinung wie Joseph Auchter. Leider ist es auch bei diesem Thema so, dass man diese andere Meinung nicht mehr an die Öffentlichkeit tragen will, um dann als Hinterwäldler abgestempelt zu werden. Man hofft im Stillen, dass diese modernen, aber abwegigen «Überzeugungen» auf die Dauer keinen Bestand haben werden und die gesamte Gesellschaft nicht allzu grossen Schaden erleidet. Erste Anzeichen sind leider bereits sichtbar.

  2. Uff, da hat Deine Wut, lieber Josi, jegliche vernünftige Überlegung zugeschüttet.
    Wer «Ehe» als eine Gemeinschaft versteht, zu der sich zwei Partner (oder Partnerinnen) verpflichtet haben, in gegenseitigem Einvernehmen, der muss das doch nicht auf eine heterosexuelle Beziehung beschränken. Oft genug habe ich schon bei lesbischen oder schwulen Paaren beobachtet, wie sich auch da die Rollen aufteilen, selten sind beide in einer Beziehung ganz gleich gepolt. Und wer noch nicht gemerkt hat, dass Frauen auch männliche Charaktereigenschaften in sich tragen – und umgekehrt, der hat sich seine Mitmenschen noch nicht genau angeschaut.
    Angst um die Entwicklung von Kindern gleichgeschlechtlicher Eltern ist wohl ebenso unbegründet wie die Angst, dass eine gleichgeschlechtliche Ehe nicht auf lange Zeit hält. Sonst müssten wir umso mehr Angst haben um Kinder in traditionellen Ehen – das ist und bleibt die überwältigende Mehrheit -, denn die Scheidungsrate steigt bekanntlich stetig.
    Schliesslich ist es doch sehr kurzsichtig, die Erziehung nur auf die Enge der Kleinfamilie einzuschränken. Kinder lernen Verhaltensweisen in allen Phasen und in allen Lebensumständen. Meiner Meinung nach wäre es auch nicht so schlimm, wenn Kinder neben vielen anderen Qualitäten auch Zielstrebigkeit, Mitgefühl und Klarheit über sich selbst lernen würden – da spielt es nun wohl keine Rolle, ob die Erziehenden Mann oder Frau sind.

    • Sehr geehrte Frau Petzold, die Wut, welche Sie Josi Auchter unterstellen, finde ich in seiner sehr gut formulierten Stellungsnahme nirgends. Auch «zugeschüttete vernünftige Überlegungen» kann ich in seinem Beitrag nicht ausmachen. Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass die Diskussion betreffend die Ehe für alle nicht nur auf der intellektuellen, sondern auch auf der emotionalen Ebene geführt wird. Aber die Argumentation soll sachbezogen geführt werden. Der erste Satz Ihrer Reaktion zielt auf die Person von Josi Auchter. Das empfinde ich als unfair.

  3. Kinder haben keine Lobby. Sie können nicht wählen, ob sie lieber zwei Väter oder zwei Mütter haben wollen. Viele Kinder, die gute Adoptiveltern haben, suchen als Erwachsene ihre wahren Eltern auf der ganzen Welt. Wenn man selbst erwachsene Kinder hat, weiss man, welche Probleme Kinder in der Pubertät haben und wie kritisch die Eltern dann beurteilt werden. Das Resultat der Erfüllung dieser Kinderwünsche sagen uns die gekauften Kinder dann in ca. 20 Jahren.

  4. no comment ist ev. der bessere Kommentar??? Wie froh bin ich, nicht dieser neuen Generation anzugehören. Damals – wir waren froh, nicht schwanger zu werden; jeder vorübergehende Monat «ohne» war ein gutes Glas Wein mit dem noch unverheirateten Partner, Schatz genannt, wert!!!
    Man bekam später Kinder, oder auch nicht. Adoptionen waren langwierig und teuer, aber zumindest die Hoffnung für viele Paare. Ich finde, solange es auf dieser verrückten Welt, Dank unverantwortlichen Religionen, Millionen an zu vielen Kindern gibt, könnte auf diese egoistische Einstellung der Andersorientierten, verzichtet werden. Jedem seine eigene Meinung zu lassen ist dennoch angesagt. Vivianne

  5. Ein grosses Dankeschön einmal mehr (!) an Herrn Auchter, das er klar und deutlich seine Einstellung zum Thema darlegt. Dem zu Folge auch Broki 3, Urs Pilgrim, Vivanne Hablützel und Gudrun Weber. Sie spricht für mich den Kern der Situation an: Bei dem Erfüllen der egoistischen Erwachsenenwünsche wird die Hauptperson, das Kind, nicht einbezogen, und zwar als – wenn auch ungeboren – eigenständige Persönlichkeit. Bei dem ‚um alles in der Welt ein Kind zu haben‘ strebt die Handlungsweise das Ziel des Besitztums, als eines Gegenstandes an. Es geht nicht um den Willen und die Verantwortung ein menschliches Wesen in 18 Jahren zu einem gesunden, ausgeglichenen erwachsenen Menschen zu leiten, der in der zukünftigen Gesellschaft seine Platz findet und ein glückliches, selbständiges Leben beginnen kann. – Wäre dem nicht so, könnten die vom Wunsch beseelten ihre Verhalten auf andere ‚soziale‘ Aktivitäten lenken, und da ebenso Erfüllung finden, nur, der Besitzanspruch in dieser Situation fällt dahin.

    Zu diesem Thema sei allen der Film: Capharnaum, Stad der Hoffnung von Nadine Labaki empfohlen. Der darin zwölfjährige Knabe spricht vor dem Richter die Wahrheit aus: Diesen Erwachsenen sollte es verboten sein, Kinder in die heutige Welt zu setzen. Dieser Satz ist aus dem Kontext genommen, der Film als Ganzes muss in diese Aussage einbezogen werden. – Ich höre den Aufschrei: Das sind Strassenkinder in Beirut und sind doch nicht mit Kindern in der Schweiz zu vergleichen. Irrtum sprach der Weise: Die kindliche Seele die zum Erwachsenen reift ist auf der ganzen Welt gleichbedeutend.

    Edith Villinger, ehemalige Kindergärtnerin, der es graut vor Samenspende und Leihmutter.

  6. In dieser Kolumne wird eine Haltung vertreten, die vermutlich noch einem recht grossen Teil der Menschen der älteren Generation eigen ist. Das hat aber vermutlich vor allem mit der Art und Weise zu tun, wie die Menschen in früheren Zeiten aufgewachsen sind und was sie von ihren eigenen Eltern in die Wiege gelegt erhalten haben. Dies alles muss man ein bisschen abstreifen, um zu verstehen, warum die jüngere Generation ein viel breiteres Bild von «Familie» hat. In einer Familie gibt es Eltern und Kinder. Es gibt auch Familien, bei denen es nur einen Elternteil gibt und dazu vielleicht auch nur ein Kind. Und dennoch ist es eine Familie. Und zwar eine, in welcher das Kind glücklich und wohl behütet aufwachsen kann. Die Idee, dass das Kind ein Recht auf einen Vater und eine Mutter hat, ist falsch, und zwar auch als rechtlicher Sicht. Richtig ist, dass das Kind gemäss UN-Konvention ein Recht hat, seine Eltern zu kennen. Und das heisst zum Beispiel auch, dass das Kind das Recht hat, beide Elternteile sehen zu können, so lange beide noch Leben. Deshalb ist es bei Scheidungen auch so, dass jener Elternteil, bei welchem das Kind nicht mehr wohnen kann, wenigstens regelmässig Kontakt zum Kind haben darf. Dies eigentlich in erster Linie, um das Recht des Kindes zu wahren. In einer Familie mit gleichgeschlechtlichen Eltern ist es einfach so, dass das dann auch tatsächlich die Eltern sind. Und auch hier ist es so, das Kind im Falle einer Scheidung das Recht hat, auch mit dem entfernt lebenden Elternteil in Kontakt zu bleiben. Ein Recht auf Vater und Mutter im Sinne eines männlichen und weiblichen Elternteils gibt es nicht. Das ist auch nicht nötig, weil Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern ebenso glücklich und normal aufwachsen, wie Kinder die mit gegengeschlechtlichen Eltern aufwachsen. Und wir wissen heute auch, dass Kinder ebenfalls glücklich und normal aufwachsen, wenn sie nur einen Elternteil haben, weil zum Beispiel der andere Elternteil gestorben ist. Die Aussage in dieser Kolumne, dass man sich aus freien Stücken für eine bestimmte sexuelle Orientierung bekennt ist falsch. Die sexuelle Orientierung ist eine persönliche Neigung, die nicht frei gewählt ist. Ebenso wie man zum Beispiel nicht frei wählen kann, ob man Linkshänder oder Rechtshänder ist. Es ist einfach so oder anders. Und gottseidank ist es ja auch nicht so, dass wir allen Linkshändern die Ehe für alle verbieten, nur weil sie nicht der statistischen Mehrheit angehören. Weil alle Menschen, unabhängig ihrer persönlichen Neigungen das Recht haben, eine Ehe einzugehen, wird sie in der Schweiz nun auch für gleichgeschlechtlichen Paare geöffnet. Und eigentlich sollte dies auch im Sinne des Kolumnisten sein. Sonst sind wir dann irgendwann soweit, dass es zur Gründung einer Ehe eine Art Führerscheinprüfung braucht!

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