StartseiteMagazinKolumnenSchiefe Bilder und vertikale Spargeln

Schiefe Bilder und vertikale Spargeln

Bernadette Reichlin
Bernadette Reichlin

«Während viele Einwohner noch horizontal im Bett liegen … «. So beginnt eine Reportage. Weiter geht es dann aber nicht mit einer Geschichte über diejenigen Leute, die vertikal schlafen. Wäre ja noch interessant gewesen.

Nein, es geht um Spargeln. Die frühmorgens geerntet werden. Und die auf dem Feld in einem vertikalen Bett liegen. Wenn man dem so sagen kann. Aber spätestens unter der Sauce Hollandaise liegen dann auch die Spargeln horizontal. Und die «Einwohner» dafür nicht mehr.

Es geht spargelanbaumässig noch weiter mit den schiefen Bildern: «Setzt man eine Spargelpflanze, kann man sie erst im dritten Jahr ernten». Wäre ja so, wie wenn man einen Apfelbaum nach einigen Jahren ernten könnte. Und das Versprechen der Gartencenter, eine Spargelpflanze könne locker zehn und mehr Jahre alt werden, passt auch nicht ins Bild. Gut, Spargeln sind keine Äpfel, aber es sind die Sprossen, die im Frühling aus den Pflanzen wachsen. Vertikal, um dann horizontal auf den Teller zu liegen kommen.

Bleiben wir bei der Landwirtschaft: Eine Kuh, die in ihrem Leben 170’000 Liter Milch gegeben hat, darf weiterleben und wird nicht «wegen schlechter Furchtbarkeit» geschlachtet. Das ist zwar nur ein Verschreiber, aber mit einem wahren Kern: Ist das tiergerecht, dass eine Kuh auf einen solchen Rekordertrag getrimmt wird? Und ist das nur Züchtung oder ist da noch ein Stück weit Chemie im Spiel? Denn weiter unten steht zudem, dass im Stall Wurfboxen stehen, «wo die Kühe ihre Rinder zur Welt bringen». Ob das auch ein Verschreiber ist? Ein «R» anstelle des «K»? Oder sind die Pharmafirmen schon so weit, dass das Kälberstadium übersprungen werden kann? Furchtbar!

Ein weiteres Bild, das man eigentlich nicht sehen möchte: «Die Polizei hat die Mädchen aufgefordert, sich aufzulösen». Und dann wahrscheinlich diskret und unmerklich wegzudiffundieren. Bis nur noch die Kleider übrig bleiben. Oder ging es nicht eher darum, eine Gruppe von Mädchen aufzulösen?

Es ist Sommer und langsam kehrt so etwas wie Normalität ein. Das wird auch in der Presse vermeldet: «34 Personen tummelten sich in der Badi.» Das Bild dazu: Ein Steg bis zum Sprungturm, ein Boot, Bojen, Schilf – und sonst nichts. Sind wohl alle grad abgetaucht, die 34 Badenden. Solche Text-Bildscheren kommen immer wieder vor: ein total leerer Pausenplatz, der laut Text hoffnungslos überfüllt ist. Eine Invasion von Wanderlustigen, die den Behörden Sorgen bereitet. Illustriert mit einem malerischen, menschenleeren Wanderweg.

Thomas Kägi ist ein regelmässiger Leser dieser Kolumne und schickt mir immer wieder Beispiele, die er in den Zeitungen seiner Region gefunden hat. Mit Kommentaren. So der Bericht über einen Kinderladen, der nach einem Umbau wieder in sein altes Haus ziehen kann. «So soll auch die Wiedereröffnung am alten Standort gebürtig gefeiert werden.» «Offensichtlich ein Kinderladen durch und durch», schreibt Thomas Kägi.

Zum Schluss noch etwas zu Corona: «In Zürich trägt sogar das Tram Maske» steht unter einem entsprechenden Bild. Darauf ist ein Stadtrat zu sehen und ein Cobratram, und beide sind mit Schutzmaske ausgerüstet. Was daran falsch ist? Nichts, gar nichts, aber dieser kreative Appell an die Bevölkerung verdient doch, erwähnt zu werden. Auch wenn das Maskentragen leider nicht Schule gemacht hat. Deshalb haben wir jetzt die Maskenpflicht.

Und kreativ sind nur noch die Statistiker: «Es gab pro Kopf viermal mehr Todesfälle.» Welcher Kopf da wohl gemeint ist? Wahrscheinlich handelt es sich um eine tausendköpfige Hydra. In Zeiten von Corona ist man sich ja viel gewohnt.

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