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Kulturgeschichte der Heizung – Liebeserklärung an die Landkinos

20 Grad Celsius im Wohnzimmer und 23 Grad im Bad sind heute eine Selbstverständlichkeit. Vor einem Jahrhundert genossen die wenigsten diesen Komfort und noch weiter zurück herrschte bittere Kälte.

Die neueste Ausgabe von «einst und jetzt», der Zeitschrift zu Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Zürich, befasst sich nebst anderen Themen mit dem langen Weg von der offenen Feuerstelle zur Zentralheizung. Viel Aufmerksamkeit bekommen auch die Kinos auf dem Land. Mehr als dreissig gab es einst, heute heisst es noch in zehn Landkinos «Film ab».

Während Jahrtausenden lebten die Menschen in dunkeln, kalten Behausungen. Nur das offene Feuer auf dem Boden wärmte ein wenig, im Wohnraum war es bloss ein paar Grad wärmer als draussen. Grosse Neuerungen brachten erst die Römer. Sie heizten ihre Villen mit Warmluftkanälen unter den Böden und kannten das Fensterglas. Licht und Wärme blieb allerdings den Reichsten vorbehalten, etwa den Besitzern des Gutshofs bei Seeb in Winkel.

1927 erhält das Winterthurer Kantonsspital einen neuen Heizkessel. Quelle: Baudirektion Kanton Zürich, Archäologie und Denkmalpflege

Im Mittelalter nutzten das Zürcher Fraumünster-Kloster und das Kloster Kappel Warmluftheizungen. Ab dem 12. Jahrhundert verbreitete sich der Kachelofen. Erst auf Burgen, dann in den Bürgerhäusern der Stadt und bald auch auf dem Land gibt es seither warme, rauch-freie Stuben. Butzenscheiben ermöglichten grössere Fenster und mit der Zeit wurde Flachglas für alle erschwinglich. Das 1835–1843 gebaute Zürcher Kantonsspital bekam eine Heisswasserheizung mit Druckleitungen, eine damals topmoderne neue Erfindung aus England. Schliesslich setzte sich aber die wesentlich günstigere Warmwasserheizung durch.

Von «Bambi» bis «Orion»: Kinovergnügen auf dem Land

Wenige Jahre nachdem die Gebrüder Lumière in Paris den Bildern das Laufen beigebracht hatten, konnte um 1900 das Zürcher Publikum im «Corso» erstmals eine Filmvorführung geniessen. Bald zogen Schausteller mit Wanderkinos umher und 1910 eröffnete in Uster das erste provisorische Landkino im Restaurant «Gambrinus». Trotz Widerstand der Behörden gegen die «triviale Unterhaltung» verbreitete sich der Film rasch als neue Kunstgattung. In den 1920er-Jahren entstanden mit dem «Schloss» in Wädenswil und dem Wetziker «Palace» extra für das Kino erstellte Bauten.

Als jüngstes Zürcher Landkino öffnete das «Claudia» 1963 seinen Saal. Noch heute unterhält es das Klotener Publikum. Quelle: Baudirektion Kanton Zürich, Archäologie und Denkmalpflege

Oscar-Verleihung, Filmfestivals und Regisseure wie Fellini und Hitchcock brachten dem Kino goldene Zeiten. Mehr als 30 Säle wurden auf dem Land eröffnet, ein Dutzend allein 1940 bis 1960. Vielfach standen engagierte Familienbetriebe dahinter, so Silvano Wacker im Zürcher Oberland und Josef Frei und Louis-Maria Stillhard im Unterland. «Bambi» und «Rex» in Bülach und «Speer» in Thalwil entstanden als traditionelle, eher zurückhaltende Bauten. Ab den 1950er-Jahren setzten das «Tivoli» in Schlieren und das «Orion» in Dübendorf dann städtebauliche Akzente. Andere Freizeitvergnügen liessen die Nachfrage aber bald einbrechen, sodass sich bis 1980 die Zahl der Landkinos halbierte. Ein Jahrzehnt später gelang die Trendwende und heute trotzen noch immer zehn Kinos dem Filmangebot auf anderen Kanälen.

Titelbild: Mit historischen Bildern und archäologischen Funden gelang die Rekonstruktion dieses Kachelofens von der Winterthurer Metzgasse aus der Zeit um 1200. Fotos: Baudirektion Kanton Zürich, Archäologie und Denkmalpflege


«einst und jetzt» – Die Zeitschrift zu Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Zürich
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