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Unterwegs mit dem Flugzeug

Für einmal sind es nicht ungeschickt gewählte Ausdrücke oder unfreiwillig komische Formulierungen, die ich mir notiert habe. Nein, es ist ein ganzer, mehr als halbseitiger Text, der mein Journalistenherz bluten lässt.

Da ist ein Kollege in einem Flugzeug unterwegs nach Athen. Für ein Interview mit dem Piloten. Ist wohl authentischer als eine Befragung in Kloten. Und, in Zeiten von Klimastreiks und CO2-Sparübungen, um einiges heikler. Aber wahrscheinlich war grad noch ein Sitz frei und da spielt es ja keine grosse Rolle. Akzeptiert.

Es ist der Text, über den ich mich aufgeregt habe. Da scheinen die Alpen so plastisch wie auf einem Relief, wird in der Kabine das Essen serviert und in Athen – oh Wunder! – steigen die Passagiere nach der Landung aus. Sind das News, die eine halbe Zeitungsseite wert sind?

Das Gespräch im Cockpit ist genauso wenig spannend. Ja, der Flugverkehr leidet unter Corona, der Pilot musste zwei Monate am Boden bleiben. Was seine Kinder übrigens gefreut hat. Und auch heute noch werden Flüge gestrichen.

Wie sich der Pilot seine Zukunft vorstellt, ob der überbordende Flugverkehr, zum Beispiel im Business-Bereich, nicht etwas durch elektronische Kommunikationskanäle gedämpft werden könnte – im Lockdown ging das ja auch – war anscheinend kein Thema. Ob sich ein Pilot vielleicht auch einen anderen Beruf vorstellen könnte, was er zur Klimaproblematik zu sagen habe – nein, für solche Fragen war kein Platz. Dafür hat man den Mont Blanc gesehen.

Da lobe ich mir die etwas abverheiten Meldungen, die mir ein treuer Leser, Thomas Kaegi, ab und zu weiterleitet. Sie sind wenigstens kurz. Also: «Stocker setzt an der Strafraumgrenze zum Doppelbass mit Frei an». «Offensichtlich glänzt der FC Basel nicht mit Tenören sondern mit Bässen», schreibt mein kritischer Zulieferer.

Oder zu einer grösseren Fahrleitungsstörung im Mittelland: «Die Ursache der beschädigten Fahrleitung wird nun abgeklärt.» Kommentar: «Die Abklärung kann sich die SBB sparen. Die Ursache ist, dass unsere Züge nicht mehr von Dampflokomotiven gezogen werden und es deshalb Fahrleitungen braucht.» Besser wäre es, man würde den Grund für die Beschädigungen an den Fahrleitungen eruieren.

Ein letztes Beispiel: In einer Berufsschule wurden sieben enge Kontaktpersonen in Quarantäne versetzt. «Was sind wohl enge Kontaktpersonen», fragt Kaegi. Und ich frage mich, ob es auch entfernte nahe Kontakte gibt. So rein virentechnisch gesehen. Also solche in Athen zum Beispiel. Könnte man ja mal hinfliegen und fragen.

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