StartseiteMagazinGesundheitSoftware-Dschungel beim Contact-Tracing der Kantone

Software-Dschungel beim Contact-Tracing der Kantone

Nicht nur Personalengpässe erschweren das Contact-Tracing in der Schweiz. Auch der Software-Dschungel der Kantone trägt dazu bei. So sind statt einer standardisierten Realtime-Lösung diverse Programme zum Contact-Tracing im Einsatz. Manche Kantone arbeiten sogar mit Excel. 

Das Contact-Tracing in der Schweiz droht angesichts der aktuell rapid steigenden Corona-Infektionen an die Grenzen zu stossen. Nebst knapp werdenden Personalressourcen erschwert die Software-Situation in den Kantonen ein effizientes Contact-Tracing. Eine Analyse des Onlinevergleichsportals comparis.ch bei den 26 Kantonen in der Schweiz zeigt, dass die Kantone unterschiedliche Programme für das Contact-Tracing verwenden; mitunter sogar Excel. Ein Kanton, der Excel einsetzt, plant zudem auch nicht, eine Software zu beschaffen, wie sie selbst Firmen für ihre Kundenbetreuung einsetzen.

Software-Dschungel verunmöglicht Echtzeit-Situationsanalyse

«Es ist unverständlich, warum bei so einer wichtigen Angelegenheit, wo Information das Wichtigste ist, der Bund auf die Durchsetzung eines einheitlichen Standards verzichtet», bemängelt Comparis-Gesundheitsexperte Felix Schneuwly.  Die fehlende Standardisierung hat Folgen für den Informationsfluss. So ist Email der Standard für den Datenaustausch mit dem Bundesamt für Gesundheit und den anderen Kantonen (15 Antworten zu dieser Frage erhalten). Nur zwei Kantone nannten das Informationssystem Meldungen des Bundes (ISM) als Hauptquelle für den Austausch.  

Und so gibt es denn auch keinen Realtime-Austausch der Daten. Während manche Kantone stündlich bis täglich ihre Daten melden, hat ein Kanton nur eine wöchentliche Meldung angegeben. Die Mehrheit der Kantone hat kein fixes Intervall (Total 15 Antworten erhalten). «Eine zentrale Echtzeit-Übersicht über alle Daten würde einen uneinheitlichen, aufwändigen Informationsaustausch überflüssig machen und würde helfen, schneller ein besseres Bild über die Entwicklungen in der ganzen Schweiz zu haben», kritisiert Schneuwly.

Kantone wissen nicht, was ihre Contact-Tracing Software kann

Kommt noch hinzu: Wer eine spezielle Contact-Tracing-Software verwendet, kennt oft nicht den ganzen Umfang der Möglichkeiten. So ist am weitesten verbreitet die Software «Sormas» (Surveillance, Outbreak Response Management and Analysis System); eine Entwicklung des Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI), des African Field Epidemiology Network (AFENET), des Nigeria Centre for Disease Control (NCDC) und der Vitagroup. 

7 Umfrageteilnehmende gaben in der Comparis-Umfrage an, dieses Programm fürs Contact-Tracing zu verwenden. Gefragt nach den unterstützten Features ist das Wissen aber höchst unterschiedlich. So gab nur ein Kanton an, dass die Resultatmeldung von Labors an Tracer mittels Sormas möglich sei. Ebenfalls nur ein Kanton gab an, dass die Erfassung von Reisequarantänepersonen durch Flughäfen, Bahnhöfe, Zoll etc. möglich sei.

Nebst Sormas sind gemäss den Kantonen ein Programm der KPMG, die Eigenentwicklung Odoo, das IES Informations- und Einsatzsystem KSP sowie die Software ecole im Einsatz. Übers Ganze gesehen bejahen alle 13 Befragten, die die Frage beantwortet haben, nur die Basisinformation «Erfassen der Indexpatienten». «Das ist eindeutig zu wenig. Es sollten alle möglichen Funktionalitäten ausgeschöpft werden und zumindest der kleinste gemeinsame Nenner gefunden werden», fordert Schneuwly.

Schlüsselkennzahlen werden nur teilweise erfasst

Als Folge der fehlenden Minimalstandards erfassen die Kantone unterschiedliche Informationen. 15 Umfrageteilnehmende beantworteten die Frage nach zusätzlichen Schlüsselzahlen. Hier wird keine einzige der von Comparis erfragten Schlüsselzahlen für eine verfeinerte Situationsabklärung von allen erfasst. «Das ist dramatisch. Denn so hilft der Appell des Bundesrates an die Selbstverantwortung der Bevölkerung gar nichts. Wir sind im Blindflug unterwegs», so Schneuwly.

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