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Früh mit Kindern und Jugendlichen über Medien reden

Die dieses Jahr gegründete Stiftung Manawa hat sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen bei ihrem Umgang mit Medien zu unterstützen und damit ihre Medienkompetenz zu fördern. Das ist anspruchsvoll und generationenübergreifend.

Eveline Hipeli (Bild), Kommunikationswissenschaftlerin und Medienpädagogin, ist Geschäftsführerin der Stiftung und treibt die Projekte vorwärts. Seniorweb befragte Eveline Hipeli, mit welchen Projekten die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen gestärkt werden kann:

Frau Hipeli, in der Zweckbestimmung der Manawa-Stiftung steht, die Stifter beabsichtigen mit den Projekten, die sie unterstützen, Kinder und junge Menschen auf vielfältige Art an Medien und ihren Konsum heranzuführen. Wie muss ich mir das vorstellen?

Eveline Hipeli: Es ist eigentlich ganz einfach: Kinder und Jugendliche wachsen heute ganz selbstverständlich in einer Welt auf, in welcher Medien sie umgeben, von Anfang an. Die blosse und häufige Nutzung verschiedener Medien macht aber noch niemanden medienkompetent. Wir möchten mit der Manawa-Stiftung Projekte unterstützen und ins Leben rufen, welche Kinder, Jugendliche und aber auch Erwachsene zu einem kritischen, kreativen, genussvollen und reflektierten Medienumgang befähigen. Dies kann auf ganz vielfältige Weise geschehen, aber ist meist mit aktiver Medienarbeit verbunden. Das heisst: die Konsumenten schauen hinter die Kulissen vieler Medien und Medienphänomene und werden für einmal zu Produzenten. Und lernen neue Facetten der Medien kennen, die sie zu Hause vielleicht so nicht in diesem Ausmass angetroffen hätten. Unsere Projekte haben zum Ziel, dass sich der Horizont punkto Medien (nebst nonmedialen Tätigkeiten) bei den Rezipienten erweitert.

Haben Sie schon erste Projekte gesprochen?

Erfreulicherweise verzeichnen wir bereits eine Vielzahl qualitativ hochstehender Projekte, obschon wir noch eine junge Stiftung sind. Wir haben bereits über einige Projektunterstützungen entscheiden können, und die nächsten stehen bereits an. Die kreativen Ideen der externen Gesuchsteller machen uns grosse Freude und zeigen das Potential auf, welches hinter dem Thema steckt.

Sind das Fremdprojekte, die an Sie herangetragen werden oder Eigenkonzeptionen?

Sowohl als auch – wir fördern externe Projekte, die innovativ und zeitgemäss sind, aber wir entwerfen auch eigene Projekte. Diese sollen in gewissem Sinne als «Leuchtturmprojekte» zeigen, wofür unsere Stiftung im Kern steht und auch andere zu ähnlichen Projekten inspirieren.

Ich denke es geht nicht darum, immer präventiv wirken zu wollen. In gewissen Dingen geht dies, andere Erfahrungen wird man als Mediennutzer aber auch zwangsläufig einfach mal machen. Entscheidend ist, wie man mit einer Medienerfahrung umgeht.

Wenn man früh (in der frühen Kindheit) mit Medienerziehung beginnt, kann man einem Kind und später Jugendlichen sehr viel Grundlagenwissen auf den Weg geben, welches nicht an einzelne Medienprodukte wie TikTok oder Snapchat gebunden ist. Es geht um Meta-Themen wie Privatsphäre, adäquate und gewaltfreie Kommunikation, Vergleichsmöglichkeiten, Selbstdarstellung, Unterhaltung, Kreativität und Kritikfähigkeit. Und selbst wenn ein Medium bereits genutzt wird, so kann man trotzdem noch pädagogisch mit den Rezipienten arbeiten.

Führen Sie ein Rennen gegen die Zeit?

Wenn, dann hinkt die Pädagogik generell in allen Fächern einen Schritt hinterher. Nicht nur im Bereich der Medien. Davon sollte man sich aber nicht verunsichern lassen. Selbst, wenn Erfahrungen mit Medien bereits gemacht worden sind, ist es nicht zu spät, mehr zu erfahren und im Gespräch Lustiges und Missverständnisse aufzugreifen. Man lernt nie aus. Schon gar nicht mit den Medien.

Sie sind auch Kinderbuchautorin, haben Bücher geschrieben und Figuren entwickelt. Wie unterscheiden sich Figuren, die heutige Kinder ansprechen, von Heidi und Pippi Langstumpf?

Ich stelle in der medienpädagogischen Praxis und auch bei der Elternarbeit immer wieder fest, dass klassische Medienfiguren sich über Generationen hinweg halten – manchmal werden diese «neu erfunden» und modernisiert. Aber ganz viele der Medienhelden unserer Kindheit gibt es heute immer noch. Oder dann in ähnlicher Form. Grundsätzlich bilden Medienfiguren für Kinder ja bestimmte Typen ab, mit denen man sich entweder identifizieren kann oder sich abgrenzt. Es sind Helden, Normalos, Rebellen, Aussenseiter. Aber mit den Geschichten und den Gefühlen, die vermittelt werden, können sich Kinder aus ihrer Lebenswelt heraus stets irgendwie angesprochen fühlen. Die Figuren haben sich vielleicht gar nicht so sehr verändert. Eher die Produktionsweise verschiedener Medienangebote und die Art, wie die Geschichten erzählt werden. Da merkt man natürlich schon Unterschiede, etwa zwischen den Disney Filmen von früher und den Versionen von heute.

Konsumieren Ihre Figuren auch Medien? Und wenn ja, wie konsumieren sie Medien?

Also speziell die Figuren in «Ulla aus dem Eulenwald», die Eule Ulla sowie ihre Freunde Anna und Peter, die konsumieren auch Medien. Und leben somit den jungen Kindern, welche die Bücher vorgelesen bekommen, eine mediale Normalität vor und eine unaufgeregte Art der Mediennutzung. Medien sind nicht schlecht – aber es kommt sehr darauf an, wie man schrittweise angeleitet wird, mit ihnen umzugehen. So kann es sein, dass Anna verträumt sich in Bücher vertieft, ihr Kollege Peter aber keck behauptet, er müsse doch gar nicht lesen lernen – es gäbe doch genug Geschichten, die via Fernsehen zu ihm gelangen. Oder es ergibt sich zwischen Ulla der Eule und ihren Freunden ein Gespräch über Werbung und was tolle Werbeclips für Gefühle auslösen, und wie man damit umgehen kann. Einmal schauen Peter und Anna auf dem Tablet einen Clip an, den Peter noch nicht richtig verstehen kann – und dann hat er einen Albtraum, den man dann zuerst einmal auflösen muss. In meinen Kinderbüchern hat es im Eulenwald sogar ein schnelles U-LAN Netz, damit Ulla abends auch mal einen Film streamen kann ;). Oder einen Bären, der beim Fischen Skype benutzt. Das ist das fantastische an Kinderbüchern. Fast alles ist möglich. Und es bringt schon die Jüngsten dazu, über Medien und ihre Erfahrungen damit zu sprechen. Und das möchten wir erreichen: sowohl mit dem Lehrplan 21 in der Schweiz als auch mit der Manawa-Stiftung.

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