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Woher kommt ihr denn?

Im Buch «Eingewanderte Wörter» von Matthias Heine lesen wir, dass in der deutschen Sprache Wörter aus aller Welt verwendet werden. In der Einleitung führt der Autor aus, dass, ähnlich wie Migranten aus fernen Weltgegenden, auch die Wörter nicht direkt nach Deutschland gekommen sind.

Sie hätten auf ihrer Reise Zwischenaufenthalte eingelegt. Und hätten sich dann im Rahmen eines jahrhundertelangen «Sprach-Hoppings» dem deutschen Sprachgebiet genähert. Auf dem Buchdeckel steht, zur näheren Bezeichnung was Wissbegierige erwartet: «Von Anorak bis Zombie».

Zwischenbemerkung

An dieser Stelle ist eine ernsthafte Zwischenbemerkung einzuschieben. Wörter werden von der Redaktion des Duden aufgenommen, wenn sie häufig und über verschiedene Textsorten hinweg anzutreffen sind. Wenn sie, kurz gesagt, allgemein verwendet werden.

So alle drei bis fünf Jahre wird der Duden aktualisiert. Am 12. August 2020 ist die 28. Auflage erschienen. 300 veraltete Wörter wurden gestrichen und 3000 neue aufgenommen. Die neueste Ausgabe umfasst 148’000 Stichwörter.

Dagegen nimmt sich natürlich das Buch von Matthias Heine bescheiden aus. Es umfasst die Beschreibungen von gegen 100 Wörtern. Blau gedruckt sind im Register jene Wörter, die beschrieben werden. Was in grauen Buchstaben daher kommt, ist im Kapitel eines blaugedruckten Wortes enthalten. Jedes blaue Wort ist mit einer Geschichte ausgestattet.

Heine schreibt: «Dieses Buch nimmt den Leser mit auf Reisen zu den Ursprungsorten der eingewanderten Wörter. (…) Bei näherer Betrachtung wird sehr deutlich: Unsere heimelige Muttersprache ist viel globalisierter als wir denken.» Es wird aber nicht nur die Herkunft beschrieben. Die Wörter werden auch in historische und politische Zusammenhänge gestellt. Letztere können ganz aktuell sein.

Tobias Jochheim schreibt in einer Besprechung im Internet (RP online) «Sprachliches, kulturgeschichtliches sowie unnützes, aber ungemein unterhaltsames Wissen dieser Art vermengt Matthias Heine zu seinem handlichen Band….» So fragt man sich beim Lesen bei jedem beschriebenen Wort wieder neu: was darf es denn dieses Mal sein?

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Ja, welchem dieser vielen interessanten Wörter oder Begriffe wollen wir uns jetzt zuwenden, wenn wir das Buch aufschlagen? Meine erste Wahl war «Berserker». Das tönt ja auch lautmalerisch ansprechend. Und wird als «Mensch ohne Selbstkontrolle und ohne Rücksicht auf sich und andere» umschrieben.

Als nächstes fesselt der «Kotau» meine Aufmerksamkeit. Dazu heisst es, wie erwartet: «Kniefall, unterwürfige Verbeugung» Das Spannende am Kommentar ist, dass Heine zuerst zwei aktuelle Begebenheiten nennt, in denen in den Medien Gesten bekannter Persönlichkeiten als «Kotau» bezeichnet werden. So wurde offenbar auch der Türkei-Flüchtlingsdeal zwischen Deutschland und dem türkischen Präsidenten Erdogan in gewissen Medien als «Kotau» bezeichnet. Dann folgen die Ausführungen darüber, was ein «Kotau» historisch bedeutete, eine Unterwerfungsgeste. Und in welchen geschichtlichen Zusammenhängen der Begriff Eingang in die deutsche Sprache fand.

Als drittes Beispiel picke ich mir einen völlig harmlosen Begriff, nämlich «Gletscher» heraus. Die Definition lautet: «aus Schnee entstandene Eismasse». Interessant ist die Geschichte des Wortes. Im 16. Jahrhundert sei es aus dem Schweizerdeutschen in die deutsche Literatursprache gekommen. Schon 1550 sei es in einem berühmten Werk «Cosmographia» verwendet worden. Ursprung des Begriffs sei wohl das rätoromanische «glatscher». Es wird ein Gedicht von 1679 zitiert, welches die Gefahren der Gletscher für ihre Umwelt beschwört. Dem fügt der Autor nüchtern an: «So bedrohlich das klingt: Heute macht uns nicht mehr das Wachsen der Gletscher, sondern ihr Schrumpfen Sorgen».

Das Buch ist originell und abwechslungsreich. Die Wörter werden nicht nach einem bestimmten Schema beschrieben. Als Leserin bekomme ich den Eindruck, der Autor erzähle bei jedem Begriff eine neue Geschichte. Und setze diese zusammen aus all dem Wissen, das er sich erarbeitet hat und das ihm im Verlaufe seiner beruflichen Tätigkeit gleichsam «zugeflogen» ist. Von geographischen und historischen Ausführungen bis zu anekdotischen Schilderungen finden wir alles.

Und jetzt noch dies: Matthias Heine, geboren 1961, ist deutscher Journalist und Autor verschiedenster weiterer Bücher, die sich ebenfalls mit Wörtern befassen.

Matthias Heine: «Eingewanderte Wörter», 2020 DuMont Buchverlag, Köln
ISBN 978-3-8321-9978-4

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1 Kommentar

  1. Merci à Judith Stamm pour sa présentation de l’ouvrage de Matthias Heine. Il s’agit bien d’un dictionnaire original. Ainsi «Der Gletscher», ces «glaciers sublimes» de nos chants patriotiques d’autrefois.

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