StartseiteMagazinKulturAm heimischen Lagerfeuer

Am heimischen Lagerfeuer

Sich nicht unterkriegen lassen, das ist derzeit die aufmunternde Devise des Zürcher Opernhauses während des anhaltenden Lockdowns. Dies ermöglicht im Monat Februar wiederum kostenlose Ausstrahlungen und Live-Streams, und zwar innovativer und länger als an allen vergleichbaren Premium-Musiktheatern.  

Lassen wir erst mal Claus Spahn, Chefdramaturg im Haus am Sechseläutenplatz, zu Wort kommen: „Zweihundert Kilometer nördlich von Zürich, im schwäbischen Blaubeuren, haben Höhlenforscher vor knapp fünfzig Jahren eine Flöte gefunden. Ein Mensch der Altsteinzeit hat sie vor ca. 35.000 Jahren aus dem Knochen eines Sing-Schwans gebastelt. Sie hat drei Grifflöcher, war zierliche zwölf Zentimeter lang und gehört zu den ältesten, bisher bekannten Musikinstrumenten der Menschheit. Es muss also so gewesen sein, dass die Steinzeitmenschen, wenn sie dem Säbelzahntiger entkommen waren, das Mammut erlegt und die Beeren gepflückt hatten, am Lagerfeuer sassen und sich schönen Dingen widmeten. 

Warum? Weil es dem Menschen offenbar von Urzeiten an ein Bedürfnis war, sich künstlerisch zu betätigen. Weil die geistbegabte Spezies Mensch sich dadurch von allen anderen Kreaturen unterscheidet. Weil Friedrich Schiller, der schwäbische Nachfahre der schwäbischen Steinzeitmenschen, in seinen Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen den in Stein gemeisselten Satz zu Papier gebracht hat: «Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.

Gianandrea Noseda wird in der Spielzeit 2021/22 Generalmusikdirektor des Zürcher Opernhauses

Es wird ja in den Zeiten, in denen Kunstorte wegen Corona schliessen müssen, viel darüber nachgedacht, wie wichtig so etwas Teures und Aufwendiges wie ein Opernhaus für die Gesellschaft ist. Es mag nicht wichtig sein. Aber die Menschen haben das, was darin zu erleben ist, schon immer gemacht. Wenn es in der Familie Feuerstein von der schwäbischen Alb neben der Flötenspielerin noch einen guten Geschichtenerzähler gab und eine geschickte Wandmalerin, dann ist das Dargebotene von einer kleinen Lagerfeuer-Oper gar nicht mehr so weit entfernt.“

Seinem Bekenntnis zu Schiller und zur lebensnotwendigen Muse lässt das Haus am See beredte Taten folgen. Musikliebhaber können auf ARTE, auf SRF 1 und 2 (Fernsehen und z.T. Radio) und als Video-on-Demand europaweit für sechs Monate in der Mediathek Musikperlen erster Güte kostenfrei erleben. 

„Ein deutsches Requiem“ – der bewegende Trost von Johannes Brahms

ARTE sendet das Requiem am Sonntag, 7. Februar, 17.30 Uhr, live aus dem Opernhaus. Der designierte Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda wird mit seiner Interpretation einen Vorgeschmack auf den Beginn seiner Amtszeit in der Spielzeit 21/22 geben. Philharmonia Zürich, Chor und Zusatzchor der Oper Zürich, die Sopranistin Camilla Tilling und der Bariton Konstantin Shushakov bringen das grosse Oratorium unter seiner Leitung und aus ungewöhnlichen Perspektiven zu Gehör. Am Karfreitag, 2.4., strahlt das Schweizer Fernsehen das Konzert anlässlich der Osterfeiertage abermals aus. Und am Gründonnerstag, 1.4. sendet SRF 2 das Requiem auch am Radio.

Das Ballett Zürich tanzt die preisgekrönte „Winterreise“

Die mit dem renommierten „Prix Benois de la Danse“ ausgezeichnete Choreografie von Christian Spuck wird am Samstag, 13. Februar, 19 Uhr, live auf der Website des Opernhauses zu erleben sein. Der Komponist Hans Zender schuf 1993 eine Orchesterfassung auf Schuberts Liederzyklus, welche die Philharmonia Zürich übertragen wird. Danach kann die Ballettproduktion als Video-on-Demand angeklickt werden.

Christoph Marthaler inszeniert Christoph Willibald Glucks „Orphée et Euridice“ 

Die Premiere wird am Sonntag, 14. Februar, 19 Uhr, live aus dem Haus am See gestreamt. Nach Gioachino Rossinis Il viaggio a Reims und dem feinsinnigen Händel-Pasticcio Sale darf man sich mit Orphée et Euridice auf die dritte Arbeit von Regisseur Christoph Marthaler und Bühnenbildnerin Anna Viebrock am Opernhaus Zürich sowie auf eine Gruppe von Marthaler-Figuren freuen, die gemeinsam mit dem Chor des Opernhauses die Ober- und Unterwelten von Glucks Oper als Zeugen der Ereignisse bevölkern werden. Stefano Montanari, einer der interessantesten Dirigenten und Barockgeiger der jüngeren Generation, leitet das Orchestra La Scintilla. Als Orphée stellt sich die junge russische Mezzosopranistin Nadezhda Karyazina vor, als Euridice ist die schweizerisch-belgische Sopranistin Chiara Skerath zu hören. Das Orchester wird wiederum aus dem externen Probesaal erklingen.

Ballettdirektor Christian Spuck inmitten seines Junior Ballett

„Impulse“ – Uraufführungen mit dem Junior Ballett

Die Ballett-Premiere wird Samstag, 27. Februar, 19.30 Uhr, als Live-Stream aus dem Stadttheater Winterthur übertragen und ist anschliessend bis Ende April als Video-on-Demand abrufbar.    

Alle zwei Spielzeiten präsentiert sich das Junior Ballett mit einem eigenen Ballettabend. Für den tänzerischen Nachwuchs des Balletts Zürich bedeutet es stets eine besondere Herausforderung, nicht nur existierendes Repertoire einzustudieren, sondern selbst unmittelbar an der Kreation neuer Stücke beteiligt zu sein. Für den neuen Abend werden drei Uraufführungen mit drei aufstrebenden, jungen Choreografen erarbeitet.

 

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