StartseiteMagazinKolumnenVon Helden und Stars

Von Helden und Stars

Helden sind keine Stars und Stars sind keine Helden. Mir scheint, dieser Unterschied werde in den Medien zu wenig beachtet. Da rasen Skifahrer über steile Pisten hinunter und Radrennfahrer buckeln über hohe Pässe. Federer sei der «Grösste aller Zeiten» im Tenniszirkus. Aber ist er auch ein Held? Es würde mich sehr überraschen, wenn er sich als einen wähnen würde. Schon einige dieser «Helden» sind bei ihrem Sport umgekommen, weil sie angetrieben waren, über ihre Grenzen zu gehen. Einige von ihnen wurden wegen Dopingmissbrauch angeklagt. Lance Amstrong ist  inzwischen aus der Siegerliste der Tour de France gestrichen worden. Ein Bergsteiger, der allen zeigen wollte, dass er als schnellster einen Berg erzwingen könne, stürzte ab. Er roch vielleicht am vermeintlichen Duft des Heldentums. Es genügte ihm nicht, unter den Kollegen ein Star zu sein. Er wäre wohl gern eine «Legende» geworden.

Von einem Heiligen werden Legenden erzählt. Oft sind sie fiktiv und enthalten einen wahren Kern. Unser Dorfpfarrer im Dorf wusste uns Kindern wunderbare Geschichten zu erzählen. Darunter solche von Märtyrern, die während der Christenverfolgung umgebracht wurden. Sie bezeugten die Wahrheit ihrer Religion und starben stellvertretend für Gläubige, die diesen Mut nicht aufbrachten. Am meisten unter diesen Legenden imponierte mir jene über den heiligen Aloisius. Er blieb mir unauslöschbar in Erinnerung, weil ich wahrscheinlich schon während des Erzählens wusste, dass ich niemals ein Heiliger werden konnte. Zumal ich bereits mehr als eine Sünde und zum Teil wiederholt die gleiche zu beichten hatte. Alois hatte nach dem Bericht des Pfarrers in seinem Leben nur zwei Sünden begangen, und diese erst noch nur in Gedanken. Ich verzichtete nur schwer,  Zuckerstückchen zu stipitzen, die im Küchenschrank versteckt waren. Stand nicht im Beichtspiegel: «Du sollst nicht naschen!» Legenden, lese ich in Wikipedia, sind erbauliche, religiöse Erzählungen von Märtyrern oder von Personen, die den Status eines Mythos erreicht haben.

Den Stars, von denen die Medien als Legenden berichten, dürfte niemals der Heldenstatus zuerkannt werden. Als einen Helden können wir Alexei Nawalny bezeichnen. Er wurde in Russland vergiftet und nur dank glücklicher Fügung gerettet. Nach der Gesundung in der Charité in Berlin entschloss er sich, in sein Land zurückzukehren. Er wusste wohl, dass er sich erneut der Gefahr aussetzte. Er riskiert in Russland zum wiederholten Mal sein Leben und kämpft weiter gegen Diktatur und Korruption. Ein Held riskiert für andere Menschen sein Leben. Lebensretter, die Menschen aus einer Gefahr, in die sie selbst geraten können, befreien, können als Helden bezeichnet werden.

Menschen mit grossen sportlichen Leistungen, die um des Ehrgeizes und des Erfolgs willen, ihr Leben aufs Spiel setzen und hervorragende Resultate erzielen, darf man bewundern und ihnen den Starstatus geben. Solche Stars findet man in allen Branchen: in der Wirtschaft, in der Wissenschaft, im Sport und im Alltag. Wenige Träger des Nobelpreises sind Heldinnen oder Helden. Zu ihnen zähle ich Mutter Teresa, die den Friedenspreis 1979 erhielt und von der katholischen Kirche 2016 heilig gesprochen wurde. Sie opferte ihr Leben für andere. Niemals aber würde sich Barak Obama trotz seiner Auszeichnung als Held brüsten. Für viele bleibt er indessen ein Star.

Eine Gesellschaft braucht Stars und Helden. Sie begeistern durch ihre Taten. Sie sind Jugendlichen Ansporn, sich im Leben in bestimmten Leistungen auszuzeichnen. Der Mensch befindet sich schon früh in in einer Umwelt, in der er sein Leben zu gestalten versucht. Da braucht er Vorbilder. Das Leben ist ein stetes Ringen um den Sinn, die der Mensch durch seine Tätigkeit erstreben kann. Gelingt sie ihm, findet er seine Erfüllung. Sie macht ihn zufrieden und glücklich. Die Selbstbestimmung in Beruf oder Sport führen zu einer Selbstbeschreibung, an der er ein Leben lang schreibt. Selbst vor dem Tod ist er damit nicht fertig. Er wird sich mit der Bezeichnung Held oder Star nicht zufrieden geben, sondern sich prüfen, ob er anständig gelebt und keine moralischen Schulden hinterlassen hat.

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