StartseiteMagazinLebensartDer (fast) politische Garten

Der (fast) politische Garten

Die Abstimmung über das Verhüllungsverbot haben wir ja hinter uns. Und jetzt das: Momentan präsentiert sich mein Garten in reinem Weiss. Nichts mehr mit Schneeglöckchen, Bärlauch und Primeln. Nicht mal mehr Unkraut ist zu sehen. Alles zugedeckt, verhüllt von einer Schneedecke.

Dabei habe ich, animiert von der politischen Kontroverse, wer was, wo, wieviel zeigen darf, in den letzten Wochen rigoros durchgegriffen. Bei meinen Lenzrosen (Helleborus orientalis), die auch Frühlings-Christrosen oder Nieswurz heissen, habe ich die grossen Blätter, unter denen sich die dunkelroten Blüten immer zu verstecken suchen, kräftig zurückgeschnitten. Und jetzt müssen sie ihre anmutigen Blütengesichtchen mit den gelb-weissen Staubbeuteln einfach zeigen.

Ja, ich habe sogar den Eindruck, sie stünden etwas aufrechter, stolzer da, als wenn sie sich unter dem ledrigen Laub ducken mussten. Natürlich werden die Stauden durch den Rückschnitt geschwächt. Macht aber gar nichts, im Gegenteil. Denn die Pflanze, die bereits im Februar zu blühen beginnt, neigt dazu, sich immer mehr auszubreiten und das ebenfalls schon jetzt blühende Kleinzeug wie Bluebells, Krokus oder die ersten Narzissen einfach zu überwachsen.

Stolz zeigt sie, vom Decklaub befreit, ihr Gesichtchen, die Lenzrose.

Nur den Schneeglöckchen können sie nichts anhaben. Wenn die sich einmal im Garten angesiedelt haben – bei mir dauerte es einige Jahre, bis es soweit war – dann lassen sie sich nicht mehr vertreiben.

Bei den Tulpen nützt es allerdings gar nichts, mit der Schere dem Verhüllungsverbot Nachdruck zu verleihen. Sie stehen da in kleinen Gruppen und wollen und wollen ihre Blütengesichter nicht zeigen. Und dabei freue ich mich doch jedes Jahr auf meine verwilderten Kleinen, die im Grunde ein Überbleibsel sind von einem gut gemeinten Geschenk.

Vor Jahren bekam ich eine grosse Tasche voller Tulpenzwiebeln geschenkt. Tulpen in allen Farben und Formen. Rembrandt hiessen sie und Papageientulpen und noch vieles mehr. Im Herbst steckte ich sie überall in meinem kleinen Garten in die Erde. Und sie blühten wirklich im kommenden Frühling. Gross und mächtig und so bunt, dass ich, mit meiner Vorliebe für vorwiegend weiss, gelb und allenfalls noch blau, etwas überfordert war.

Bald wird die Sonne die Tulpe «enthüllen».

Weil ich keine sehr fleissige Gärtnerin bin, verzichtete ich darauf, die Zwiebeln im Herbst auszugraben. So war die schreiend bunte Palette im nächsten Jahr schon sehr ausgedünnt. Und dann das kleine Wunder: Etliche der grossen, steifen Tulpen passten sich der Dimension meines kleinen Gartens an und mutierten zu nicht gerade klein- aber doch halbwüchsigen Zwergen.

Dafür verlegten sie ihre Blühzeit nach vorne – und stehen deshalb jetzt bereits bereit. Die grünen Deckblättchen sind zwar noch fest geschlossen und doch ein Versprechen, dass es nur ein paar warme Tage braucht, bis sie sich der grünen Maske entledigen und in vielen, allerdings sehr zarten Farben, den Garten schmücken. Wenn es denn dem Winterwetter gefällt, die weisse Ganzkörperverhüllung abzulegen und sich endlich so zu präsentieren, wie es die Abstimmung von vor einer Woche verlangt.

Ameisen «öffnen» die starren Hüllblätter der Pfingstrose …

Bei den Pfingstrosen helfen allerdings weder Schere noch Sonne, ihre von kräftigen Blättern verhüllten Knospen zu öffnen. Diese Hüllblätter sind nämlich mit einer Zuckerlösung «zugeklebt». Wer sich jeweils wundert, dass seine Päonien zwar dicke Knospen bilden, aber dann steckenbleiben, dem fehlen die kleinen Gartenhelfer, die Ameisen. Denn die sind es, die den «Zuckerguss» auf den Knospen, ich weiss nicht, ablecken oder so, und schon öffnen sich die dicken Blüten, die mir immer etwas vorkommen, wie wohlgerundete Matronen in weiten Röcken.

… damit sich die Blüte entfalten kann. (Bilder pixabay)

Es ist ein Trick, der kaum in einem Gartenratgeber zu finden ist, auch wenn das Knospendesaster oft beklagt wird. Von falscher Pflanzung ist die Rede, zu viel oder zu wenig Dünger und vielem mehr. Wer Pfingstrosen knospig für die Vase schneidet, braucht übrigens keine Ameisen im Wohnzimmer. Es reicht, die Knospen sorgfältig in warmem Wasser zu schwenken, vielleicht sogar ein bisschen abzureiben.

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