StartseiteMagazinLebensartSöldner, Reissäckler, Pensionenherren

Söldner, Reissäckler, Pensionenherren

Vom 15. bis Mitte 19. Jahrhundert waren eidgenössische Söldner von allen europäischen Mächten umworben.  Die neuste Ausstellung im Salzmagazin Stans zeigt die Entwicklung des Innerschweizer Beziehungsnetzes.


Die Schweiz besass nie Kolonien wie andere europäische Länder. Eidgenössische Söldner waren direkt an kolonialen Geschäften und Kämpfen beteiligt

Die Schweiz hat nie einen Weltkrieg erlebt, und doch war das Land 400 Jahre lang der grösste Lieferant von Kriegsdienstleistern. Schätzungen gehen heute von bis zu 1,5 Millionen Soldaten aus, die unter fremden Fahnen dienten.


Redewendungen, redigiert und gekürzt aus der Sammlung Reisläuferei – Ringgenberg-Niederried, Wehrwesen Bern, Hans Imboden und Christoph Studer, 2018

Beim Besuch der Ausstellung in die oberen Stockwerke wird der Besucher auf der Treppe mit den damaligen Kraftausdrücken konfrontiert: «Er wirft die Flinte ins Korn» oder «Er dreht den Spiess um» und «Är luegt i d Röhre».

Kanonendonner und Pulverdampf wird auf grossen Leinwänden mit heroischen Bilder simuliert. Sie setzen die Besucher in die früheren Jahrhunderte und erzählen von den damaligen Kämpfen der Söldner.

Jost Josef Traxler-Mayr von Baldegg (1759-1812) gehörte bis 1792 zum Schweizer Garde-Regiment in Paris.

 

Auch zahlreiche Nidwaldner leisteten fremde Dienste. Darunter sind Persönlichkeiten wie der Eremit Konrad Scheuber, ein Enkel des Niklaus von Flüe, oder Melchior Lussy, der heute als wichtiger Vertreter der katholischen Reform im 16. Jahrhundert gilt.

«Die Kriegsdienste waren für viele notwendig, blieben jedoch bis zum nationalen Verbot im Jahre 1859 stets umstritten. In Nidwalden unter anderem wegen der ungleichen Verteilung der Pensionenzahlungen. Das waren Zahlungen ausländischer Mächte an den Kanton und an politische einflussreiche Kreise, um Söldner werben zu können», erklärt Stefan Zollinger, Leiter des Nidwaldner Museums. «Ziel der Ausstellung ist es, den Besucherinnen und Besucher aufzuzeigen, wie das Söldnerwesen entstand und wie es die Innerschweiz prägte. Die Ausstellung folgt zahlreichen Einzelschicksalen von Innerschweizer Söldnern und Militärunternehmen. Sie thematisiert die Schrecken des Krieges, Heimweh, Abschied und Rückkehr.»


Helvetia anno 1612, Wunder Schweizerland, werthster Freyheit, höchst Zyr, Ölgemälde, unbekannter Künstler

Jürg Spichiger, Kurator der Ausstellung, war es wichtig, in dieser Zeitreise in die Zentralschweizer Vergangenheit auch die Perspektive der einfachen Söldner zu zeichnen. Dies erwies sich jedoch als schwierig. «Nur wenige Lebensläufe von Vertretern führender Familien, die in der Eidgenossenschaft das Soldgeschäft beherrschten, sind bekannt. Auch bei den Söldnerführern weist die Geschichtsforschung grosse Lücken auf. Das gilt erst recht für das Schicksal einfacher Söldner. Dank Aufzeichnungen in Sterbebüchern von Pfarreien und einzelner Dokumente in Staatsarchiven lässt sich zumindest ansatzweise ein Bild von ihnen zeichnen», erläutert Jürg Spichiger.

Sold ist Gold. Die Luzerner Ratsstube (links), Pensionenzahlungen (rechts). Eid. Chronik des Luzerners Diebold Schilling von 1513

Im 19. Jahrhundert kam «Borneo Louis», der Nidwaldner Louis Wyrsch, als Offizier auf den Gewürzinseln im Dienst der niederländischen Kolonialarmee zu Rang und Namen. Es dienten jedoch nicht nur angesehene Herren wie Lussy, Scheuber und Wyrsch. Im Gegenteil, in strukturschwachen Bergregionen wie Nidwalden bot der Solddienst zahlreichen jungen Männern aus ärmlichen Verhältnissen während Jahrhunderten oftmals die einzige Möglichkeit der Arbeitsmigration und einen Ausweg aus der Not.

Nidwaldner Soldtruhe, Eisenkassette mit zwei Schlüsseln, sechs Verriegelungen, innen Holzverkleidet aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts.

 

Dauerausstellung:
Nidwaldens Weg in die Moderne

Nidwalden widersetzte sich immer wieder dem Anpassungsdruck, den die übrige Schweiz in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts auf den Bergkanton ausübte. Bis 1848 lehnte  Nidwalden sämtliche nationalen Verfassungen ab und wurde 1798 sogar mit Waffengewalt zur Zugehörigkeit gezwungen. Sture Nidwaldner? Die Realität ist komplizierter. Neben einer gehörigen Portion Selbstbehauptungswillen war stets auch ein Kampf um die Privilegien der herrschenden Klasse im Spiel.


Tuilerien-Sturm vom 10. August 1792, kolorierte Lithographie des Historienmalers Henri Paul Motte (1846-1992) von 1892

Hinterwäldnerkanton Nidwalden? Keineswegs. Der Kleinkanton, der bis zum besseren Anschluss ans Eisenbahn-und Nationalstrassennetz 1964 geografisch stark isoliert war, brachte dank fortschrittlichen Persönlichkeiten auch erstaunliche Werke hervor: 1860 etwa die erste Acheregg-Brücke oder 1965 eine moderne, national anerkannte Verfassung. Und manchmal entschieden sich die Nidwaldner scheinbar gegen die eigene Vernunft: etwa 1954, als sie trotz Verlust der Gemeindeautonomie und Kulturland für den Anschluss ans Nationalstrassennetz stimmten.

Die historische Dauerausstellung geht solchen Fragen nach und bietet in sieben «Nidwaldner Geschichten» einen Überblick über die letzten 750 Jahre.

Die Ausstellung geht Fragen der wirtschaftlichen Verhältnisse nach und folgt zahlreichen Einzelschicksalen von Innerschweizer Söldnern und Militärunternehmern. Die Historischen Vereine Zentralschweiz, Nidwalden, Obwalden, Uri, Luzern, Schwyz und Zug ergänzen die Ausstellung mit diversen Beiträgen und Begleitveranstaltungen.

Die Ausstellung dauert bis 31. Oktober 2021.

Fotos: Josef Ritler

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