Man muss in der Kirche auf die Knie gehen, sich auf den Rücken drehen, um 120 Kunstwerke von 40 Kunstschaffenden unter den Sitzbänken zu sehen. Der Künstler Wetz geht neue Wege.
Beim Betreten der Kirche sucht man vergeblich die Werke der 40 Kunstschaffenden.
Normalerweise hängen Kunstwerke an der Wand. In der evangelisch-reformierten Kirche in Sursee LU kleben sie unter den Bänken, dort sieht man sie auf den ersten Blick nicht. Realisiert hat dieses Projekt der Künstler Wetz alias Werner Zihlmann, der vor vielen Jahren das abgeschaltete Radio Beromünster erworben und zum Kunsttempel KKLB umgewandelt hat.
Wetz demonstriert: Über den QR-Code erfährt man Details über den Künstler
Wie er auf die Idee gekommen ist, umschreibt er so: «Auf die Idee bin ich gekommen, als ich auf dem Weg zur Alp Munt im Oberengadin eine von einer älteren Frau angekündigte dritte Edelweiss-Gruppe suchte und diese erst fand, als ich liegend unter einer Steingruppe die entsprechende Durchsicht erreichte.»
Und so erlebt der Besucher die Ausstellung in der Kirche. Man fasst ein Kissen und sucht sich die an den Sitzbänken mit einem QR-Code versehenen Namen. 40 Künstler haben sich bereit erklärt, ihre Werke zu zeigen. Von Niklaus Troxler über Niccel Steinberger bis zu Heinz Julen. Wer mit dem Handy den QR-Code aufnimmt, erfährt alles über den Künstler.
Auf dem Rücken liegend und den Kopf auf dem Kissen kann der Besucher die Werke unter den Bänken besichtigen
Dann geht man in die Knie, dreht sich auf den Rücken und legt das Haupt aufs Kissen. Dann robbt man unter den Sitzbänken durch und bewundert die 120 Werke der Kunstschaffenden. Aus Coronagründen dürfen das nur 15 Personen auf einmal machen. Für die Besucher, welche eine Behinderung haben, steht neben den Kissen ein Selfie-Stick bereit. Mit diesem können die Besucher unter die Bänke schauen, ohne sich bücken zu müssen.
Niklaus Troxler
1947, LEBT UND ARBEITET IN WILLISAU UND BERLIN
Der Grafiker und Künstler Niklaus Troxler ist der Gründer der Willisauer Jazzszene. Von 1998-2013 war er Professor an der Staatl. Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.
Die reformierte Kirche in Sursee wurde für die Ausstellung Kunsthaus Sursee VIER neu renoviert. Alle Thomkins-Fenster wurden aufgefrischt und die ganze Kirche erscheint im neuen Glanz.
Bruno Fischer
1961, LEBT UND ARBEITET IN BONISWIL AG
Aufgewachsen neben dem Hinterland und heute tätig im schweiz. Mittelland. Die Beziehungen von Mensch, Tier und Umwelt waren prägend.
Gemalt hat es wie alle anderen Glasfenster Andre Thomkins, der zu der Gruppe Schweizer Künstler zählt, die sich in und um Düsseldorf niedergelassen haben. Er wohnt seit zwanzig Jahren in Essen; die Kunstakademie in Düsseldorf verlieh ihm vor kurzem eine Professur.
Wetz ist begeistert über die Glasfenster von Andre Thomkins
Wichtig für Wetz war die Sauberkeit der Kirche. «Erste Testläufe der Ausstellung zeigten, dass unser Konzept ‘unter die Bänke schauen’ sehr gut funktioniert. Die Besucher wollen möglichst alle Werke sehen. Der Boden ist zum Glück in der wunderschönen Kirche immer sauber geputzt. Er wird nun aber zusammen mit den Besuchern vermutlich zum saubersten Kirchenboden der Welt werden!»
Die Ausstellung dauert bis Samstag, 7. Mai 2022.
Öffnungszeiten: Montag-Samstag: 08:00-18:00, Sonntag: 13:00-18:00
Ab und zu finden Sie am Eingang die Mitteilung «Bitte nicht stören!» (Taufe, Beerdigung,…). Wollen Sie genau orientiert sein, so finden Sie die Daten fortlaufend auf der Webseite. https://www.reflu.ch/sursee. Bei einem spontanen Besuch müssen Sie damit rechnen, dass Sie eine Stunde warten müssen.
Das Gespräch Wetz mit Pfarrer Ulrich Walker: https://www.kklb.ch/kunsthaus-sursee/
Fotos: Josef Ritler