Ein Tag

Als ich das Buch «Der erste letzte Tag. Kein Thriller» von Sebastian Fitzek kaufte, bat ich in der Buchhandlung um «etwas ganz Neues». Der Roman ist im April 2021 beim Verlag Droemer herausgekommen. Neuer gehts nimmer! Toppen könnte ich das Datum nur noch, wenn mir jemand sein Manuskript vor der Veröffentlichung zum Lesen überlassen würde. Aber so eng sind meine Beziehungen zur Literaturszene nicht.

Interessant sind die Warnungen des Schriftstellers im Nachwort. Bei Freude am Buch solle man ja nicht blind nach einem weiteren Werk des Autors greifen. Offenbar hat er schon rechte Gruselgeschichten verfasst und sich einen entsprechenden Liebhaberkreis aufgebaut.

Das vorliegende Buch hingegen ist witzig, amüsant, animierte mich immer wieder zum Lachen auf offener Szene. Denn es ist die Geschichte einer verrückten Reise während der Winterzeit, von zwei jüngeren Menschen, Livius und Lea, durch Deutschland, von München nach Berlin, oder war es Hamburg? Geplant war ein Flug, doch es sollte anders kommen, sie reisten mit Mietwagen. Die beiden erleben alles, was der Fantasie eines Autors entspringen kann. Der geplatzte Koffer auf dem Förderband des Flughafens München stellt nur den harmlosen Anfang dar.

Einen Hinweis möchte ich noch all jenen geben, die «zügiges» Lesen lieben. Das ist bei Fitzek nicht zu haben. Immer wieder über Wortspielereien lachen zu müssen, hat mich erheitert. Aber dazwischen ergiessen sich noch philosophische Exkurse und tiefgründige Gespräche über das Leben zwischen den Reisepartnern. Wobei die Wortwahl und die Formulierungen, nun ja, für meine Generation, immer wieder etwas gewöhnungsbedürftig sind! Um das einmal diplomatisch zu umschreiben.

Aber, was soll `s, das Buch zu lesen hat sich für mich gelohnt. Am Schluss dachte ich mir: «Aha, so ticken die jüngeren Menschen heute!» Und fühlte mich um ein Stück Lebenserfahrung reicher.

Motto der Reise

Livio ist Buchautor und hat bei einem Verlag einen Vorstellungstermin. Lea ist Journalistin und schreibt für ein Frauenmagazin. Sie beschliessen, ihre gemeinsame Reise als Objekt der journalistischen Recherche zu gestalten. Und den Tag, den sie gemeinsam verbringen würden, als letzten ihres Lebens zu betrachten. Vor allem Leas Ideen führen zu einer Gestaltung des «letzten» Tages, wie sie herausfordernder nicht sein könnte.

Wir begleiten die beiden beim Besuch in einem Altersheim, wo sie die reinste «Enkeltrick-Nummer» abziehen. Nicht, um einen alten Menschen finanziell auszunehmen. Sondern um «Oma Gerda» mit der Illusion eines Enkelinnenbesuches zu erfreuen.

Livius, auf der Weiterfahrt darnach gefragt, was er schon immer mal machen wollte, sich aber nie traute, gibt sein Geheimnis preis: »Ich glaube, ich würde gerne bei meiner eigenen Beerdigung dabei sein».

Ich muss gestehen, diese Bemerkung katapultierte mich um Jahrzehnte in meinem Leben zurück. Ich musste in meinem Bücherregal zu einem Jugendbuch greifen: «Tom Sawyer» von Mark Twain (1835-1910). Darin ist genau dieses Ereignis beschrieben: das Dabeisein bei der eigenen Beerdigung. «Von dort her kamen jetzt durch den Mittelgang die drei toten Jungen anmarschiert: Tom an der Spitze, Joe hinter ihm, und Huck, eine Ruine aus Lumpen, geduckt in der Nachhut. Sie hatten sich in der unbenutzten Galerie verborgen und ihre eigene Leichenrede mitangehört!»

Diese Idee wird dann auch durch Fitzek gegen Ende des Buches noch eindrücklich, ja zu Herzen gehend, ausgestaltet. Selbstverständlich geht es in diesem Buch nicht nur um Menschen. Es geht auch um Tiere. Und um einen Tiertransporter, der vierundzwanzig Schweine geladen hat. Er wird durch Lea «umgeleitet» und die Tiere auf einen Gnadenhof geführt. Die finanzielle Transaktion, die diesen «Loskauf» der Tiere begleitet, führt dazu, dass Livio und Lea ihre Reise nicht im gemieteten BMW fortsetzen, sondern in einem «auseinander fallenden Schrottkleinstwagen».

Der Autor

Sebastian Fitzek, geboren 1971, gilt als Deutschlands erfolgreichster Autor. Er begann 2006 mit einem Buch «Die Therapie», ist unterdessen mit all seinen Büchern zuoberst auf den Bestsellerlisten zu finden, sie erscheinen in sechsunddreissig Ländern. Anzufügen bleibt, dass er es zunächst mit einem Studium in Tiermedizin versuchte, dann aber zur Juristerei wechselte und mit einer Dissertation über Urheberrecht abschloss. Er war Chefredaktor und Programmdirektor für verschiedene Radiostationen Deutschlands.

Nicht verschwiegen sei, dass ich im Internet auch auf den deutschen Literaturkritiker Denis Scheck, geboren 1964, gestossen bin, der an Sebastian Fitzek kein gutes Haar lässt. So soll er einmal über ihn gesagt haben: «Wie kann es sein, dass ein so talentloser, klischeeverhafteter und – mit Verlaub – dummer Autor landauf, landab von der deutschen Kritik als «Thriller-König» bejubelt wird?» Denis Scheck ist auf ARD in seiner Büchersendung «lesenswert» zu sehen, immer gegen Ende des Monats.

Es scheint, dass sich das aktuelle Buch von Fitzek, das ich bespreche, nicht eignet, um alle Facetten dieses Schriftstellers auszuloten. Man müsste wohl sein Gesamtwerk betrachten. Persönlich fühle ich mich dazu aber nicht gedrängt!

Sebastian Fitzek: «Der erste letzte Tag. Kein Thriller», 2021, Droemer Verlag München. ISBN 978-3-426-28386-8

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