StartseiteMagazinGesellschaftBesuch im Gardemuseum in Naters VS

Besuch im Gardemuseum in Naters VS

Seit 15 Jahren existiert in der bisher geheimen Festung der Schweizer Armee oberhalb Naters VS das Gardemuseum. Es zeigt unter anderem die Geschichte der Schweizer Garde. Ein denkwürdiger Besuch.

 Die Strasse zur Festung ist sehr steil. Mit Mühe fährt der Kleinbus bis vors Eingangstor. Im Bus sitzen 15 vor Jahren in die Zentralschweiz ausgewanderte Bewohner aus dem Wallis, Mitglieder des Walliservereins Luzern. Mit dabei ist der ehemalige Gardekommandant Pius Segmüller, der uns von seiner Tätigkeit in Rom erzählen wird.


Der Walliserverein Luzern vor dem Festungseingang

Wir werden vom Museumsführer Tony Jossen, einem ehemaligen Gardisten, herzlich begrüsst.  Wir erfahren, dass sich das Museum der Schweizer Garde in der ehemaligen Artillerie-Festung befindet, die 1939/1940 erbaut wurde und mit den Kanonen den wichtigen Simplonpass und den Simplon-Eisenbahntunnel schützten.

Museumsführer Tony Jossen begrüsst die Besucher

Die Festung beherbergte bis zu 200 Mann und ist mit allen Einrichtungen von der Küche bis zum Arrestlokal wie ein kleines unterirdisches Dorf. Bis 2002 war die Festung geheim. Inzwischen kaufte die Gemeinde Naters die Anlage.

Vor der Besichtigung besammeln wir uns in einer Kaverne und erhalten zum Mittag «Spatz» aus der Gamelle. Erinnerungen an den eigenen Militärdienst kommen hoch.

Stollengang

Der unterirdische Weg zur Ausstellung führt uns durch den dunkeln Stollen bis zur 50 Meter langen Munitionshalle, wo sich die Dauerausstellung befindet. Auf einer Zeitachse begegnen uns die Gardekommandanten der letzten 500 Jahre im Portrait, aber auch Gartenzwerge, die 1872 in Serienproduktion hergestellt wurden. In nachgebauten Wohnecken der Zeit um 1500, 1900 und 2000 finden wir Erklärungen, weshalb junge Männer damals wie heute nach Rom gingen bzw. gehen.

Auf Infosäulen verfolgen wir 24 Stunden im Alltag eines heutigen Gardisten und sehen historische Fotos. Ein veritabler Porsche steht für die Freizeit zur Verfüguing und in Video-Interviews erzählen junge und alte Gardisten von ihren Erfahrungen.


Kanonenrohr

Wir erleben hautnah die damaligen Armeestellungen bei Kriegsausbruch, den Rückzug der Schweizer Armee ins Reduit, die ehemalige Bewaffnung und vieles mehr. Der Zweite Weltkrieg ist spürbar und in den historischen Stollen allgegenwärtig. Das Museum vermittelt einen unvergesslichen Eindruck jener unheilvollen Zeit. Zeigt aber auch den ungebrochenen Wehrwillen der Armee und der Schweizer Bevölkerung.


Garde-Uniformen in der Schatzkammer

Ein anderer Raum heisst die Schatzkammer der Garde. In endlosen Reihen von Betongestellen werden persönliche Gegenstände der Gardisten ausgestellt, die von Gardisten und deren Angehörigen dem Gardemuseum übergeben wurden. Fotoalben, Medaillen, die goldene Schallplatte der Gardemusik, Hochzeitsschuhe, Identitätskarten aus dem Vatikan, Unerwartetes und Kitschiges. Einst lagerten hier tausende von Geschossen für die Kanonen.


Pius Segmüller trifft auf Pius Segmüller (rechts auf dem Gemälde)

In der dritten Kaverne trifft Pius Segmüller, der von 1998 bis 2002 Kommandant in Rom war, auf sein Konterfrei auf einem Gemälde an der Wand. Mit edlem, italienischem Marmor ausgelegt ist der Saal das Prunkstück des Gardemuseums.

Ehemalige Gardisten

Das Museum wurde im Jahre 2006 von Bundesrätin Micheline Calmy-Rey eingeweiht. Eine der Museums-Paten ist die Fürstin Mariae Gloria von Thurn und Taxis, Trägerin des Päpstlichen Ritterordens des heiligen Gregors des Grossen.

«Sie war noch nicht hier. Wir wünschen, dass sie uns einmal besucht,» sagte Tony Jossen lachend und verabschiedete uns zackig.

Eine persönliche Geschichte des Autors erinnert an eine Gegebenheit in seiner früheren Jugendzeit: Mein Vater war damals Feldweibel und verriet mir, bevor er wieder auf dem Simplon einrückte, dass dort oben eine geheime Festung gebaut wird. «Du darfst das niemandem sagen, sonst komme ich ins Gefängnis, weil ich dir das verraten habe.» Und heute besichtigen wir die Festung ohne jegliche Gefahr. Wie sich die Zeiten ändern.

Fotos: Josef Ritler

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1 Kommentar

  1. Im Namen des weltweit einzigen Kulturzentrums der Päpstlichen Schweizergarde in der ehemaligen Simplonfestung von Naters danke ich dem Präsidenten des Walliser Vereins Luzern und den Mitgliedern für den Besuch ganz herzlich. Die Gardisten haben seit der Eröffnung am 11.11.2006 (500 Jahre Schweizergarde) 3650 Führungen mit über 50’000 Besuchern und Besucherinnen absolviert. Ein Erfolg, den wir so nie erwartet haben.
    Mit Gardistengruss acriter ed fideliter
    Tony Jossen, Stiftungsrat

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