StartseiteMagazinKulturVon mächtigen Kriegern und tragischen Helden

Von mächtigen Kriegern und tragischen Helden

Die Geschichte der legendären Samurai-Krieger ist Thema der neuen Sonderausstellung im Bernischen Historischen Museum (BHM). Im Zentrum stehen Leihgaben aus der renommierten Privatsammlung «Ann und Gabriel Barbier-Mueller», Dallas (USA). Ergänzt werden diese durch Waffen aus der Sammlung des BHM.

Über 700 Jahre prägten die legendären Samurai-Krieger die Geschichte und Kultur Japans. Ihr Mythos erzählt von Tapferkeit und Loyalität, von Macht und Intrigen. Ihr Ethos und die Ästhetik ihrer Rüstungen faszinieren bis heute. «Mythos Samurai. Die Sammlung Ann & Gabriel Barbier-Mueller» präsentiert die Geschichte der Samurai anhand von Rüstungen und Waffen, welche die gesellschaftlichen, militärischen und künstlerischen Entwicklungen jener Zeit widerspiegeln. Die Spanne reicht von den Anfängen des Kriegertums über die ereignisreiche Herrschaft des Schwertadels bis zu den Spuren in der modernen Populär- und Unterhaltungskultur.

Drei Reiter. Die Ausstellung macht die bewegte Geschichte der Samurai erlebbar. Foto: © Stefan Wermuth

Die Legendenbildung um die Samurai hat die darstellende Kunst, die Literatur, die Theatertradition Japans, aber auch die weltweite Film- und Gaming-Industrie nachhaltig geprägt. Wer waren die Samurai? Aufopfernde Diener? Furchtlose Kämpfer? Mächtige Clanführer und Landesfürsten? Tugendhafte Staatsbeamte oder arbeitslose Taugenichtse? Tragische Helden? Je nach Zeitepoche entspricht jede Beschreibung den Tatsachen.

Im 4. Jahrhundert bewaffneten sich japanische Bauern nach chinesischem Vorbild und verteidigten mit primitiven Rüstungen ihren Besitz. Der Begriff «Samurai» taucht erstmals in der «Heian-Zeit» (794-1185) auf. Deren damalige Funktion: Treue Diener, die Schutzaufgaben wahrnahmen. Im 12. Jahrhundert stiegen die Samurai zum Schwertadel auf und wurden professionelle Krieger. Der japanische Kaiser verlor seine Macht an den militärischen Oberbefehlshaber, den «Shogun», dem die regionalen Samurai-Fürsten, die «Daimyo», unterstanden. Es entwickelte sich eine spezifische Kriegskultur, deren Eigenschaften bedingungslose Treue, Ehre und Disziplin waren. Aus dieser kriegerischen Zeit stammt das Klische des blutrünstigen, unter Einsatz des eigenen Lebens kämpfenden Samurai.

Eiserne Vollmaske (Schmuck) aus der späten Edo-Zeit um 1710. Foto: © Brad Flowers

In der Edo-Zeit (1603-1868) herrschte Frieden. Aus den Kriegern wurden Beamte, die Gesetzessammlungen schufen, welche die Ideale und die Ethik der Samurai hochhielten. Zementiert wurden die Werte der Kampfkunst der Samurai: Mut, Respekt, Güte, Ehrbewusstsein, Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit und Treue. Der Ehrenkodex ist unter dem Begriff «Bushido» bekannt. Die Samurai konzentrierten sich auf die Verwaltung der japanischen Städte. Nicht wenige verfielen dem Müssiggang oder landeten in der Armut. Als «Ronin» verpfändeten sie ihre Rüstungen, Schwerter und verloren ihre Status. Die Meiji-Restauration stellte 1868 die kaiserliche Vorherrschaft wieder her, die Samurai wurden entwaffnet, ihre Standesprivilegien aufgehoben. 1877 versuchten die entmachteten Krieger noch eine Rebellion, die allerdings in der Shiroyana-Schlacht niedergeschlagen wurde.

Prächtige Rüstung aus der frühen Muromachi-Zeit um 1600. Die beiden «Fächer» wurden während den Schlachten zur Übermittlung von Nachrichten benutzt. Foto: © Stefan Wermuth

Die Ausstellung zeigt Gegenstände aus allen Samurai-Epochen. Spannend sind die farbigen Rüstungen, anfänglich aus einfachen Lamellen gefertigt, mit der Erfindung der Schusswaffe dann aus Eisenplatten geschmiedet. Die Krieger trugen Masken und schützen ihre Köpfe mit prachtvollen Helmen. Unter den zehn bis zwanzig Kilogramm schweren Rüstungen trug man ein Unterhemd, Unter- und Oberschenkel-Schoner, darüber einen Nackenschutz und massige Schuhe. Über die Rüstung wurde ein Waffenrock geworfen.

Zur Zier gepanzert waren auch die Pferde. In der Ausstellung sind lebensgrosse Tiere mit Sattel, Steigbügelhalter und Reiter ausgestellt. Als Waffen setzten die Kämpfer das gekrümmte Samurai-Schwert, die Lanze, den Speer, Pfeil und Bogen, aber auch eine Art Kettensichel ein. Eine Kriegstrommel wurde zur Weitergabe von Befehlen genutzt. Als die Samurai nicht mehr Krieg führten, sondern Beamte wurden, dienten Rüstung, Waffen und Schmuck als Statussymbole oder traditionelle Kulturobjekte bei Paraden. Denselben Zweck erfüllten Kinder-Rüstungen, die in der Ausstellung ausprobiert werden dürfen.

Flammenhelm aus der frühen Edo-Zeit, um 1630. Foto: © Brad Flowers

Deutlich wird in der Berner Schau die Entwicklung der Ausstellungsobjekte vom Kriegsgerät zum Kulturgegenstand. Die Samurai-Fürsten zeigten mit den Rüstungen gerne ihre Macht und bildeten sich kulturell weiter. Ihr Mythos prägte Legenden, kreierte Märchen und Gedichte. Wunderbare Wandbilder, Gemälde und Statuen entstanden.

Entsprechend reichhaltig sind die mit der Geschichte Japans verbundenen Exponate. Zu entdecken gibt es Darstellungen über Flora, Fauna, die Literatur und Mythologie. Dabei stösst man auf religiöse Motive, Gottheiten sowie Symbole, die an entscheidende Schlachten erinnern. Vertieft wird auch die Rolle der Frauen im Kriegerstand.

Die Samurai dienen der Unterhaltungs- und Konsumgüter-Industrie bis heute als unerschöpfliche Inspirationsquelle. Foto PS

Aus dem Mythos «Samurai» holte sie die Film- und Spielzeugindustrie des 20. Jahrhunderts fantastische Ideen und Klisches. Bekannt sind etwa die Ninja-Turtels, kriegerische Figuren, die ausserhalb der Samurai-Tradition als geheime Agenten, Spione oder hinterhältige Urheber von Anschlägen wirkten.

Selbst Darth Vater, ein aus den Star-Wars-Filmen bekannter, dunkler Protagonist, hat seinen Ursprung in der Samurai-Mythologie. Hollywood- und Netflix-Filme mit wilden Kämpfern sorgen seit Jahren in den Kinos für Kasseneinnahmen. Entsprechende Filmplakate und Figuren sind im letzten Raum der Berner Schau zu sehen.

Das Ausstellungsplakat. Foto PS

Die Sonderausstellung im BHM wird ergänzt durch Führungen für Erwachsene, Kreativworkshops zu vielfältigen Aspekten der japanischen Geschichte, Kunst und Kultur, Familienateliers für Eltern und Kinder, interaktive Rundgänge für Schulklassen, eine Film-Reihe sowie Fachvorträge auf Deutsch und Französisch. Vom November 2021 bis Februar 2022 lädt das BHM zum Format «Ein Abend im Museum – die Japanreihe» ein. Kinder und Jugendliche können das Ausstellungsthema «Werde Samurai» auf eigene Faust entdecken.

Die Samurai-Collection des «Ann & Gabriel Barbier-Müller Museums» wurde 2012 im Haus der historischen St.-Ann-Schule in Dallas eingerichtet und ist einzigartig in ihrer Art. Die Stifterfamilie hat Schweizer Wurzeln. Gabriel Barbier-Mueller wurde in Genf geboren, seine Mutter stammt aus Solothurn. Die in Bern gezeigten Exponate wurden seit 2012 in mehr als zehn Städten weltweit gezeigt.

Die Sonderausstellung im Bernischen Historischen Museum www.bhm.ch dauert bis zum 5. Juni 2022.

Titelbild: Rüstung und militärische Ausstattung aus der späten Momoyama- bis Edo-Zeit, um 1600. © Bernisches Historisches Museum. Foto: Stefan Wermuth

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